Freundschaft leichter, wenn man Person nicht lange kennt?

Ich lerne relativ oft neue Leute kennen, manchmal kommt es auch vor, dass ich mich auf Anhieb mit den Personen verstehe, wir Nummern austauschen, uns treffen und dann auch befreundet sind. Wenn man direkt den ganzen Tag miteinander verbringt, wie etwa bei einem Blockseminar in der Uni und sich dann gut versteht, dann sind das schon gute Voraussetzungen für eine Freundschaft, wie ich finde.

Schwerer finde ich es hingegen, wenn ich Personen schon länger aus der Uni oder Arbeit kenne, man sich normal miteinander unterhält, aber eben nicht miteinander befreundet. Dann den Schritt zur Freundschaft hinzubekommen, ist gar nicht so leicht, wie ich herausgefunden habe. Wie empfindet ihr das?

Mir erschließt sich nicht, was die Dauer der vorherigen Bekanntschaft mit dem Potential einer Freundschaft zu tun haben soll. Ob eine Freundschaft entstehen kann, hängt doch von vielen Faktoren ab und nicht nur von diesem einen Detail. So ist es zum Beispiel auch relevant, ob gerade Kapazitäten für eine Freundschaft frei sind. Wenn man selbst gerne eine Freundschaft hätte, aber die andere Person mit sozialen Kontakten überschüttet ist und daher eine Art "Aufnahmestopp" verhängt hat, weil es ihr sonst zu viel wird, dann spielt der Rest doch gar keine Rolle, weil es eh nicht zu einer Freundschaft kommen wird.

Ich habe zum Beispiel in meiner Stadt genug Freundschaften und Kontakte, die ich pflegen möchte. Wenn noch jemand dazu käme, der mit mir befreundet sein wollte, hätte ich keine Zeit und würde entsprechend abblocken. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich aus einem Blockseminar oder von woanders kennt. Denn die Kapazitäten sind voll und wenn ich noch mehr Kontakte privat pflege, dann vernachlässige ich meine bisherigen Freunde, meine Hobbys und meine Beziehung und darauf habe ich auch keine Lust.

Was du auch beachten solltest ist, dass man in der Uni gerne aus dem Grund Kontakte knüpft, weil man ja Informationen braucht, wenn man mal krank ist und nicht weiß, was in der Zeit gemacht worden ist. Zum Informationsaustausch ist ein gewisses Netzwerk an der Uni also sehr praktisch und auf jeden Fall empfehlenswert, daher kommt so ein Netzwerk auch schnell zu Stande, wenn man sich eben nicht kennt und in einem Seminar mit Fremden sitzt. Das sollte man aber nicht mit einer Freundschaft gleichsetzen oder verwechseln.

Ich denke, dass es letztendlich einfach davon abhängig ist wie gut man miteinander umgehen kann. Nur weil ich einen Menschen jeden Tag sehe heißt das ja nicht, dass ich mich auch wirklich gut mit der Person unterhalten und damit die Grundlage für eine Freundschaft schaffen konnte. Ich würde es also nicht von der Dauer abhängig machen wie lange man eine Person kennt, sondern einfach von der Sympathie und der Ähnlichkeit der Person.

Für mich ist das irgendwie nicht nachvollziehbar. Wie definierst du denn Freundschaft? Ich denke Freundschaft entwickelt sich doch gerade aus einem längeren Prozess des Kennenlernens heraus welcher mit zunehmender Vertrautheit einhergeht, und nicht mal eben zwischen Tür und Angel. Natürlich passen manche Menschen einfach besonders gut zusammen und dadurch entwickelt sich schnell eine Freundschaft, während es bei anderen Menschen die man zwar regelmäßig trifft und sehr gut kennt, nicht auf eine große Sympathie hinausläuft.

Oder ist dir eine innigere Freundschaft gar nicht recht und gehst dann lieber auf Abstand wenn sich so etwas anbahnt? Das könnte auch ein Grund sein, dass dir oberflächliche Kontakte lieber sind, die du schon als "Freundschaft" bezeichnest. Manche Menschen könne zwar irrsinnig schnell Kontakte knüpfen, sind aber sehr schlecht darin eine wirklich vertrauensvolle Beziehung zu jemanden aufzubauen.

Ich kann da meinen Vorrednern im Großen und Ganzen nur zustimmen. Finde es ein wenig ungewohnt das du nach einem oder auch zwei, drei privaten Treffen von Freundschaft sprichst.

Natürlich hat man Leute im Berufsleben, in Vereinen, in der Uni usw. die man auf Anhieb sympathisch findet und mit denen man sich vorstellen sich auch mal privat zu treffen für mich ist das aber keine Freundschaft. Eine Freundschaft kann sich dann auf dieses Basis entwickeln.

Der Begriff Freundschaft wird in der Gesellschaft sehr schnell verwendet und deckt meiner Meinung nach viele soziale Gefüge ab wie Bekannte, Kontakte etc. Schnell sagt man "ich bin bin Freunden verabredet", "wir sind befreundet" etc. Auch in Foren, sozialen Netzwerken etc. spricht man von Freundschaft, Freundschaftsanfragen usw. Dieses empfinde ich selbst nicht als richtig.

Für mich ist Freundschaft etwas ähnlich seltenes wie auch Liebe. Wenn ich zb meine Kontakte filtern sollte würde ich grob sagen: Ich habe 3 Freundschaften, 30 Familienangehörige, 100-150 Bekannte und der Rest wie viele es auch seien mögen sind für mich lediglich Kontakte.

Freundschaften brauchen Zeit zum Wachsen und auch nachher sich zu entfalten. Und ich kann verstehen, wenn man sagt, dass man eigentlich von der Zeit her mit Arbeit, Beziehung, Alltag und den bestehenden Freundschaften ausgelastet ist.

Wo ich aber ein wenig widersprechen möchte ist, dass man Freundschaften abblocken kann (natürlich ist es möglich), aber es gibt auch, wie in der Liebe, dass man manchmal ganz unverhofft eine Person trifft und sich eine Freundschaft entwickelt, obwohl man eigentlich nicht danach gesucht hat. Aber wenn jemand plötzlich besorgt um einen ist, sich regelmäßig meldet etc. kann sowas auch wachsen ohne das man selbst zu Beginn viel Initiative dafür zeigt.

Mich würde interessieren ob meine Vermutung richtig ist, dass es für den Fragesteller schwieriger ist engere freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, dafür für ihn aber leichter schnell einen Kontakt herzustellen.? Bei mir ist es nämlich genau umgekehrt.