Förderprogramme für Frauen wirklich noch sinnvoll?

vom 09.01.2015, 13:37 Uhr

An meiner Universität gibt es für Schüler der 10 Klasse mal wieder ein Förderprogramm. Hierbei sollen junge Frauen dazu motiviert werden naturwissenschaftlich-mathematische Fächer zu studieren. Ich frage mich aber, in wieweit das noch sinnvoll ist.

Am chemischen Institut haben wir einen Frauenüberschuss. Das gilt für mein Semester, für das vor mir und das nach mir. Im ersten Semester gibt es meist einen leichten Überschuss an Männern, allerdings brechen im Laufe des Studiums mehr Männer ab, als Frauen, so dass etwa nach dem dritten bis vierten Semestern meist etwas mehr Frauen da sind, als Männer.

Eine Freundin von mir studiert Pharmazie und auch dort gibt es einen Überschuss an Frauen. Dieser ist sogar noch deutlicher, als in der Chemie. Ich kenne auch jemanden aus der mathematischen Fakultät und auch da gab es in den letzten Semestern fast gleich viele Frauen und Männer. Für mich schaut es zumindest nicht so aus, als ob es da noch Handlungsbedarf geben würde, zumal auch mehr Frauen Abitur machen, als Männer. Wenn man weiter fördert werden die Männer bald verdrängt.

Studiert ihr naturwissenschaftlich-mathematische Fächer an der Universität oder wisst, wie es an eurer Universität in der Richtung aussieht? Findet ihr, dass man dennoch Förderprogramme für Frauen anbieten sollte? Hat man das Ziel nicht allmählich erreicht?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke mal, dass Fächer wie Maschinenbau oder Physik aber trotzdem mehrheitlich von Männern studiert werden. Bei Chemie mag das nicht zutreffen, aber wie hoch ist wohl der Anteil an Maschinenbaustudentinnen? Dort sind Frauen immer noch eher die Minderheit und man unterstellt ja auch Frauen, die Maschinenbau studieren, dass sie nicht wirklich weiblich sind. Na gut, das trifft auch oft zu, ich kenne da auch Beispiele.

Wobei ich mich aber frage, warum man überhaupt darauf Einfluss nehmen soll, wer was studiert. Ist das denn schlimm, wenn es weniger Maschinenbauerinnen als Maschinenbauer gibt? Oder ist es schlimm, wenn es in einem Studiengang mehr Frauen als Männer gibt? Das kann man doch auch einfach so lassen, anstatt unbedingt Einfluss auf die Geschlechterverteilung nehmen zu wollen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die Beobachtungen in den von dir genannten Fächer kann ich bestätigen, allerdings sind das die absoluten Ausnahmen im naturwissenschaftlichen Bereich. Wenn man in die Physik, Informatik oder Ingenieurswissenschaften schaut, sieht das Verhältnis schon ganz anders aus. Teilweise liegen die Frauenquoten dort unter 10%.

Von daher ist es schon verständlich, dass die Universitäten etwas unternehmen wollen, um Mädchen und Frauen für die Naturwissenschaften zu begeistern. Man kann sich aber trotzdem fragen, ob es wirklich so sinnvoll ist, so viel Energie in solche Aktionen zu stecken. Im Prinzip führt es dazu, dass die wenigen Frauen, die sich für das Studium und später für eine Karriere in dem Bereich interessieren, massiv bevorzugt werden. Das widerspricht eigentlich der Gleichbehandlung.

Ich denke durch diese Aktion für Frauen unterstreicht man eigentlich nur den Unterschied zwischen den Geschlechtern. Ich halte es für deutlich sinnvoller, wenn man allgemein das Interesse der Jugend für die Naturwissenschaften weckt und dabei ausdrücklich beide Geschlechter einschließt. Und schließlich kann man auch einfach akzeptieren, dass es Unterschiede gibt und es Fachbereiche gibt, die mehr oder weniger für Frauen interessant sind.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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