Freunde immer nur als Kummerkasten nutzen?

vom 18.12.2015, 21:49 Uhr

Eine Bekannte von mir hat sich neulich mit ihrer besten Freundin A gestritten und erzählte mir davon. Sie würde die Freundin schon seit dem Kindergarten kennen, aber es wäre keine gute Freundschaft. Meistens würde sie nur dann zu ihr kommen, wenn sie Probleme hat. In sofern nutzt A meine Bekannte also als eine Art menschlichen Kummerkasten.

Ich musste ein wenig darüber nachdenken, dann ich finde dass dies bei sehr vielen Freundschaften so ist. Auch ich habe Bekannte und Freunde von denen ich eigentlich nur dann etwas höre, wenn sie etwas von mir brauchen oder mir etwas anvertrauen wollen. Vermutlich hat jeder solche Personen in seinem Freundeskreis.

Fühlt ihr euch von euren Freunden teilweise auch nur benutzt, da diese euch als eine Art Kummerkasten benutzen? Oder habt ihr diesen Eindruck bislang noch nicht gehabt? Findet ihr es schlimm, wenn Freunde euch nur kontaktieren, wenn sie Sorgen und Probleme haben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass jeder solche Leute kennt und vielleicht solche auch in seinem Freundeskreis hat. Das ist aber eigentlich absolut nicht richtig. Man sollte sich nicht nur bei seinen "Freunden" melden, wenn man etwas braucht oder sich ausheulen möchte. Da komme ich mir dann schon ausgenutzt vor. Wer sich die ganze Zeit nicht bei mir meldet, der braucht sich dann auch nicht mehr bei mir melden so sehe ich das.

» elli.fant06 » Beiträge: 1009 » Talkpoints: 0,96 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke in einer guten Freundschaft wird man nicht immer nur die Probleme der Freunde hören müssen, sondern kann einfach über alles reden und wird immer geben und nehmen können. Ich nutze meine Freunde sicherlich auch um mich auszusprechen, aber ich will sie nicht ausnutzen und biete es deswegen auch meinen Freunden an über alles zu reden. Ausgenutzt fühle ich mich nicht und meinen Freunden ergeht es ähnlich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe so eine Bekannte, die in mir glaube ich mehr eine "Freundin" sieht als ich ihn ihr. Sie meldet sich auch nur bei mir, wenn sie wieder irgendetwas psychisch verarbeiten muss. Das kann die aktuelle Schwangerschaft sein, Krach mit dem Partner, Stress mit den Behörden oder dem Vermieter. Es ist egal was, aber sie meldet sich eigentlich nur, wenn sie sich ausheulen will und dann ist es immer derselbe Tenor.

Sie fragt mich dann am Anfang des Gesprächs (mehr so desinteressiert und aus Höflichkeit) was es denn bei mir so neues gäbe, aber selbst wenn ich da den üblichen Small Talk erzähle merke ich, dass die nicht wirklich zuhört. Auch habe ich schon mal probiert, ein Problem anzusprechen, bei dem ich wusste, dass sie da mehr Erfahrung hat als ich und ich habe mir naiverweise und idiotischerweise eine Art Rat erhofft. Aber sie hört da nur mit halbem Ohr zu und wechselt dann sehr schnell das Thema und spricht erneut nonstop von ihren Sorgen, Problemen und Nöten. Ich finde das sehr ermüdend und nervtötend.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es nicht in Ordnung, wenn man Freunde nur dann kontaktiert, wenn man etwas von ihnen haben will oder wenn man sich bei ihnen ausheulen möchte. Ich finde, dass es eine Freundschaft ausmacht, wenn man sowohl gute, als auch schlechte Zeiten gemeinsam durchmacht und füreinander da ist. Wenn das jedoch auf Einseitigkeit beruht und man jemanden immer nur dann anruft oder treffen will, weil es einem schlecht geht, dann ist das für mich keine richtige Freundschaft. Immerhin braucht man in so einem Moment ja nur jemanden, um sich trösten zu lassen, aber um wen es sich dabei handelt, ist ja im Prinzip egal.

Glücklicherweise habe ich solche "Freundschaften" mittlerweile nicht mehr und würde das auch gar nicht mehr so wollen. Immerhin ist es doch klar, dass man sich ausgenutzt fühlt, wenn die Freunde einen immer nur dann brauchen, wenn es ihnen schlecht geht, während sie sich sonst gar nicht melden. Ich habe zwar absolut nichts dagegen, Kummerkasten für jemanden zu spielen, wobei ich von den Leuten auch erwarte, dass sie ebenfalls für mich da sind, wenn es mir schlecht geht und dass ich mit ihnen natürlich noch andere Sachen machen kann, außer zu jammern.

Im Prinzip bin ich schon immer für meine Freunde da, wenn sie mich brauchen und wenn es ihnen schlecht geht. Ich weiß aber, dass sie mich nicht nur deshalb kontaktieren und dass wir eben auch gemeinsam Spaß machen können und dass ich mich auch selbst jederzeit an sie wenden kann. So sollte es in einer Freundschaft auch sein, wie ich finde. Es ist natürlich nicht in Ordnung, jemanden auszunutzen und immer nur dann zu kontaktieren, wenn man sich selbst einen Vorteil davon erhofft.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Einen Menschen nur als "Notnagel" in Krisenzeiten anzusehen ist für mich nicht wirklich eine Freundschaft, sondern ein Ausnutzen. Ich glaube ich käme mir da eher vor wie ein Therapieersatz oder etwas in der Art. Für mich wäre diese Art der "Freundschaft" ziemlich einseitig.

Ich finde, dass man mit Freunden auch in guten Zeiten Zeit verbringen wollen sollte. Wenn man nur ankommt, wenn es einem schlecht geht, dann hat dieses zwischenmenschliche Konstrukt für mich nicht die Bezeichnung "Freundschaft" verdient. Ich frage mich ehrlich gesagt sogar, wie verzerrt die eigene Denkweise sein muss, dass man da eine Freundschaft reininterpretieren kann. Weiß man denn nicht, wie eine echte Freundschaft aussieht, sodass es da begrifflich zu Verwechslungen kommt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Eine Freundschaft besteht immer aus einem Geben und Nehmen. Man kann sich das vielleicht ganz gut wie ein Konto vorstellen, von dem man Abheben kann, aber auch wieder einzahlen muss. Manchmal hat man Phasen im Leben, wo man auf diese “freundschaftlichen Auszahlungen” angewiesen ist. Wenn es einen zum Beispiel sehr schlecht geht, man jemanden zum reden braucht, etc... aber wichtig ist es, dass man irgendwann auch wieder auf dieses Beziehungskonto einzahlt. Man Zeit, Emotionen, Aufmerksamkeit für den anderen “investiert”.

Am Ende muss es, damit sich beide wohl fühlen, einigermaßen ausgeglichen sein. Ich denke, es kommt da auch auf die Länge der Freundschaft an. Bei einer guten Freundin, die ich schon sehr lange kenne, sehe ich gerne darüber hinweg, dass ich beispielsweise mehr für sie da bin aktuell, als umgekehrt. Ich denke, wenn man sich dieses Modell vor Augen führt und auf die “kritischen” Freundschaften anwendet, bekommt man ein ganz gutes Bild darüber, ob man ausgenutzt wird, oder nicht.

» Viktoria_ » Beiträge: 398 » Talkpoints: 32,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe es generell sehr kritisch, seine Freunde mit persönlichen Problemen und Dramen vollzujammern und zuzumüllen. Deswegen habe ich wohl so wenige. :wink: Ich selber bin ein eher verschlossener Mensch, der sich nur ganz wenigen Mitmenschen überhaupt jemals anvertraut und umgekehrt auch als "Kummerkasten" und "Schulter zum Ausheulen" denkbar ungeeignet ist.

Meine Ratschläge sind meistens pragmatisch bis unsensibel, oder ich schaue einfach nur blöd, weil für mich die Lösung des akuten Problems sonnenklar ist, ich aber genau weiß, dass die Person nur ihr "Herz ausschütten" will und von mir nicht mehr erwartet wird als mitfühlend klingende Geräusche. Und dafür habe ich keine Geduld. In konkreten Krisen helfe ich, wo ich kann, aber was soll ich beispielsweise schon gegen Schwangerschaftssymptome, Liebeskummer oder einen jähzornigen Chef tun?

Aus diesem Grund werde ich nicht als "Kummerkasten" genutzt, was, wie gesagt, meinen Freundeskreis offensichtlich etwas einschränkt. Die Leute, die ich als meine Freunde bezeichnen würde, machen ihre Alltagsdramen mit sich selber aus. Das ist zwar einerseits ein bisschen schade, weil doch etliches an Vertrautheit auf der Strecke bleibt, andererseits aber auch erheblich weniger anstrengend als mich mit Sorgen zu belasten, gegen die ich nichts unternehmen kann.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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