Fremde Vermieter beeinflussen wollen ratsam?
Ich schrieb in einem anderen Beitrag von einer jungen Mutter, die noch in der Ausbildung ist und im Moment das Problem hat, dass sie sich fälschlicherweise auf eine mündliche Zusage für eine Wohnung verlassen hat. Schließlich kündigte sie ihre alte Wohnung und bekam dann aber vom neuen Vermieter mitgeteilt, dass das doch nichts wird. Entsprechend ist die Verzweiflung natürlich sehr groß, da man mit einem Azubi-Gehalt und einem Kleinkind nicht so viel Geld hat, sich auch teurere Wohnungen leisten zu können und bezahlbarer Wohnraum hier mehr als knapp ist. Es ist also unrealitisch, innerhalb von drei Monaten eine günstige Wohnung hier zu finden.
Jedenfalls heulte sie sich bei Facebook öffentlich aus und suchte Rat bei anderen Nutzern. Es kamen verschiedene Vorschläge rein und einer riet ihr dazu, zum potentiellen neuen Vermieter zu gehen und bei dem mal so richtig auf die Tränendrüse zu drücken, dass er ihr die Wohnung eben doch noch gibt. Anschließend könnte sie ihm ja dann aus dem Weg gehen, wenn sie die Wohnung erst einmal sicher hätte.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, ehrlich gesagt. Vielleicht schreckt ihn das erst recht ab und sie bekommt die Wohnung dann erst recht nicht. Zumal hat sie ein Baby und nicht jeder Vermieter ist davon begeistert, noch dazu von einem Azubi-Gehalt. Wer weiß, ob Tränen da überhaupt was bringen würden. Wie seht ihr das? Haltet ihr es für ratsam, wenn man fremde Vermieter in dieser Hinsicht beeinflussen möchte? Oder haltet ihr das für kindisch und unreif?
Allem Anschein nach hat sich die gute Frau durch ihre eigene Naivität in eine wirklich verzwickte Lage gebracht und ist sich auch nicht bewusst darüber, dass man, wenn es wirklich ums Ganze geht, nicht weiterkommt, wenn man sich bei Facebook ausheult und Tipps geben lässt, sondern dass es an der Zeit ist, sich auf die Hinterbeine zu stellen und etwas zu unternehmen.
Ich persönlich bin ja der Meinung, dass die Zeit, die es kostet, dem einen Vermieter, der ja schon abgesagt hat (!), die Ohren vollzuplärren, besser in die Suche nach Alternativen investiert ist. In einer derart misslichen Lage packt man die Tränendrüse besser weg, gibt sich kompromissbereit und schöpft wirklich alle Möglichkeiten aus, also auch Ämter und vielleicht nicht so glamouröse Unterkunftsmöglichkeiten. Damit hätte man eigentlich gut zu tun.
Andererseits muss ich jedoch auch zugeben, dass ich schon öfter erlebt habe, dass die Tränendrüse gut gewirkt hat, und dass ich selber einfach nur kein Talent darin habe, meine Mitmenschen auf diese Art emotional zu manipulieren. Auch bin ich nicht mehr so jung, aber ich musste schon öfter mit ansehen, wie sich meine Geschlechtsgenossinnen Jobs, Praktika oder eine Unterkunft erweint haben, während ich mit meinen guten Noten und der stoischen Miene daneben stand. Es wäre also wohl irgendwo doch einen Versuch wert.
Ich vermiete auch selbst und bei mir bringt dieses auf die Träne drücken rein gar nichts und erst recht nicht mit diesen Voraussetzungen. Würde jemand bei mir ankommen mit dieser Geschichte, dass er seine Wohnung gekündigt hat da er sich auf die mündliche Zusage versichert hat, dann müsste ich schon lachen und auch dem Menschen ins Gesicht sagen, was für ein dummes, naives kleines Kind man doch ist und gar nicht in der Lage ist Verantwortung zu übernehmen.
Gerade wenn man ein kleines Kind noch mit an der Hacke hat, keine weiten Sprünge finanzieller Natur machen kann, dann sichert man sich doppelt und dreifach ab, damit man nicht auf der Straße steht. Mich würde das nicht beeinflussen und auch nicht dazu bewegen, dieser Dame eher eine Wohnung zu vermitteln oder es mir nochmals zu überlegen und ihr die mündlich zugesicherte Wohnung dann auch zu geben.
Wenn ich schon Ratschläge höre, dass man auf die emotionale Ebene gehen soll um den Vermieter damit zu verarschen und hinterher fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel, dem kann ich nur sagen, dass auch ein Vermieter immer das Recht hat auf eine ordentliche Kündigung. Sprich selbst wenn er zusagt, kann die Dame dann dennoch binnen 3 Monaten wieder in der gleichen Situation sein und das spricht sich auch herum, gerade wenn man in den sozialen Medien damit hausieren geht. Auch Vermieter schauen nach, was manche Menschen dort von sich geben und wissen über die Masche dann Bescheid. Teilweise sprechen die alten Vermieter auch mit potentiellen neuen Vermietern, die sich dort erkundigen wie der Mieter denn so war. Auch da kommen solche Dinge dann zur Sprache.
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