Frau im Heim spricht nur Russisch - wie kommunizieren?

Ich habe ein größeres Problem, wofür ich schlichtweg keine Lösung finde. Bei uns im Heim ist eine neue Frau. Sie spricht nur Russisch, beziehungsweise will sie scheinbar nur Russisch reden, wobei ihr Mann ab und zu auch Deutsch mit ihr spricht, aber sie antwortet dann wieder auf Russisch. Der Mann kommt nur immer kurz vorbei und so kann man ihn auch nicht übersetzen lassen.

Die Frau ist dement und versteht so gar nicht warum sie nun im Heim ist, wobei es aber einige Probleme mit ihr gab und sie so zu Hause nicht mehr gepflegt werden konnte. Sie fängt auch immer wieder an zu weinen, versucht wegzugehen, wobei sie im Rollstuhl sitzt und auch immer wieder zurückgeschoben wird, damit sie sich nicht irgendwo verletzt.

Nun bringe ich ihr immer das Essen, sie sagt dann immer etwas auf Russisch und fängt auch immer wieder an zu weinen. Ich verbringe viel Zeit in ihrer Umgebung und so würde ich sie irgendwie gerne aufbauen. Ich streichel ihr dann auch den Arm, gehe ein bisschen in die Hocke und versuche beruhigend, aber dennoch auf Deutsch auf sie einzureden. Ein bisschen etwas bringt das schon, aber man merkt eben, dass man auf keiner richtigen Ebene miteinander kommunizieren kann. Habt ihr da einen Tipp für mich?

Eine echte Kommunikation wird wohl nie stattfinden. Dafür bräuchtest du einen Übersetzer und auch ihre Demenz steht dem doch im Weg, oder?! Aber ich verstehe deinen Wunsch, ihr ein paar tröstende Worte mitzuteilen, wenn sie verwirrt ist und weint.

Aber ein paar Worte kannst du doch lernen. Such dir irgendjemanden, der Russisch kann. Wenn du niemanden kennst, kannst du an einer Uni vielleicht jemanden finden oder per Kleinanzeige. Und dann lässt du dir Sätze wie "Wir kümmern uns um Sie" oder "Alles wird gut" beibringen. Oder was du ihr auch gerne sagen möchtest. Oder du fragst ihren Mann.

Diese Situation ist natürlich etwas schwierig. Ich würde auch dazu raten, eben vor Ort jemanden zu fragen, der vielleicht sogar etwas Russisch kann und dir ein paar Phrasen beibringt, die in solchen Situationen nützlich sind.

Was auf jeden Fall erst einmal helfen könnte, wäre der Satz "Vsjo v porjadke" ("Alles in Ordnung"), wenn du sie versuchst etwas zu beruhigen und ihr etwas über den Arm streichst von mir aus. Ich habe gerade im Internet geschaut und habe dann diese Seite gefunden. Hier wird dieser Satz in einer Tabelle auf kyrillisch dargestellt mit einem Lautsprecher-Symbol. Wenn du darauf klickst, wird dir das eben vorgesprochen, sodass du es eventuell vorher zu Hause üben könntest es nachzusprechen.

Wenn du niemanden finden solltest, der dir da weiter hilft, kannst du auch gerne mich fragen, wie man bestimmte Sachen übersetzen würde. Ich bin zwar kein Muttersprachler, hatte aber vier Jahre lang Russisch-Unterricht.

Mittlerweile haben viele Heim das Problem mit Bewohnern, die eine Fremdsprache sprechen, die das Personal nicht beherrscht. Einerseits kommen jetzt viele Menschen aus den Gastarbeitergenerationen in die Heime, die nur wenig Deutsch gelernt haben. Andererseits nützt auch das gelernte Deutsch oft nicht mehr viel, denn demente Bewohner verfallen oft wieder in ihre Muttersprache. Das Wissen um die gelernte Fremdsprache verschwindet mit als erstes bei den meisten.

Neben dem Erlernen kleiner Phrasen in der passenden Sprache hilft es auch sehr, wenn man sich Zeit nehmen kann. Das Halten der Hand, das Streicheln über Wange und Arm, Lächeln, Staunen und Freude mimisch zeigen, das ist eine universelle Sprache, die erst in ganz weit fortgeschrittenem Stadium nicht mehr ankommt.

Mit kleinen Spielen wie dem Zurollen eines Balls, dem Betrachten von Bildern oder Vögeln und Blumen vor dem Fenster kommt man als betreuende Person oft schon sehr weit. Dadurch kann auch zu stark dementen Personen noch eine echte Beziehung aufgebaut werden, die ganz ohne Worte funktioniert. Snoezelen klappt meist auch wunderbar und sorgt für Gefühl von Geborgenheit und Entspannung.Einen Wagen dazu kann man ziemlich leicht selber bauen, die meisten Heime drücken ja doch die Kosten sehr.

Ich habe es mittlerweile ganz gut mit ihr im Griff. Sie beruhigt sich nun besser, wenn ich ihr über den Arm streichel, das habe ich nun auch auf den Rücken ausgeweitet und nehme auch mal ihre Hand. Sie isst teilweise sehr schlecht, aber ich nehme mir Zeit um ihr das Essen einzugeben, wenn sie dies zulässt und so ein paar Worte habe ich nun auch Russisch gelernt, wobei sie mittlerweile auch ganz gut auf mein Deutsch reagiert. Ich denke, dass das nur der Stress am Anfang war, woanders zu sein. Sie spricht mittlerweile aber gar nicht mehr, sagt höchstens mal Ja oder Nein.

Dennoch lächelt sie immer mal, wenn sie mich sieht und das gibt mir unglaublich viel, weil sie am Anfang einfach so am Boden war und nun langsam anzukommen scheint, was ich sehr schön finde. Der Mann kommt nun mittlerweile aber leider sehr selten, weil er den Anblick nicht erträgt.