Freundin täglich sehen wollen

Also ich muss schon sagen, normalerweise, wenn man verliebt ist, kann man gar nicht sehr lange ohne den jeweils anderen auskommen. Das bedeutet für mich also ganz klar, dass sie deine Zuneigung nicht so sehr erwidert, wie du sie ihr entgegen bringst. Natürlich gibt es auch einen Unterschied zwischen klammern und gerne Zeit verbringen zu wollen.

Es gibt auch Menschen, die total klammern und keine Sekunde mehr ohne den anderen auskommen können, das wäre mir natürlich auch zu stressig. Auch wenn ich meinen Freund gerne jeden Tag sehe, wir wohnen ja mittlerweile auch schon länger zusammen, dann finde ich es trotzdem, oder gerade deshalb wichtig, dass wir beide auch unsere eigenen Interessen verfolgen und unsere Freunde nach wie vor treffen.

Aber so wie von dir beschrieben, dass mich die Freundin dann nur jeden fünften oder sechsten Tag sehen möchte, das würde mir dann auch etwas seltsam vorkommen und ich würde wirklich klären, ob sie überhaupt so für dich empfindet, wie du für sie. Denn ganz ehrlich klingt es für mich nicht gerade so, als ob die Liebe da von beiden Seiten aus gleich vorhanden ist. Es kommt da viel mehr von dir, als von ihr. Das wäre für mich, wenn ich in deiner Situation wäre, ein absolutes No- Go.

Siehst du, genau deshalb wäre es der falsche Mann für mich. Wenn ich nicht im verwaschenen, löchrigen Lieblingsshirt mit Flecken und mit fettigen Haaren vor meinem Partner herumlaufen kann, dann verzichte ich dankend auf die ganze Beziehung.

Bisher fand mich jeder meiner Partner so nicht nur in Ordnung sondern auch attraktiv. Für mich muss eine Partnerschaft eine Bereicherung des Lebens sein und nichts, wofür ich Energie für Dinge aufwenden muss, die mich nicht interessieren. Wenn ich vom Stall komme, bin ich nicht sauber. Wenn ich am Morgen aufstehe, dann habe ich wirres Haar und ein verknautschtes Gesicht. Und wenn ich frei habe, habe ich nicht unbedingt Lust, erstmal im Bad zu verschwinden. Was sollte daran schlimm sein?

Und nur weil wir ein gemeinsames Schlafzimmer haben, schlafen wir nicht zwangsläufig immer in einem Bett. Wenn mein Partner im Wohnzimmer vor dem laufenden Fernseher einschläft, dann ist das doch auch kein Drama.

Warum sollte man ausgerechnet dem wichtigsten Menschen in seinem Leben immer eine Fassade präsentieren? Schließlich ist das der Mensch, der mir den Kopf hält, wenn ich breche, der das Bett macht, wenn ich krank bin, dem ich zu 100 Prozent vertraue und der mich in jeder Lebenslage sehen und unterstützen darf. Der, für den ich immer toll bin, der, der mich auch dann schön findet, wenn ich Rotz und Wasser heule. Eben der Mensch, der sein Leben für mich geben würde. Wobei das alles umgekehrt natürlich auch gilt.

Und wenn es nicht so ist, dann ist es mir persönlich zu wenig. Dann bleibe ich lieber allein. Wenn es aber so ist, dann genießt man ebenso viel Freiraum wie allein, auch wenn der Partner da ist. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Partner ständig nervt, wenn ich im Arbeitszimmer bin. Grauenvoll! Das wird auch nicht besser, wenn man sich dann gar nicht sieht, denn in einer Wohnung würde er es wieder tun. Nix für mich!

Ich finde eben, dass es bestimmte Dinge gibt, die muss niemand sehen oder wissen, auch nicht der Partner. Es sollte auch ein paar Geheimnisse geben und man sollte nicht alles, was unvorteilhaft wirkt. offenbaren. Das kannst du ja gerne anders machen, aber ich möchte nicht, dass mich mein Partner mit fettigen Haaren sieht.

Schließlich ist das der Mensch, der mir den Kopf hält, wenn ich breche, der das Bett macht, wenn ich krank bin, dem ich zu 100 Prozent vertraue und der mich in jeder Lebenslage sehen und unterstützen darf. Der, für den ich immer toll bin, der, der mich auch dann schön findet, wenn ich Rotz und Wasser heule. Eben der Mensch, der sein Leben für mich geben würde. Wobei das alles umgekehrt natürlich auch gilt.

Wie gesagt, du kannst machen, was du willst und ich akzeptiere es auch, wenn Menschen da andere Ideale in der Partnerschaft haben. Aber ich würde absolut und in gar keinem Fall wollen, dass irgendwer dabei ist, wenn ich mich übergeben muss oder sonstige unangenehme und peinliche Körperäußerungen von mir gebe.

Und ich würde auch nicht vor meinem Partner weinen. Das habe ich in früheren Partnerschaften gemacht und entweder überfordert das die anderen oder sie reagieren, wenn das wiederholt passiert, gar nicht mehr darauf. Ich denke, mein Partner wäre eher überfordert damit und wüsste nicht, was er machen soll und außerdem möchte ich, dass mein Partner zu mir aufsieht und mich für einen starken Menschen hält und nicht für eine Heulsuse.

Ich brauche auch keine Unterstützung "in allen Lebenslagen". Der Partner ist für mich nicht da, um mich zu unterstützen. Ich komme auch alleine mit meinem Leben zurecht. Der Partner ist für mich eine Bereicherung, aber keine Pflegekraft. Genauso wenig wöllte ich, dass jemand sein Leben für mich gibt. Meinst du das wirklich ernst oder nur im Sinne der Floskel, die viele so vor sich hin sagen? Ich denke, niemand würde ernsthaft sein Leben für jemanden geben. Das sagt man oft nur so.

Mein Partner ist keine Pflegekraft, aber er ist mein Lebenspartner. Und da wird es realistisch betrachtet irgendwann einmal unschön. Man wird schließlich älter und bleibt nicht immer gesund. Darf der Partner dann nicht mehr in der Wohnung bleiben? Zieht man dann ins Hotel und engagiert einen Pflegedienst?

Und natürlich meine ich das ernst, dass man sein eigenes Leben für den anderen riskiert. Mein Mann hat mich schon unter einem gestürzten und wild um sich schlagenden Pferd hervorgezogen, obwohl er keine Ahnung von Pferden hat. Er hat schon einen in mich verbissenen Hund gebändigt und sich dabei selbst verletzt. Er hätte auch immer erfahreneren Menschen den Vortritt lassen können.

Wir würden einander auch eine Niere oder Teile der Leber spenden, auch wenn das ein Risiko für den Spender darstellt. Genauso wie wir voreinander weinen können. Ich empfände es als Armutszeugnis, wenn der andere damit nicht umgehen kann. Wir nehmen uns doch nicht vor dem anderen zusammen, wenn beispielsweise die eigenen Eltern sterben. Wer wenn nicht der Partner soll einen denn dann auffangen?

Wir lieben uns einfach. Es ist uns egal, wie der andere aussieht oder ob er gesund ist. Wir sind unterschiedlich wie Tag und Nacht, aber wir gehören zusammen, ganz altmodisch in guten wie in schlechten Tagen. Und das sehen wir nicht als Verpflichtung an, das wollen wir einfach so. Ganz simpel, frag unsere Hormone, die werden wissen warum.

Mein Partner ist keine Pflegekraft, aber er ist mein Lebenspartner. Und da wird es realistisch betrachtet irgendwann einmal unschön. Man wird schließlich älter und bleibt nicht immer gesund. Darf der Partner dann nicht mehr in der Wohnung bleiben? Zieht man dann ins Hotel und engagiert einen Pflegedienst?

Nein, ich wöllte weder von meinem Partner, noch von einem Pflegedienst gepflegt werden, sondern gar nicht. Wenn ich beispielsweise im Alter nicht mehr alleine in die Badewanne käme, dann würde ich mir eine mit Türchen einbauen lassen und wenn ich irgendwann die Treppe nicht mehr hochkomme, dann kaufe ich mir einen Lift. Zudem muss nicht jeder gepflegt werden, meine Großeltern mussten auch nicht gepflegt werden. Man muss also nicht davon ausgehen, dass jeder irgendwann einmal Pflege benötigt. Zudem würde ich es vorziehen, zu verhungern, bevor ich mich dauerhaft füttern und mir den Hintern abwischen lasse.

Und natürlich meine ich das ernst, dass man sein eigenes Leben für den anderen riskiert. Mein Mann hat mich schon unter einem gestürzten und wild um sich schlagenden Pferd hervorgezogen, obwohl er keine Ahnung von Pferden hat. Er hat schon einen in mich verbissenen Hund gebändigt und sich dabei selbst verletzt. Er hätte auch immer erfahreneren Menschen den Vortritt lassen können.

Das würde ich aber nicht machen, für niemanden. Solche Probleme, wie dass Pferde auf mich fallen, würde ich für mein Leben eher ausschließen und mit aggressiven Hunden gebe ich mich auch nicht ab. Ich schließe vergleichbare Risikosituationen für mich eher aus. Selbst wenn es rein theoretisch mal dazu kommen würde, würde ich nicht verlangen, dass jemand sein Leben für mich riskiert, das würde ich anders herum auch nicht machen. Das finde ich auch zu viel verlangt, ich kann nicht über das Leben anderer verfügen.

Wir würden einander auch eine Niere oder Teile der Leber spenden, auch wenn das ein Risiko für den Spender darstellt. Genauso wie wir voreinander weinen können. Ich empfände es als Armutszeugnis, wenn der andere damit nicht umgehen kann. Wir nehmen uns doch nicht vor dem anderen zusammen, wenn beispielsweise die eigenen Eltern sterben. Wer wenn nicht der Partner soll einen denn dann auffangen?

Das ist deine Wertvorstellung, die du hast, dass man etwa voreinander weinen sollte. Aber ich habe eine andere Wertvorstellung und ich bewältige negative Emotionen für mich lieber alleine und trage das nicht vor anderen aus. Ich habe viel mehr davon, wenn ich beispielsweise mal während einer langen Autofahrt in mich gehe, falls ich traurig sein sollte, als wenn ich mit anderen darüber rede. Mir bringt in solchen Fällen die Kommunikation mit anderen einfach nichts und hinterher ist es mir noch peinlich. Bei dir kann das ja anders sein, aber ich bevorzuge eine Emotionsbewältigung bei der ich alleine bin. Das muss man dann aber nicht mit Begriffen wie "Armutszeugnis" abwerten, es kann doch jeder mit seinen Gefühlen umgehen, wie er will und was dem einen gut tut, muss dem anderen nicht nützen.

Genauso benötige ich niemanden, der mich auffängt. Ich komme mit meiner Gefühlswelt alleine klar und brauche keinen, mit dem ich das dann kommunikativ auseinander nehmen kann. Wenn also irgendwann passieren sollte, was negativ ist, dann bewältige ich das für mich alleine, was mir auch viel mehr bringt, als das mit einer anderen Person zu tun.