Freund nicht für handwerkliche Aufgaben heranziehen wollen
Mein Freund hat mir heute geschrieben, dass er für seinen Bruder das Zimmer im Elternhaus neu gestrichen hat und morgen noch seinen Eltern hilft Laminat zu verlegen. Das hat mich etwas überrascht, weil er immer meinte, er sei kein guter Handwerker und brächte so etwas gar nicht.
Da habe ich kurz überlegt, ob ich ihn frage, ob er mir hilft, in meiner Garage Laminat zu verlegen. Ich habe das dann wieder verworfen, weil ich ihn nicht als billigen Heimwerker ausnutzen möchte, zumal ich gar nicht die Möglichkeit hätte, das irgendwie auszugleichen und mich da zu revanchieren.
Wenn das einfach nur irgendein Bekannter wäre, würde ich das ausnutzen und die Leistung gerne in Anspruch nehmen, aber meinen Freund möchte ich nicht darum bitten. Das ist mir irgendwie unangenehm und das degradiert ihn zu einem Handwerksgehilfen. Das ist ja ein Mensch, den ich wirklich mag und den will ich nicht ausnutzen.
Ich selbst kann das Laminat aber nicht verlegen. Der Grund, warum ich überhaupt Laminat brauche, ist nämlich der, dass ich mal versucht hatte, selbst neuen Estrich zu verlegen, was ich aber nicht glattgestrichen habe und nun sieht der Boden nicht so toll aus. Ich bin ein schlechter Handwerker und mache am besten gar nichts mehr selbst.
Ich würde die Garage aber gerne vermieten und will sie daher etwas ansehnlicher machen. Einen Profi neuen Estrich verlegen zu lassen ist mir zu teuer, daher Laminat und ich hab auch schon einen Fußbodenleger angerufen, der sich das mal anschauen und nach einer günstigen Lösung suchen will. Ich denke mal, das wird dann so 150 EUR kosten wenn ich die billigste Variante nehme.
Bittet ihr euren Freund um Handwerksdienstleistungen? Würdet ihr ihn fragen, ob er das macht, auch wenn ihr gar nichts Gleichwertiges zurückgeben könntet?
Deinen Freund willst du nicht ausnutzen, weil du dich nicht revanchieren kannst, aber Bekannte würdest du ohne nachzudenken ausnutzen? Das kann ich jetzt so gar nicht nachvollziehen.
In einer Beziehung würde ich das niemals als Ausnutzen bezeichnen. Eine Beziehung ist dazu da, dass man sich hilft. Das betrifft nicht immer nur das Emotionale, sondern eben auch Handwerkliches. Revanchieren muss man sich da nicht sofort und gleichwertig. In einer Beziehung hilft man sich gegenseitig ständig den ganzen Tag und sei es nur mit einem Lächeln oder einem Kuss. Das muss man doch nicht gegenrechnen.
Einen Bekannten hingegen würde ich niemals auf diese Weise ausnutzen, wenn ich kein Interesse habe, mich zu revanchieren. Wenn ich weiß, dass ich diesem Bekannten niemals bei irgendetwas helfen werde können, wäre es mir unangenehm, ihn überhaupt zu fragen. Aber irgendetwas findet sich immer. Dann backe ich eben einen Kuchen. Aber ausnutzen würde ich Bekannte und Freunde niemals. Ich mag meine Freunde nämlich.
Also ich sehe das wirklich komplett anders als du. Mein Mann macht ständig Handwerkliches für mich und das war auch schon so, als wir am Anfang unserer Beziehung standen. Ich kann das auch nicht so gut und er ist glücklich, wenn er mir helfen kann. Zum Handwerksgehilfen degradiert ihn das überhaupt nicht, wenn wir ansonsten eine normale Beziehung führen und ich ihn außerdem als besten Freund, Lieblingsgesprächspartner und so weiter ansehe. Es würde ihn doch nur degradieren, wenn ich ihn ausschließlich für Handwerkliches heranziehe und er danach wieder heimgehen soll.
Ich denke, dass man den eigenen Partner solche Sachen ruhig machen lassen kann und das auch ohne Gegenleistung. Man ist doch in einer Beziehung und da gehört es dazu auch mal etwas für den anderen zu machen ohne gleich etwas zurück zu bekommen. Man kann ja keine Strichliste führen, was man für den anderen gemacht hat.
Bei einem Bekannten ist das schon etwas anderes. Da würde ich zumindest im Gegenzug Geld bezahlen, wenn ich weiß, dass ich es nicht wieder gut machen will. Ansonsten würde ich dann vielleicht auch einen Profi beauftragen, wenn ich es selber nicht hinbekomme und auch keinen Partner habe, der das kann.
Bei Bekanntschaften habe ich irgendwie nicht das Bedürfnis, eine Gleichheit herzustellen, denn Bekanntschaften halten ja ohnehin nicht ewig und sobald man nicht mehr regelmäßig Kontakt hat, verläuft sich das ja ohnehin im Sand. Daher finde ich es für mich nicht problematisch, wenn ich Bekannte mal in Anspruch nehme und dann nicht etwas zurückgebe. Diese Menschen sind für mein Leben ja nicht bedeutsam.
Und wenn jemand mir einen Gefallen tut und vorher nicht explizit erwähnt, dass er was dafür haben möchte, dann fühle ich mich auch nicht verpflichtet, dafür etwas zu geben. Es steht ja jedem frei, zu sagen "Ich mache das, aber dafür will ich Summe X haben". Dann könnte ich mir überlegen, ob sich das lohnt, aber ansonsten habe ich nicht den Drang, da unbedingt eine Gegenleistung erbringen zu müssen.
Bei meinem Freund ist das aber etwas anderes - der ist mir ja nicht egal und der soll nicht den Eindruck bekommen, dass ich ihn als Handwerker benutze.
Sorry, aber das Problem hier ist doch nicht dein Freund, sondern dein Bild von anderen Menschen. Da man bekannte ruhig ausnutzen darf, sie könnten schließlich etwas sagen, möchtest du das bei deinem Freund absolut nicht. Würdest du Bekannte anständig behandeln, dann hättest du auch kein Problem damit, deinen Freund zu fragen. Denn dann wäre Geben und Nehmen eine Selbstverständlichkeit.
Wer seine Bekannten so behandelt, der muss sich nicht wundern, wenn solche Bekanntschaften nicht lange funktionieren. Und wieso muss in einer Beziehung immer die totale Ausgeglichenheit herrschen? Das ist doch keine Beziehung, das ist Aufrechnen von Leistungen. Wer tut so etwas bei einem Menschen, den er liebt?
Bei mir ist das eher umgekehrt. Wenn ein Bekannter für mich irgendwas erledigt frage ich immer, was ich für ihn tun kann und wie ich mich dafür denn mal revanchieren kann. Gerade wenn ich mit jemandem nicht ständig in Kontakt bin möchte ich dieser Person eigentlich nichts schuldig bleiben sondern meine Schulden direkt in irgendeiner Form bezahlen.
Bei meinem Partner ist das ganz anders. Er erledigt die Sachen für mich, die er besser kann, und ich erledige die Sachen für ihn, die ich besser kann. Ohne Strichliste, ohne dass man auf eine Gegenleistung wartet oder sonst irgendwas. Er wechselt meine Reife nicht, weil ich ihm seine neue Lampe an die Decke geschraubt habe, sondern ganz einfach weil es meine Reifen sind und weil ich ihn darum gebeten habe.
Ich habe übrigens eine ganze Reihe Freundschaften, die aus Bekanntschaften heraus entstanden sind. Ich denke nicht, dass sich die Freundschaften so entwickelt hätten, wenn ich diese Leute als "nicht bedeutsam für mein Leben" angesehen hätte und der Meinung gewesen wäre, dass ich sie deshalb ruhig ausnutzen kann. Ich behandle andere Menschen generell so, wie ich behandelt werden möchte und da ich nicht ausgenutzt werden möchte, mache ich das mit anderen Menschen auch nicht.
Ich sehe das so wie cooper75, wenn du deine Bekannte anständig und gerecht behandeln und nicht maßlos ausnutzen würdest, hättest du gar keine Probleme.
Ich finde es überhaupt nicht schlimm, meinen Freund um den einen oder anderen Gefallen zu bitten. So hat er schon diverse "Experimente" und Optimierungsversuche an meinem Notebook hinter sich gebracht und bei technischen Problemen frage ich ihn immer direkt um Hilfe, wenn ich nicht weiter weiß.
Ich habe dabei überhaupt nicht den Eindruck, als würde ich ihn ausnutzen. Denn ich weiß genau, dass er im Gegensatz mich auch um Kleinigkeiten bitten darf, die ich dann ohne zu meckern übernehme.
Wer seine Bekannten so behandelt, der muss sich nicht wundern, wenn solche Bekanntschaften nicht lange funktionieren. Und wieso muss in einer Beziehung immer die totale Ausgeglichenheit herrschen? Das ist doch keine Beziehung, das ist Aufrechnen von Leistungen. Wer tut so etwas bei einem Menschen, den er liebt?
So krass, wie du mir das hier unterstellst ist es keineswegs. Meine Bekanntschaften haben früher nicht deswegen nicht gehalten, weil ich irgendwen ausgenutzt hätte – zumal man fragen kann, ob der Begriff „Ausnutzen“ nicht übertrieben ist, wenn jemand freiwillig anbietet, mir einen Gefallen zu tun.
Ich habe niemanden ausgenutzt, aber ich habe einfach generell die Erfahrung gemacht, dass Bekanntschaften bei mir nahezu immer im Sande verlaufen wenn man sich durch Schule oder Studium oder Arbeit nicht mehr regelmäßig sieht, da ich ja nicht so der Weggeh-Typ bin und dann endet das als Facebook-Kontakt den man irgendwann nicht mehr anschreibt.
Da ich aber dann nach einer gewissen Zeit erkannt habe, dass es immer so läuft, dass die Kontakte sich generell erledigt haben wenn das regelmäßige Miteinander weg ist und dass es ich daher für mich auch nicht lohnt, auf eine Gleichheit von Geben und Nehmen zu achten, weil es sich eben egal was ich mache ohnehin irgendwann erledigt hat, dann kann man ja auch so lange es geht durchaus Gefallen der anderen in Anspruch nehmen.
Wenn man nicht so gesellig ist, nicht gerne weggeht, keine Lust für Unternehmungen hat und am liebsten fernsieht, dann ist es automatisch so, dass Bekanntschaften wieder im Sand verlaufen und das liegt nicht daran, dass man so ein böser ausnutzender Mensch wäre. Aber wenn Bekanntschaften ohnehin verloren gehen, wenn das sowieso passiert, dann kann man sie auch nutzen so lange sie vorhanden sind.
Dass mir hier gleich unterstellt wird, ich würde andere „maßlos ausnutzen“ finde ich ganz schön übertrieben und auch nicht gerechtfertigt. Ich zwinge niemanden irgendwas für mich zu tun.
Ganz ehrlich, ich achte sogar auf´s Geben und Nehmen, wenn ich die Person überhaupt nicht kenne. Da muss es nicht mal ein Bekannter von mir sein. Uns hat beispielsweise mal jemand mit dem Auto aus dem Schlamm gezogen. Danach haben wir nach seinem Namen gefragt und ihm am nächsten Tag ein Dankeschön vorbeigebracht. Dabei hätten wir den Mann nie wieder sehen müssen.
Nur, weil die Bekanntschaft in Zukunft wahrscheinlich im Sande verläuft, musst du doch jetzt nicht Gefallen in Anspruch nehmen und sie nicht erwidern. Das ist definitiv Ausnutzen. Auch, wenn sie ihre Hilfe von sich aus angeboten haben und du nicht darum gebeten hast, ist es ausnutzen, wenn du gar nicht planst, dich dafür erkenntlich zu zeigen. Du scheinst ja dann schon froh darüber zu sein, dass du im Gegenzug nichts machen musst, weil die Bekanntschaft glücklichweise schon wieder vorbei ist.
Es kann durchaus mal passieren, dass man sich aus den Augen verliert und man den Gefallen bis dahin nicht erwidern konnte. Das muss ja auch alles nicht Schlag auf Schlag erfolgen. Aber du redest ja davon, dass es sich nicht für dich lohnt. Das ist purer Egoismus. Du erwiderst also nur Gefallen, wenn die Bekanntschaft bestehen bleibt, weil es ja dann erneut dazu kommen kann, dass die Person dir bei etwas behilflich sein könnte.
Ich erwidere solche Gefallen nicht, weil dann eventuell später mal wieder was für mich rausspringt. Sondern weil ich dankbar bin, dass mir die Person in dem Moment geholfen hat. Weil es nett von ihr war und dafür hat sie es verdient, dass ich auch nett zu ihr bin. Ganz egal, wie unsere Beziehung in fünf Jahren oder auch nur in fünf Minuten aussehen wird.
Ich verstehe deine ganze Sichtweise ehrlich gesagt auch nicht. Weshalb dürfte man denn Bekannte ausnutzen oder könnte sich bei ihnen revanchieren, beim Freund aber nicht? Wieso darf man denn Bekannte ausnutzen? Weil man sie nicht wirklich mag, den Partner aber hingegen schon? Und wieso sollte man sich denn nicht beim Partner revanchieren können? Das geht meiner Meinung nach sogar noch deutlich besser als bei anderen Menschen, weil man diese Person wirklich kennt und auch sicher weiß, worüber sie sich freuen könnte.
Abgesehen davon ist es doch absolut selbstverständlich, sich in einer Partnerschaft gegenseitig zu helfen, egal ob es um die Steuern, um handwerkliche Tätigkeiten, um einen Umzug oder was auch immer geht. Eine Partnerschaft beruht doch gerade auf gegenseitigem Gegen und Nehmen. Der Partner wird einem doch auch in der Regel gerne helfen, weil er es möchte, dass man sich gut fühlt und eben einen Vorteil aus seiner Hilfe ziehen kann. Er macht es gerne, weil man ihm viel bedeutet. Und im Gegensatz nimmt man die Hilfe gerne an und steht seinem Partner in einer anderen Situation zur Seite.
Als mein Partner mir beim Umzug oder bei Papierkram geholfen hat, hatte ich auch nie das Bedürfnis danach, mich sofort revanchieren zu müssen und ihm direkt ein Geschenk zu machen oder sofort bei etwas anderem zu helfen. Solche Situationen ergeben sich doch im Laufe der Partnerschaft immer wieder und es ist ja in Ordnung, dass man dem Partner dann ein Jahr später bei etwas hilft.
Das muss nicht immer sofort ausgewogen werden und es ist auch in Ordnung, wenn einer dem anderen etwas mehr hilft als der andere. Solange man eben weiß, dass man nicht ausgenutzt wird, ist doch alles in Ordnung. Und in einer Beziehung sollte man doch so offen miteinander sprechen können, dass man weiß, dass so etwas klar ist.
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