Flug 4U9525 - Warum dauert Auswertung von Blackbox so lange?

Laut der Nachrichten wurde der Stimmenrekorder der Unglücksmaschine von Germanwings ja relativ frühzeitig gefunden. Erste Ergebnisse sollten heute nachmittag bekannt gegeben werden, wobei bisher nur klar ist, dass es keine Explosion an Bord gegeben hat.

Ich frage mich, warum es so lange dauert, einen Stimmenrekorder auszuwerten, wenn man eine Audio-Aufzeichnung hat. Warum ist nicht mal klar, ob die Piloten Englisch oder Deutsch gesprochen haben und warum kann man nicht sagen, ob die Piloten vor dem Aufprall bewusstlos waren oder gesprochen haben?

Mir ist klar, dass es lange dauert, die gesamten Einzelheiten auszuwerten und zu beurteilen aber warum kann man nicht einfach bekannt geben, was man auf dem Rekorder gehört oder eben nicht gehört hat?

Dir ist schon klar, dass das Gerät nicht mehr funktionsfähig gefunden wurde. Und so gut auch die Techniker heute ausgestattet sind um die Daten wieder herzustellen. Zaubern können sie auch nicht. Das dauert seine Zeit und man kann da nur abwarten. Wobei es doch kaum relevant ist, ob die Piloten nun im Cockpit deutsch oder englisch sprechen. Nur im Funkverkehr müssen sie die Pflicht für Englisch beachten.

Dass so ein Unglück schlimm ist, ist klar. Aber man sollte bei der Rekonstruktion der aller Daten auch keine Wunder erwarten. Wobei ich mich nun auch frage warum man als scheinbar unbeteiligte Person so eine enormes Interesse daran hat, was zuletzt im Cockpit gesagt wurde.

Ein wenig Sensationslust ist da vermutlich schon dabei, wenn unbeteiligte Personen wissen wollen, was passiert ist. Aber auch wenn ich Vielflieger wäre, würde mich das interessieren, denn eventuell ist es besser, dann künftig bis zur Behebung eventueller technischer Probleme lieber Flüge mit einem anderen Flugzeugtyp zu buchen.

Ich denke, es ist auch wichtig, dass solche Daten sorgfältig ausgewertet werden. Ein Schnellschuss, der voreilig verkündet wird und danach drei mal revidiert werden muss, der hilft weder den Angehörigen der Opfer noch den Technikern, die künftig ähnliche Zwischenfälle verhindern sollen. Vermutlich wird da auch nicht einfach so mal jemand die Aufzeichnungen anhören, sondern verschiedene unabhängige Gutachter oder Fachleute mit der Auswertung betraut werden. Sorgfalt dauert eben seine Zeit.

So tragisch das ist, die Opfer werden auch nicht mehr davon lebendig, wenn die Ursache schneller gefunden wird. Von daher bringt Ungeduld hier nichts. Es geht ja nicht um die Rettung möglicher Überlebender, wo wirklich Zeit unter Umständen eine Rolle spielt, sondern eben um die Sicherung von Beweisen.

Aber warum kann man nicht einfach bekannt geben, was man auf dem Rekorder gehört oder eben nicht gehört hat?

Ich habe gerade gelesen, dass es dazu ja nun eine Pressekonferenz gab, also dürften die Bedürfnisse der sensationslustigen Meute erst mal befriedigt sein und die wilden Spekulationen können nun beginnen.

Was mich an dieser Frage aber stört ist dieses Anspruchshaltung. Es klingt so als hättest du irgendwie ein Anrecht auf diese Information und zwar so schnell wie möglich. Dabei sind diese Systeme doch wohl für den Flugzeughersteller und Betreiber gedacht und gegebenenfalls für ermittelnde Behörden aber nicht für die Sensationspresse und ihre gierigen Anhänger.

Sicher liegt es im Interesse einer Fluglinie Informationen an die Presse weiterzugeben, aber eine Verpflichtung dazu besteht ja wohl nicht. Jedenfalls kommt mir kein Gesetz in den Sinn, mit dem man zu der Weitergabe von solchen Informationen gezwungen werden könnte.

Das hat einfach so lange gedauert, weil wahrscheinlich einfach nichts Falsches gesagt werden soll. Hier in diesem Thread Flug 4U9525 - Voice Recorder bringt Erschütterndes wird ja geschrieben, was die Auswertung angeht und wenn man gestern schon direkt irgendwelche kleine Brocken durch die Medien gejagt hätte, dann wäre es nur eine Mutmaßung gewesen. Aber nun ist man sich eben sicher.

Jetzt wo eine erste Auswertung stattfand und diese auch an die Presse gegeben wurde, dürfte allen klar sein, warum es so lange gedauert hat. Bei diesem Vorwurf sollte man sich einfach sicher sein und alle Beteiligten waren wohl auch geschockt und haben stundenlang über mögliche Interpretationen des Gehörten diskutiert.

Aber generell finde ich es nur sinnvoll, damit zu warten, sofort an die Presse zu gehen und die Auswertung zu beschleunigen. Man hört ja einfach nur die Gespräche zwischen Pilot und Co-Pilot. Erst mal muss man differenzieren, welcher von beiden was gesagt hat und was das genau zu bedeuten hat.

Meiner Meinung nach bringt es gar nichts, die Aufnahme an die Öffentlichkeit zu geben und die Interpretation der ganzen Welt zu überlassen. Es wurde beispielsweise gesagt, dass man hören konnte, wie der Stuhl zurückgeschoben wurde. Ein Laie oder ein Verschwörungstheoretiker hätte in dem Geräusch vielleicht gleich eine Waffe gehört. Er kennt eben die Geräusche eines Cockpits nicht. Es wäre aber nicht sinnvoll, wenn solche Leute dann aber gleich verbreiten, dass man ganz sicher eine Waffe gehört hat und so der Absturz erzwungen wurde.

Es ist eben nicht ganz eindeutig, was auf so einer Aufnahme ist. Die Piloten rattern da kein Protokoll runter. Wobei das sicher sinnvoll wäre, wenn der unschuldige Pilot praktisch für den Flugschreiber laut und deutlich sagt, was los ist. Aber der war halt damit beschäftigt, die Tür aufzubekommen. Was sicherlich viel Krach verursacht hat und die Techniker müssen dann auch erst mal den Krach löschen, damit man die Stimmen versteht.

Also kurzum: Ich finde, die Auswertung ging eigentlich recht schnell. Es besteht kein Bedarf, so schnell wie möglich Informationen rauszugeben, die dann womöglich falsch sind. Das wäre verantwortungslos.

Die Auswertung der Blackbox ist doch trotzdem noch nicht abgeschlossen. Was heute veröffentlicht wurde, sind erste Fakten. Aber es wurde auch gesagt, dass noch mehrere Experten sich diesem Teil widmen werden. Außerdem sucht man immer noch das zweite Gerät, was eventuell bei der Aufklärung andere Tatsachen ans Licht bringen kann.