Frust im Job ansprechen oder nicht um Nachteile zu vermeiden
Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass ich mit meiner Tätigkeit an der Uni nicht sehr zufrieden bin. Über Monate hinweg sollte ich da bisher Tonaufnahmen von Diskussionsrunden abtippen. Nun war ich endlich damit fertig und meine neue Aufgabe bestand darin, Studienübersichten in ein Programm einzupflegen. Wie genau das geht, wollte oder konnte mir auch auf Nachfrage keiner so genau sagen und dann habe ich es so gemacht, wie es mir sinnvoll erschien. Es stellte sich aber heraus, dass das falsch war, dann hieß es, ich soll es anders machen, also musste ich nochmal komplett von vorne beginnen und dann war es auch wieder nicht richtig.
Diese Tätigkeit nervt mich inzwischen eigentlich nur noch. Einen Teil meiner Aufgaben habe ich eine Bekannte gegen Bezahlung erledigen lassen, aber das mit dem Hochladen der Studien kann ich niemanden erledigen lassen, weil mir ja selbst nicht klar ist, wie das nun konkret alles erfolgen soll. Mich frustriert das schon sehr, aber kündigen wollte ich nun auch nicht, weil das Ganze als Nebenjob ja immerhin einen Teil meines Einkommens ausmacht und ich habe zwar eine weitere Stelle in Aussicht, aber die beginnt erst in drei Monaten und wenn Corona so bleibt wie jetzt, dann verschiebt sich das noch. Daher würde ich aus taktischen Gründen die Stelle schon erstmal noch behalten.
Aus dem Grund habe ich Bedenken davor, das mal wirklich offen anzusprechen. Nächste Woche habe ich allerdings ein Telefonat mit einem der dortigen verantwortlichen an der Uni und da soll es auch um dieses Programm gehen, in das ich die Studien einpflegen soll. In mir brodelt es schon, meine Unzufriedenheit mal zu thematisieren und auch zu kritisieren, dass die mich mit dem Programm mehrfach haben gegen die Wand laufen lassen, sodass ich mehrfach wieder von vorne anfangen musste. Wenn ich das aber anspreche, dann könnte ich mir auch vorstellen, endet das nur im Streit und auch wenn meines Wissens nach die Uni einem nicht kündigt, könnte es ja das Klima schon deutlich vergiften.
Denkt ihr denn, dass es sinnvoll wäre, das mal anzusprechen? Ich glaube nicht, dass sich dadurch etwas ändert, denn meiner Einschätzung nach gibt es keine besseren Aufgaben bzw. die besseren Aufgaben machen meine Vorgesetzten eben selbst und ich bekomme nur den Rest. Wäre es besser, die Füße still zu halten und aus taktischen Gründen weiter so zu tun als würde man da brav mitmachen?
Ich würde es schon ansprechen, denn gerade wenn das doch länger dauern sollte, dann muss man ja auch eine Lösung finden. Wobei immer der Ton die Musik macht und daher muss man einfach überlegen, wie man es sagt und wenn sich dann der Vorgesetzte beschwert und es eskalieren lässt, dann ist das ja auch nicht gerade professionell.
Ich meine, wenn dir das keiner richtig erklärt hat oder es einfach nicht funktioniert und dich das selber frustriert und nervt, dann kannst du ihn ja durchaus fragen, ob es dafür vielleicht eine Arbeitsanweisung gibt, da du nicht gut eingewiesen wurdest in das was du machen sollst und daher nicht weiterkommst.
Ich finde man sollte Probleme schon ansprechen können ohne gleich Konsequenzen befürchten zu müssen. Gerade wenn es nicht läuft ist es ja im beiderseitigen Interesse dies auch sinnvoll zu klären und würde da eine andere Person sitzen, würde die das ja auch nur mit einer Erklärung der eigentlich zu erledigenden Arbeit machen können.
Jobfragen sind meiner Erfahrung immer tricky, weil neben dem Zwischenmenschlichen auch immer Fragen der Effizienz und Rentabilität eine Rolle spielen. Sprich, mein Chef würde mir gerade bestimmt auch rein menschlich gesehen lieber interessante Aufgaben geben als die nervige Fleißarbeit, die ich zurzeit auch machen muss, aber coronabedingt bleibt ihm gerade nichts anderes übrig. Und als "einfache Angestellte" muss ich mich wohl oder übel an die Arbeitsaufträge von "oben" richten.
Meine Frage bei Jobthemen war immer: Was erhoffe ich mir davon, dass ich mich beschwere? Dass mein Chef über mein Seelenleben informiert ist, mag auf privater Ebene durchaus eine Rolle spielen, und es versteht auch jeder, dass Datenbereinigung (in meinem Fall) nicht jedermanns Lieblingsbeschäftigung ist, aber wenn der Kram tatsächlich erledigt werden muss und die effizienteste Lösung ist, dass Frau Gerbera das macht, denke ich mir, dass ich dann eben den Allerwertesten zusammenkneifen und auf bessere Zeiten warten muss.
Wenn ich dagegen anschaulich darlegen könnte, dass meine Fähigkeiten und Stärken dem Unternehmen viel besser bei Tätigkeit X nützen können, und Kollegin Y schon öfter erwähnt hat, dass sie auch gern Kommas ergänzen würde, sieht meine Verhandlungsposition schon ganz anders aus. Kurz, ich gehe immer davon aus, dass es meinen Vorgesetzten relativ egal ist/sein muss, wie viel oder wenig Frust ich schiebe, solange die Arbeit gemacht wird.
Entweder ich bringe objektiv bessere Alternativen vor, die meinen Frust lindern, ohne dem Unternehmen Umstände zu machen, ich beiße mich durch, oder (das widerstrebt allerdings meinem Arbeitsethos) ich stelle mich so lange blöd an und mache dem Chef zusätzliche Arbeit, bis er mir eine andere Aufgabe zuschanzt. Dann bin ich aber auch selber schuld, wenn die neuen Aufgaben noch viel dröger sind und mich noch mehr unterfordern. Das Spiel können nämlich mehrere spielen.
Gerbera hat geschrieben:Meine Frage bei Jobthemen war immer: Was erhoffe ich mir davon, dass ich mich beschwere? Dass mein Chef über mein Seelenleben informiert ist, mag auf privater Ebene durchaus eine Rolle spielen, und es versteht auch jeder, dass Datenbereinigung (in meinem Fall) nicht jedermanns Lieblingsbeschäftigung ist, aber wenn der Kram tatsächlich erledigt werden muss und die effizienteste Lösung ist, dass Frau Gerbera das macht, denke ich mir, dass ich dann eben den Allerwertesten zusammenkneifen und auf bessere Zeiten warten muss.
Ja schon, das trifft es gut. Ich habe den Eindruck, da steckt viel Frust in mir und der muss mal irgendwie raus. Zudem habe ich teilweise den Eindruck, dass die Prioritäten falsch gesetzt werden. Also so eine Software zum Speichern von Studien habe ich nie bei meinen Abschlussarbeiten verwendet. Ich wusste, dass es das gibt, aber die Programme sind so kompliziert und fehleranfällig, dass man meiner Meinung nach nur unnötigen Aufwand damit hat und dass es daher eigentlich besser ist, wenn man die Studien einfach als Dokument beispielsweise in einer für alle Beteiligten zugänglichen Cloud speichert und die Literaturangaben manuell einpflegt, also einfach seinen Literaturverzeichniseintrag selbst tippt.
Ich finde das uneffektiv, unbedingt so eine Software verwenden zu müssen. Und in der Software gab es dann doppelte Einträge in einem Stammverzeichnis. Dieses Stammverzeichnis nutzt aber keiner, jeder arbeitet nur mit dem Ordnersystem in dem nichts doppelt war. Aber man bestand darauf, dass ich im Stammverzeichnis die doppelten Einträge suchen und löschen soll. Da frage ich mich auch warum? Wenn das keiner nutzt und jeder nur mit den Ordnern arbeitet, warum soll dann Zeit in die Pflege des Stammverzeichnisses investiert werden? Das sind so Sachen, die mich ärgern und wo ich den Eindruck habe, dass die mir sinnlose Aufgaben geben oder dass die Dinge aus einer detailversessenen Prinzipienreiterei auf eine bestimmte Art haben wollen, obwohl das keinen Nutzen hat und nur zusätzlichen Aufwand bringt.
Wenn ich dagegen anschaulich darlegen könnte, dass meine Fähigkeiten und Stärken dem Unternehmen viel besser bei Tätigkeit X nützen können, und Kollegin Y schon öfter erwähnt hat, dass sie auch gern Kommas ergänzen würde, sieht meine Verhandlungsposition schon ganz anders aus. Kurz, ich gehe immer davon aus, dass es meinen Vorgesetzten relativ egal ist/sein muss, wie viel oder wenig Frust ich schiebe, solange die Arbeit gemacht wird.
Das kann ich wahrscheinlich nicht bieten. Ich habe gedacht, dass ich selbst eigene Forschungsprojekte durchführen kann, aber stattdessen bekomme ich nur solche kleine Teilaufgaben. Ich hätte das ganze Forschungsprojekt anders aufgezogen und beispielsweise statt Diskussionsrunden lieber schriftliche Befragungen durchgeführt. Schon hätte man sich den ganzen Aufwand mit dem Abtippen der Tondokumente sparen können. Aber ich denke, das wollen die so. Selbst wenn es da irgendwann ein neues Forschungsprojekt gibt, dürfte ich da wieder nicht mitbestimmen. Wenn ich aber wenigstens bei diesen Aufgaben, die ich bekomme, das mal auf meine Weise machen dürfte und nicht immer gezwungen wäre, Dinge zu tun, die ich wirklich als sinnlos empfinde, dann wäre es wenigstens etwas besser.
Wenn du mit einem unbekannten Programm arbeiten sollst und dich da niemand einweist, ist Kritik schon berechtigt und sollte auch angesprochen werden. Da es sich nur um einen Nebenjob handelt, der zwar einen Teil deines Einkommens ausmacht, aber dich vermutlich nicht gleich in Geldnöte bringt, wenn er weg fällt, wären mir die Konsequenzen da recht egal.
Immerhin hätten sie sich viel Zeit sparen können, wenn man dich ordentlich eingewiesen hätte. Nennt man effizientes Arbeiten, was aber so nicht möglich war. Sie haben sich also eher selbst ein Bein gestellt, weil der Arbeitsauftrag dadurch nicht richtig erledigt werden konnte, was andere Arbeiten natürlich nach hinten verschiebt.
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