Fühlt ihr euch gerecht und fair bezahlt?
Ich habe gelesen, dass das Institut der deutschen Wirtschaft eine Studie veröffentlicht hat, wonach die Mehrheit der Arbeitnehmer in Deutschland mit ihrem Lohn zufrieden sein sollen. Insgesamt sollen 61 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrem Lohn sein. Im Westen soll der Anteil höher sein als im Osten.
Mich würde mal interessieren, wie ihr persönlich das empfindet. Seid ihr der Ansicht, dass ihr gerecht und fair bezahlt werdet? Oder fühlt ihr euch unterbezahlt? Meint ihr, dass das Resultat dieser Studie die Situation in Deutschland tatsächlich wiederspiegelt? Oder zweifelt ihr die Methoden und die Auswahl der Studienteilnehmer an und haltet sie für wenig repräsentativ?
In meinem Beruf gibt es ganze 17 unterschiedliche Lohnstaffelungen. Diese sind angepasst an den eigenen Qualifikationen wie Studium, Hochschulabschluss und entsprechende andere Nachweise über erbrachte Leistungen. Das ist gar nicht so einfach, da manchmal durchzublicken und ob es fair ist, jemanden der gut und dieselbe Arbeit mit einem Hochschulabschluss geringer zu vergüten, als die eines besser qualifizierten, das sei dahingestellt.
Ich bin generell nicht unzufrieden, aber was ist denn auch schon fair? Ich habe in meinem Beruf mit Menschen zu tun, wo es nicht gut Kirschen essen heißt. Bedrohungen sind an der Tagesordnungen, die auch durchaus schon das Privatleben erreicht hatten. Ich befinde mich in Milieus, wo Waffen tragen zum Alltag gehört, wo Frauen regelmäßig geschlagen und brutal misshandelt werden, wenn ich denen helfen möchte und auf bitten der Damen auch muss, kann das mein eigenes Leben immer irgendwo in Gefahr bringen.
Allgemein ist unser Berufsbild immer auch den müden Belächelungen unterworfen. Wir hätten ja so viel Freizeit, weil wir durch die Gegend fahren, laufen dürfen, Straßenkids helfen, Odachlosen usw. Das hier aber viel Arbeit, Leid, Elend und Kraft hintersteckt, vergessen viele, weil es immer um gesellschaftliche Schichten geht, die man vergisst, wo man gerne das Recht aussetzen möchte und sie am liebsten „dumm sterben lassen“ möchte, um es mal salopp zu sagen.
Was ist also schon fair? Ich bin mit dem Geld sicherlich zufrieden und komme gut klar. Die Verhältnismäßigkeit, dass sich Politiker jetzt wieder mal die Frechheit erlauben, die Taschen dicker zu befüllen, aber weniger an der Realität leben wie ich und sie genau meine alltägliche Realität teilweise schön reden, kotzt mich viel mehr an.
Mein Ex-Freund war Polizist oder ist es noch, das weiß ich nicht. Sein Gehalt war weniger als das meinige und das finde ich auch schon ein Witz des Jahrhunderts. Jeden Tag Beschimpfungen, Beleidigungen, Angriffe, Klientel, die den Rechtsstaat auslachen und mehr. Der hat teilweise so gelitten und ein Leben? Das hatten wir irgendwie auch nicht so richtig.
Ich verdiene mehr als mancher Polizist, der täglich noch weiteren Gefahren und Arbeitsaufwänden unterlaufen ist, dann ist mein Gehalt wiederum vollkommen unfair. Ich verdiene derweil auch mehr, als jeder Ehrenamtler im Frauenhaus, im Jugendamt oder sonst wo, der dieselbe Leistung macht und helfen will. Auch irgendwie unfair.
Was also wirklich fair oder nicht, liegt wohl im Ermessen der Betrachter. Wenn man mein Gehalt mit anderen vergleicht, ist das nicht fair. Auch wenn meine Arbeit kein Wunschkonzert, Zuckerschlecken oder sonst was ist.
Ich sehe es so ähnlich wie Kätzchen: Was ist schon fair? Und was bleibt einem anderes übrig, als sich mit seinem Gehalt abzufinden, wenn alle KollegInnen, die die gleiche Ausbildung, Studium oder was auch immer haben, genauso viel oder wenig verdienen? Verglichen mit Fußballprofis oder Vorstandsvorsitzenden von irgendwelchen Konzernen verdienen die meisten Normalbürger gar nichts, bestenfalls ein Taschengeld, um bescheiden über die Runden zu kommen. In meinen Augen fällt das unter: Das Leben ist nicht fair.
Es nützt ja nichts, wenn ich neidisch auf Leute schiele, die relativ stressfrei das Fünffache von mir verdienen und mir denke, wie unfair das doch ist. Das versaut mir nur die Laune und erhöht mein Gehalt um keinen Cent, und ich wusste von Vornherein, dass meine gewählte Branche nicht zu den lukrativsten, aber eben auch nicht zu den anstrengendsten und/oder gefährlichsten gehört. Und ich kann mir vorstellen, dass es vielen anderen Arbeitnehmern im breiten Mittelfeld genauso geht: Es könnte zwar durchaus ein bisschen mehr sein, aber wenn man schon gefragt wird, kann man sich als relativ zufrieden deklarieren.
Wenn ich einfach nur betrachte, welche Qualifikationen ich mitbringe und wie viel Erfahrung ich habe, dann ist mein Job fair bezahlt. Natürlich ist es kein Vergleich zu einem der Top-Vorstände bei den großen Konzernen oder einem Profi-Fußballer im Star-Verein der ersten Bundesliga. Aber für das, was ich tue, ich das Geld, das dabei reinkommt, in Ordnung.
Das war auch durchaus schon anders. Bei meiner ersten Ausbildung hätte ich heute ziemlich genau das mittlere Einkommen gemäß Statistik getroffen. Das finde ich für einen Ausbildungsberuf in einem typischen "Frauenjob" ziemlich in Ordnung. Es gibt Studiengänge, von denen lebt es sich schlechter.
Und da wären wir auch schon bei Studiengang Nummer 2. Da würde trotz einer Studiendauer von rund sechs Jahren nur unerheblich mehr verdienen. Das würde ich dann nicht mehr unbedingt als fair bezeichnen. Da käme ich mir ziemlich unterbezahlt vor, weil Verantwortung und Arbeitsbelastung durchaus höher wären.
Aber für Studiengang Nummer 2 habe ich es ziemlich gut getroffen. Klar, es gibt Menschen in diesem Bereich, die verdienen besser. Aber das sind gar nicht so viele. Die Mehrheit hat eher weniger und selbst mit etwas weniger wäre ich immer noch durchaus zufrieden. Da sehe ich andere Berufsgruppen, die nach meinem Empfinden tatsächlich keine fairen Löhne haben und ich bin froh, dass ich nicht dazu gehöre.
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