Frauen auf Baustelle besonders auffällig und ungewöhnlich?

Meine Bekannte hat mehrere Wochen mit ihrem Mann zusammen in Eigenleistung das Haus ausgeschachtet. Sie hat aber nicht etwa nur Arbeiten wie Essen machen und Kaffee kochen übernommen, sondern wirklich tatkräftig mit angepackt. So hat sie auch mit Schaufel und Sparten gearbeitet und gegraben und Steine geschleppt. Sie hat alles gemacht, was sie irgendwie konnte und was an Arbeiten anfiel.

Sie sagte mir dann aber immer wieder, dass ständig die Leute glotzend im Auto vorbei fahren würden. Einige hätten sich sogar nochmal zu ihr umgedreht, wenn sie vorbeifuhren. Meine Bekannte fand das doch reichlich unangenehm und hatte keine Erklärung dafür. Bis eine Freundin meinte, dass die meisten es sicherlich ungewöhnlich fänden, eine Frau bei solch anstrengender körperlicher Arbeit zu sehen und das es ja doch ein seltener Anblick wäre, eine Frau auf einer Baustelle beim arbeiten zu sehen.

Ist es wirklich so ein ungewöhnlicher Anblick, wenn Frauen auf einer Baustelle tatkräftig mit anfassen? Meint ihr, dass deswegen so viele geschaut haben? Ist es besonders auffällig wenn Frauen bei solchen Dingen mitarbeiten?

Ich denke auch, dass das eher am Geschlecht liegt. Man sieht ja ständig Männer auf einer Baustelle, zum Beispiel wenn man auf der Autobahn fährt, die dann teilweise wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Da sehe ich auch ausschließlich Männer, sodass man diesen Anblick einfach gewöhnt ist. Wenn dann plötzlich eine Frau in so einer "Männerdomäne" aktiv anpackt, fällt das schon ziemlich auf. Ich denke aber, dass sich das automatisch legen würde, wenn Frauen auf einer Baustelle schon zur Routine gehören.

Warum auch immer, aber die Antwort lautet ja! Frauen sind einfach eine Seltenheit auf dem Bau, wobei es sicherlich noch einmal was anderes ist, wenn es um das eigene Haus geht. Warum sollte man da als Frau nicht mit anpacken, wenn man es denn kann? Meine Schwägerin ist sehr geschickt. Sie sieht zwar absolut nicht so aus, aber sie kann besser anpacken, als zum Beispiel mein Bruder. Sie wäre bei einem Hausbau definitiv hilfreicher.

Nur können das die meisten Frauen körperlich eben einfach nicht. Streichen kann ich, Laminat verlegen sicherlich auch. Aber sobald es daran geht, schwere Sachen zu tragen, bin ich raus. Wobei man sich immer Mühe geben kann und dadurch wird man ja auch fitter. Frauen stoßen vermutlich nur eher an ihre körperlichen Grenzen. Erfahrungsgemäß ist es aber auch sinnvoll, wenn einer die Arbeiter mit Essen und Getränken versorgt. Das ist motivierend und hungrige Arbeiter arbeiten nicht.

Ansonsten sehe ich aber keine Bauarbeiterin. Also wenn man an irgendwelchen Baustellen vorbei fährt, dann sieht man kaum bis gar keine weiblichen Bauarbeiterinnen. Mir geht es zumindest so. Aber würde ich mal eine sehen, würde ich auch nicht mehr oder weniger danach gucken. Man schaut halt beim Autofahren nicht nur geradeaus, sondern schon auch mal nach links und nach rechts.

Frauen auf Baustellen sind nicht so typisch und deswegen glotzen die Leute auch so. Viele Frauen helfen bei solchen Arbeiten nicht mit, wollen auch gar nicht schwer arbeiten oder sich schmutzig machen und sind wir mal ehrlich alles kann man als Frau auch nicht machen, gerade wenn es um das schwere Tragen geht oder wirklich harte schwere Arbeit. Bei manchen Sachen ist ein Mann einfach besser geeignet.

Dennoch würde ich mir da auch an ihrer Stelle keinen Kopf machen. Sie arbeitet nun mal mit und wenn die Leute dann meinen gucken zu müssen ist es eben so. Das Bild von einer stark arbeitenden Frau ist eben immer noch etwas besonderes, weil in vielen Köpfen noch ein anderes Frauenbild herrscht.

Ich kann es mir schon vorstellen, dass es daran gelegen hat, dass sie als Frau auf der Baustelle wirklich mitgeholfen und nicht nur Kaffee gekocht hat. Es ist gerade bei körperlich harten Arbeiten eben immer noch verhältnismäßig ungewohnt, dabei eine Frau mitarbeiten zu sehen. Für mich ist das nun kein Grund, wirklich großartig dahin zu schauen, aber im Grunde ist es schon verständlich, dass man schaut, wenn man sich über etwas wundert, auch wenn es natürlich klar ist, dass es für die Person, die da angesehen wird, auch unangenehm sein kann.