Fremde Leute auf medizinische Geräte ansprechen?

vom 14.07.2019, 21:36 Uhr

Vor längerer Zeit war eine Freundin auf einer Party anwesend, bei der einer der anderen, ihr fremden Gäste ein kleines medizinisches Gerät am Körper trug, was ihr auffiel. Sie traute sich aber nicht direkt zu fragen, sondern fragte hinterher andere Leute, was das gewesen sein könnte. Ich habe mich darüber gewundert, dass sie die Frau nicht selbst fragte, weil ich weiß, dass manche Leute, die zum Beispiel eine Insulinpumpe tragen sogar auf der Straße von völlig Fremden angesprochen und gefragt werden, was das für ein Teil sei.

Da ich in der Situation nicht dabei war, kann ich nicht so richtig beurteilen, ob ich die Frau gefragt hätte. Möglicherweise hätte ich das von anderen Faktoren wie meiner Laune, der allgemeinen Stimmung und der Sympathie abhängig gemacht, ob ich frage oder nicht. Auf der Straße würde ich aber sicher niemanden ansprechen, was er da am Arm, Bein oder sonstwo trägt, da käme ich mir sehr unhöflich vor. Umgekehrt würde es mich aber komischerweise nicht stören, wenn jemand mich so etwas in einer ähnlichen Situation fragen würde.

Wie würdet ihr reagieren? Würdet ihr fremde Leute auf etwas ansprechen, was euch auffällt oder findet ihr das unhöflich? Würde es euch selbst stören, wenn ihr irgendetwas am Körper tragt, was für andere sichtbar ist und dazu Fragen gestellt bekommt?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich kann es schon verstehen, dass man sich in der Situation nicht traut, zu fragen und ich wäre da wohl auch eher zurückhaltend. Allerdings ist es schon so, dass ich umgekehrt die Fragen schon beantworten würde, wenn ich zu einem Gerät gefragt würde. Auf einer Party hat man so direkt ein Gesprächsthema, was auch nicht so schlecht ist.

Aber man kann eben nicht von sich auf andere schließen. Mir wäre es in so einem Moment lieber, wenn mich jemand direkt fragen würde, als wenn ich das Gefühl hätte, dass mich jemand den ganzen Abend deswegen anstarrt. Aber so geht es sicher nicht allen Menschen und ich kann es mir vorstellen, dass manche Leute auch eher genervt sind, weil sie eben immer wieder gefragt werden.

So muss man es auch ein Stück weit von der Situation abhängig machen. Wenn ich sowieso mit jemandem ins Gespräch gekommen bin, dann frage ich sicher eher, als einfach so, wenn ich jemanden noch nicht gesprochen habe.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich bin nicht der Meinung, dass es "nicht so schlecht" sei, anderer Leute Gesundheitsprobleme als Gesprächsthemen auf Partys hernehmen zu können, weil sie sichtbares Equipment mit sich herumtragen müssen. Umgekehrt würde ich es ja auch nicht wollen, stets und ständig nur auf meine Prothese oder Insulinpumpe oder was auch immer reduziert und angesprochen zu werden. Es ist doch eher kränkend als irgendwas sonst, wenn deine sichtbare Krankheit oder Beeinträchtigung das einzige zu sein scheint, das dich interessant und zu einem guten Gesprächspartner macht.

Davon abgesehen würde ich jemanden nur ansprechen, wenn Gefahr im Verzug ist oder etwas offensichtlich nicht stimmt. Und natürlich nehme ich Rücksicht und halte etwa die Tür auf, wenn jemand mit seinem Sauerstofftank angejapst kommt oder versuche im Bus, nicht mit dem Rucksack an anderer Leute Insulinmessdings hängenzubleiben. Aber ich bin nicht der Meinung, dass andere Leute verpflichtet sind, meine Neugierde zu ihrer Person zu befriedigen. Wenn sie selber davon anfangen, gut, aber wie gesagt - umgekehrt hätte ich auch keine Lust dazu, andere Leute zum Thema Diabetes oder Knochenkrebs oder was auch immer aufzuklären.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube als kranker Mensch hat man nicht immer Bock darauf angesprochen zu werden. Gerade wenn man in lockerer Stimmung auf einer Party ist und die Krankheit mal weniger eine Rolle spielt würde es doch eher nervig sein die Krankheit wieder so in den Vordergrund zu holen. Ich habe einige kranke Menschen erlebt und natürlich gibt es Leute, die da gerne drüber reden und das eher positiv auffassen, aber es gibt eben auch genügend Leute, die nicht so gut damit auskommen und dann eher traurig sind, wenn sie immer erinnert werden dass sie krank sind.

Natürlich kann man ein gewisses Interesse zeigen, wenn man sich nett unterhält und es einfach hinein passt, aber das dürfte dann immer noch eine schwierige Sache sein wie es ankommt. Ich würde so etwas also eher meiden und finde es nicht besonders wohl erzogen fremde Menschen sofort auf ihre Krankheit anzusprechen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich würde andere Menschen niemals aus rein privater Neugier auf ihre Gebrechen oder Krankheiten ansprechen. Und ich glaube nicht einmal daran, dass jeder, der dazu Auskunft gibt, auch wirklich danach gefragt werden wollte. Nur weil manche Menschen aus Höflichkeit antworten, heißt das noch lange nicht, dass sie nur darauf warteten, endlich auf ihre Krankheit angesprochen zu werden.

Bis eben wusste ich übrigens noch nicht anmal, was eine Insulinpumpe ist, wie diese aussieht und wirkt. Darüber habe ich mich eben erst informiert. Vorher dachte ich immer, man müsste sich spritzen oder Medikamente oral einnehmen bei Diabetes. Nun weiß ich wieder etwas mehr, es hat mir nicht geschadet. Und ich denke nun, dass die Dame auf der Party sicherlich solch eine Insulinpumpe am Körper hatte.

Würde mir diese Dame auf besagter Party begegnen, würde ich sie in Ruhe lassen und auch nicht anstarren oder andere Gäste über sie befragen. Ein anderes Verhalten käme für mich absolut nicht in Frage. Nur weil man hier offensichtlich sieht, dass der Mensch nicht wirklich gesund ist, spricht man ihn doch nicht auch noch darauf an! Das gehört sich meiner Meinung nach absolut nicht. Und wäre ich eine Betroffene, hätte ich ganz sicher eine freche Antwort parat. Denn ich bin als Privatperson auf einer Feierlichkeit ganz gewiss nicht dazu da, anderer Menschen Neugier oder Sensationslust zu befriedigen.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, eine fremde Person als erstes über den Sinn und Zweck ihres medizinischen Geräts und die eigene Krankheitsgeschichte auszufragen. Das erscheint mir ziemlich übergriffig in puncto Privatsphäre und wirkt einfach nur sensationslustig und neugierig auf Dinge, die einen nichts angehen. Zudem haben viele chronisch Kranke, die auf so offensichtliche Hilfsmittel angewiesen sind, oft schon einige negative Stigmatisierungserfahrungen gemacht oder fühlen sich beeinträchtigt und „anders“ genug, auch ohne dass jemand noch explizit auf dem Gebrechen herumreitet. Daher würde ich so einen Menschen auch keinesfalls noch zusätzlich verunsichern oder kränken wollen.

Mit Krankheiten oder persönlichen Schicksalsschlägen halte ich es so, dass ich die Person entweder selber das Thema anbringen lasse oder einfach nicht darauf eingehe. Wenn Redebedarf dahingehend besteht oder der Betroffene mir genug vertraut, um mich einweihen zu wollen, dann respektiere ich das und zeige auch Interesse, aber wenn ich das Gefühl habe, dass der andere am liebsten völlig normalen Smalltalk halten und komplizierte Fragen beiseite lassen will, dann verhalte ich mich auch entsprechend. Ich würde vermutlich auch nicht wollen, dass dauernd Leute auf mich zukommen und mich nach privaten Details fragen, nur weil ich nicht verhindern kann, dass ein Teil davon nach außen hin sichtbar ist.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Du sagst zwar, dass dich neugierige Fragen nicht stören würden, aber wie lange würde das wohl so bleiben? Ich habe mal zwei Monaten mit Krücken verbracht und fand Nachfragen am Anfang auch nicht schlimm, aber nach mehreren Wochen, in denen ich immer wieder erklären durfte, dass das ein Sportunfall war und mir daraufhin die Geschichten von eigenen Sportverletzungen oder von Verletzten aus dem Bekanntenkreis anhören durfte hatte ich darauf wirklich absolut keinen Bock mehr.

Deshalb würde ich jemanden sicher nicht auf einer Party auf seine Krankheitsgeschichte ansprechen und völlig fremde Leute auf der Straße auf etwas sehr privates anzusprechen empfinde ich ehrlich gesagt als ziemliche Frechheit und als total übergriffig. Ich verstehe auch nicht warum manche Menschen meinen, dass sie das Recht haben solche Fragen überhaupt zu stellen. Fällt in die gleiche Kategorie wie Menschen mit krausem Haar einfach in die Haare zu fassen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich habe vor Kurzem das erste Mal einen Menschen mit einem künstlichen Herzen gesehen, beziehungsweise jemanden, der die Pumpe, die das Herz unterstützt offen in einer seitlichen Tasche getragen hat. Das sind so medizinische Geräte, die man außerhalb des Krankenhauses eher seltener sieht und ich fand es super, dass er das Gerät so offen getragen hat.

Ich habe ihn auch danach gefragt, weil es diese kompakteren Pumpen zu meiner Zeit im Krankenhaus noch nicht gab und sie wirklich ganz anders ausgeschaut haben. Der Mann war weder beleidigt, noch fand er es befremdlich, sondern hat sich ganz normal mit mir darüber unterhalten.

Anders sehe ich es jedoch, wenn jemand dauerhaft nur einen kleinen Sensor tragen muss, wie es mittlerweile bei Diabetes normal ist. Da würde ich auch nicht ständig nachfragen und ansprechen, ob die Person Diabetes oder Ähnliches hat. Auch frage ich nicht bei jedem Beinbruch nach, außer das Gespräch kommt explizit darauf zu sprechen. Und man sollte so umgänglich sein und das Gesprächsthema irgendwann von der Erkrankung und dem Gerät zu lösen, denn wenn nur über ein und dasselbe Thema geredet wird, dann wird es schnell langweilig und das Gespräch gerät schnell ins Stocken.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wenn man mit der Person ein Gespräch führt, wird es in den meisten Fällen dann sicherlich auch mal die Gelegenheit geben da zu fragen. Aber einfach so drauf los, nur weil man neugierig ist, täte mir nicht in den Sinn kommen. Ein Angestellter aus dem dem Steuerbüro mit dem ich zusammen arbeite, hat auch so ein Teil am Oberarm. Ich weiß dass er Diabetiker ist und vermute da durch diverse Werbespots einen Zusammenhang. Gefragt habe ich da bisher nicht, obwohl wir uns schon länger kennen.

Allerdings erinnere ich mich an einen Urlaub, als meine Kinder noch nicht zur Schule gingen. Da war eine andere Familie, wo der Sohn spezielle Teile am Ohr hatte, so dass es vor Wasser geschützt war. Meine Kinder wollten damals von mir wissen, was die Teile für einen Sinn haben. Da ich keine Ahnung hatte, habe ich ihnen gesagt, dass sie selbst nachfragen sollen. Haben sie auch gemacht und die Mutter des Jungen hat es ihnen erklärt.

Später hat sich ein Gespräch mit der Mutter ergeben und sie war sichtlich erfreut darüber, dass ich meinen Kindern da nichts erzählt habe, was dann vielleicht gar nicht stimmt, sondern sie angehalten habe, das Gespräch selbst zu suchen. Sie empfand damals direkte Fragen besser, als heimliches Getuschel, was ja meist noch mit Blicken untermauert wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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