Freude daran haben, Ängste bei anderen zu verstärken?
Eine Freundin von mir hat große Angst vorm Zahnarzt und hat bald eine größere Behandlung. Sie muss dafür an verschiedenen Terminen in die Praxis. Sie hat ihrer Mutter schon davon erzählt und diese hat ihr gesagt, dass sie auch schon so eine Behandlung bekommen hat und sie dafür 4 Stunden lang auf dem Zahnarztstuhl verbracht hätte. Meine Freundin hat nun eine Horrorvorstellung im Kopf und ihre Mutter hat immer weiter geredet, obwohl meine Freundin eben gesagt hat, dass sie ihr noch mehr Angst macht und besser still sein soll.
Meine Freundin meinte, dass ihre Mutter anscheinend Freude daran hätte, die Ängste von anderen Menschen noch zu verstärken und sie sich daran erfreuen würde, wenn sie etwas Horror verbreiten könnte. Sie hatte gehofft bei ihrer Mutter etwas Trost und Zuspruch zu bekommen und meinte, dass sie jedes mal vergessen würde, dass ihre Mutter den Ängsten eher noch Nahrung geben würde.
Kennt ihr auch Menschen, die Freude daran haben die Ängste von anderen Menschen noch verstärken? Was gibt diesen Menschen so einen Kick daran, anderen irgendwelche Horrorgeschichten zu erzählen? Meint ihr, dass es meist eher unterbewusst passiert, dass sich die Person daran erfreut, wenn sie einer anderen noch mehr Angst machen kann?
Meine Mutter ist leider auch so. Sie erfreut sich daran, wenn es mir schlecht zu gehen scheint, was ich vor ihr selten zugebe und wenn sie merkt dass ich vor etwas Angst habe, dann versucht sie dies immer noch schlimmer zu machen. Beispielsweise musste mein Sohn mal operiert werden und da hat sie dann vorher von unsauberen Krankenhäusern, Keimen und so weiter gesprochen und gar nicht mehr damit aufgehört, obwohl sie das Krankenhaus nicht mal selber kannte, also es bestand kein Anlass das zu sagen.
Es gibt einfach solche Leute, die sich stark fühlen, wenn sie andere Menschen heruntermachen können und die geilen sich dann an der Angst der anderen Menschen auf. Das ist sehr schade, selber kann ich das auch nicht so nachvollziehen und ich bin auch eine Person, die dann eher zuspricht oder versucht jemanden abzulenken statt den Finger in die Wunde zu halten und es noch schlimmer zu machen.
Ich kenne zum Glück nicht solche Menschen. Habe keine im Freundes oder Familienkreis und möchte solche Menschen auch gar nicht zu den zählen, die mein Vertrauen genießen dürfen. In meinen Augen ist das schon fast sadistisch. Ich habe nichts dagegen, wenn man irgendwelchen Leuten die Angst vor Spinnen oder Kleintieren haben, mal hier und da ein Schrecken einjagt. Wobei man da auch unterscheiden sollte, ob es nur eine einfache Angst oder tatsächlich schon eine Phobie ist.
Sobald es aber darum geht, dass man einen medizinischen Eingriff plant oder sich untersuchen lassen muss, finde ich es alles andere als vernünftig demjenigen dann auch noch Angst zu machen. Dann auch noch weiter zu machen, obwohl man schon erwähnt, dass es einem damit nicht besser, sonder eher schlechter geht, ist ein absolutes Nogo.
Ich war selber glücklicherweise noch nie schwanger, aber ich habe mir sagen lassen, dass gerade bei diesem Thema gerade die Leute zum Vorschein kommen, die nichts lieber tun als saftige Horror-Geschichten zu erzählen. Genau das will man als werdendes Elternteil ja hören. Was kann bei einer Geburt alles schiefgehen, und was musste die Cousine des Nachbarn des Ex-Vermieters alles durchmachen, und ihr Sohn ist bis heute "nicht richtig im Kopf".
Für mich ist das einfach eine besonders unsensible Art von Klatsch. Manche Leute haben wirklich Spaß daran, gruselige Geschichten, egal ob zum Thema Gesundheit, Kinder oder auch aus den Medien zu verbreiten und sich an den wachgerufenen Emotionen zu weiden. Vielleicht, weil sie sonst wenig Emotionen aller Art spüren, ich weiß es nicht.
Für diese Gestalten handelt es sich meines Erachtens wirklich um spannende, unterhaltsame Anekdoten, vergleichbar einem spannenden Film, wo ja auch viel Blut fließt und die Figuren einiges durchmachen. Dass das Gegenüber blass wird, weil es das Ganze in Wirklichkeit erleben muss, merken diese Leute gar nicht, und es ist ihnen auch egal.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie dumm man sein kann, seiner Mutter immer noch solche Sachen erzählen kann, wenn man doch eigentlich weiß, wie die drauf ist und dass die eher die Ängste noch verstärken wird. Ich hätte da schon längst meine Konsequenzen draus gezogen und die Themen entweder entsprechend selektiert oder den Kontakt abgebrochen.
Ich meine, die Frau wird mindestens volljährig sein, also die eigene Mutter mindestens 2 Jahrzehnte kennen und dann lernt man immer noch nicht dazu? Ich finde es unfassbar wie dumm und wenig lernfähig manche Menschen doch sind. Das ist doch zum Fremdschämen und für mich wenig nachvollziehbar.
Ganz ehrlich, manchmal mache ich das ebenfalls. Manchmal gehen mir die Gespräche so auf den Keks, dass ich die Ängste einer Person einfach verstärken muss. Es endet oft damit, dass ich mit einem süffisanten Grinsen gehe und die Person beinahe panisch im Kreis läuft und am Ende merkt, dass der Zahnarztbesuch oder Ähnliches doch nicht so schlimm war, wenn sie es hinter sich hat. Oft kommt dann sogar noch ein Dankeschön.
Es gibt aber auch Themen, die ich meide. Ich gehe an sich ganz offen mit den meisten Sachen um, aber bei einigen Themen verlasse ich einfach die Situation. Das sollten vielleicht die Leute, die ihren sarkastischen Eltern alles erzählen auch mal tun, es hilft ungemein. Meine Mutter ist auch schwer gehässig, in Angstsituationen versucht sie auch Ängste zu schüren. Meistens wechsele ich dann das Thema oder kontere. Und am Ende stelle ich mich der Angst und sage mir, dass es doch nicht so schlimm war, auch wenn ich mal 4 Stunden auf dem Zahnarztstuhl gesessen habe, was die Tage wirklich vorgekommen ist.
Ich hatte einmal einen Freund, dem es Spaß machte, meine diversen Ängste zu verstärken. Er wusste, dass ich ein wenig wasserscheu war und verstärkte meine Ängste, indem er unter mir durchtauchte und knapp vor mir wieder auftauchte oder so tat, als wolle er mir den Kopf unter Wasser drücken. Auch meine Angst vor Spinnen und Wespen verstärkte er in verschiedenster Weise, um sich hinterher darüber lustig zu machen. Er hatte wohl leicht sadistische Neigungen und empfand Freude daran, mich in Panik zu sehen. Die Beziehung hielt auch deswegen nicht sehr lange.
Ich habe bei mir selber noch nicht die Eigenschaft kennengelernt, bei anderen die Ängste zu verstärken. Es kommt aber vor, dass ich den sogenannten worst case beschreibe, aber nicht um zu erschrecken, sondern eher um zu beruhigen. Letztes Schuljahr hatte eine ängstliche Nachhilfeschülerin ein bisschen Panik vor der letzten Schulaufgabe und ich habe ihr vorgerechnet, dass sie noch einen Vierer bekommt, auch wenn sie jetzt einen Sechser schreibt. Das hat sie dann, so glaube ich zumindest, ein wenig beruhigt.
Es gibt solche Menschen leider und warum es ihnen Freude bereitet, die anderen Menschen erst recht leiden zu sehen, kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen. Allerdings könnte ich es dann auch nicht vergessen, dass ich bei einer solchen Person keinen Zuspruch finde, sondern sich meine Angst noch verschlimmert.
Darum kann ich deine Freundin nicht recht verstehen und hätte an ihrer Stelle der Mutter nichts von den Ängsten erzählt. Das würde ich schon nach der ersten Erfahrung dieser Art einfach vermeiden, etwas von meinen Ängsten zu erzählen.
Ich weiß nicht, ob solche Leute nicht einfach nur komplett schwarzmalerisch sind und nicht eher unbewusst die Ängste bei anderen Menschen verstärken. Außerdem kann es auch so sein, dass sie selbst einfach Angst haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen und andere Menschen so mit ihrer eigenen Angst anstecken. Grundsätzlich glaube ich nicht, dass viele Menschen so extrem bösartig und sadistisch veranlagt sind.
soulofsorrow hat geschrieben: Grundsätzlich glaube ich nicht, dass viele Menschen so extrem bösartig und sadistisch veranlagt sind.
Das würde ich so nicht mehr unterschreiben. Als meine Mutter ihre unheilbare Krebsdiagnose bekommen hat, haben sich die Leute, die mir Mut zugesprochen, und die, die mir mit glänzenden Augen Horrorgeschichten von Leuten erzählt haben, die exakt an der gleichen Krankheit langsam und qualvoll verschieden sind, etwa die Waage gehalten. Da habe ich auch kein Mitgefühl gespürt, das war für diese Leute einfach eine faszinierende Abwechslung im Alltagstrott. Dass das ein Zeichen für Gutherzigkeit ist, glaube ich eher nicht.
Aber ich würde auch sagen, dass viele Leute wirklich nur völlig unfähig sind, die Perspektive eines anderen Menschen auch nur ansatzweise nachzuvollziehen. Wenn jemand beispielsweise 6 Kinder zwischen Waschmaschine und Trockner ohne mit der Wimper zu zucken auf die Welt gebracht hat, gehen manche Leute davon aus, dass das die Norm ist und irgendwelche Horrorgeschichten quasi reine Fiktion. Dass sich jemand anders vielleicht Sorgen machen oder Angst bekommen könnte, scheint auf ihrem Radar nicht auf, weil sie 1978 keine Angst hatten bzw. sich nicht mehr daran erinnern, weil das Balg mittlerweile schon in den Wechseljahren ist.
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