Flüchtlingslager mit Konzentrationslagern vergleichbar?

Der Papst hat sich gestern bei einer Zeremonie in Rom negativ über Flüchtlingslager geäußert. Seiner Meinung nach wären Flüchtlingslager mit Konzentrationslagern der damaligen Nazi-Zeit vergleichbar. Er empfindet die Zustände in Flüchtlingslagern als unzumutbar und ist der Ansicht, dass den Europäern die Abkommen wichtiger sind als die Menschen und Menschenrechte. Könnt ihr die Argumentation des Papstes nachvollziehen? Kann man Flüchtlingslager und Konzentrationslager überhaupt miteinander vergleichen? Oder wurde hier bewusst übertrieben, um mehr Schlagzeilen zu machen und Aufmerksamkeit zu erregen?

Unzumutbar ist es sicherlich, aber es musste eben eine schnelle Lösung her. Flüchtlingslager sind meiner Meinung nach aber auf keinen Fall mit einem Konzentrationslager zu vergleichen. Immerhin sind da Menschen gezielt und abartigen Bedingungen umgebracht wurden und das Ziel war nicht den Menschen langfristig gesehen zu helfen, sondern sie zu ermorden. Ich finde den Vergleich extrem unangebracht.

Meine Güte, der Papst hat Konzentrationslager gesagt. Wie böse! Wie sensationsgeil! Wie unangemessen!

Flüchtlingslager sind meiner Meinung nach aber auf keinen Fall mit einem Konzentrationslager zu vergleichen. Immerhin sind da Menschen gezielt und abartigen Bedingungen umgebracht wurden und das Ziel war nicht den Menschen langfristig gesehen zu helfen, sondern sie zu ermorden. Ich finde den Vergleich extrem unangebracht.

Was ist denn bitte an dem Vergleich extrem unangebracht? Der Papst hat sinngemäß gesagt, dass einige der Flüchtlingslager (nicht alle!) auf den griechischen Inseln mit Konzentrationslagern zu vergleichen sind. Und auf diesen Vergleich kommt er nur wegen der Zahl der dort auf engstem Raum und unter unwürdigen Bedingungen zusammengepferchten Menschen.

Der Papst hat nicht vom Nationalsozialismus geredet, der Papst hat nicht von Vernichtung gesprochen und der Papst hat Recht. Wo bitte, Ramones, dienen die Flüchtlingslager dazu, den Flüchtlingen zu helfen? Sie sind Teil des Deals mit der Türkei. Menschen, die dort ankommen, müssen dort verbleiben, um in die Türkei zurückgeschickt zu werden. Das dient nur dazu, uns die Massen an Flüchtlingen von der Backe zu halten.

Und das entspricht ziemlich genau dem Vorgehen, das in den Konzentrationslagern um 1920 in Bayern und Preußen üblich war. Dort wurden die "Ostjuden" beispielsweise in Ingolstadt, Cottbus und Pommern interniert, die vor der Verfolgung aus Osteuropa und Russland geflohen waren, um sie wieder zurückzuschicken. Es ist ein wenig kurzsichtig, bei dem Wort Konzentrationslager sofort an die Vernichtungslager der Nazis zu denken.

Konzentrationslager gab es unter diesem Namen bereits im Deutschen Reich und auch bei den Nazis war nicht jedes Konzentrationslager ein Vernichtungslager. Wobei es den Menschen in den "normalen" Konzentrationslager sicherlich nicht besser gegangen ist. Verharmlosen möchte ich die Verbrechen aus der Zeit ganz sicher nicht.

Aber tatsächlich liegt der Vergleich eben nahe. In Konzentrationslagern hat man auch vor und während des Nazi-Regimes Menschen auf engem Raum isoliert eingesperrt und die Probleme durch schlechte Versorgung und so weiter in Kauf genommen, damit man sich nicht anderweitig mit ihnen befassen muss. Das ist doch aktuell auch nicht anders. 4.000 Menschen in einem Lager für 1.000. Mora ist ein geschlossenes Abschiebelager geworden.

Internierungslager, nichts anderes bedeutet das in Deutschland erfundene Wort Konzentrationslager, sind eben praktisch. Die USA haben nach Pearl Harbour über 100.000 US-Japaner ins Lager gesteckt. Es gab auch Lager für Deutsche und Italiener. Und die Amerikaner haben auch einen vermeintlich harmloseren Begriff für die Internierungslager gewählt. So wie Konzentrationslager netter klingt als Internierungslager, klingt auch "Relocation Center" viel netter als die Zustände dort waren.

Ich habe keine Lösung für das Problem und man kann sicher nicht jedem Asyl gewähren, der einfach nur in einem armen Land lebt. Aber die Zustände vor Ort sind eben so wie sie sind. Das zu beschönigen, das ist auch nicht nötig und nicht sinnvoll. Manche Lager sind eben, was sie sind: Internierungslager, die man dank der Nazis weltweit unter dem Begriff Konzentrationslager kennt.

Auch der Zentralrat der Juden findet den Vergleich völlig daneben und da gebe ich ihm auch recht. Im Kontext hört es sich schon etwas fragwürdig an und hätte ein AfDler oder jemand von einer anderen rechten Partei einen ähnlichen Vergleich gezogen, wäre er in Stücke gerissen worden. Aber beim Papst gelten andere Regeln.

Natürlich kann man argumentieren, dass das Wort "Konzentrationslager" nicht so sondern ganz anders gemeint war. Aber Tatsache ist doch wohl, dass fast jeder mit dem Wort einen bestimmten geschichtlichen Kontext verbindet und an die systematische Ermordung von Menschen denkt. Wenn ich weiß, dass die Mehrheit meiner Zuhörer "Auschwitz" denkt dann benutze ich dieses Wort einfach nicht. So schlau sollte selbst ein Papst sein.

Und ja, jeder andere wäre dafür in der Luft zerrissen worden und längst nicht so nachsichtig behandelt worden wie der Papst. Ich erinnere da nur an Sean Spicer und seinen missglückten Nazivergleich. Ich bin nun wirklich kein Fan der Trump Regierung und halte Spicer für einen von zu vielen Idioten im Weißen Haus, aber er hat sich für seinen verbalen Ausrutschen wenigstens entschuldigt, vom Papst kam bisher nichts.

Warum sollte er sich entschuldigen? Er hat von einigen Lagern gesprochen, nicht von allen, und den Vergleich auf die Enge und die daraus entstehenden Probleme begrenzt. Was soll daran ein großer Fehltritt sein? Der Vergleich passt zu den Zuständen.

Auch der Zentralrat der Juden hat diese Aussage kritisiert. Nach den Aussagen eines Herrn Erdogan werden fragwürdige Vergleiche mit der Nazi-Zeit so aus dem Ausland auch wieder bei uns hoffähig gemacht. Nur wagt eben niemand den Papst oder Erdogan so direkt zu kritisieren und so wird wieder alles relativiert.

Das ist schön für den Zentralrat der Juden. Dieser zieht den Vergleich zum Nationalsozialismus. Der Papst hat sehr genau gesagt, was er meint. Und Vernichtungslager hatte er dabei eben nicht im Sinn. Diese Aussage auf eine Stufe mit Erdogans Theater zu stellen, zeugt echt von Dummheit.

Ich wundere mich sowieso über nichts, was aus dem Vatikan kommt oder eben nicht kommt. Der Typ ist für mich zwar eine Person, die man mit Respekt behandeln sollte, aber eben ein "Dummkopf". Er ist jemand, der einem Millionen Jahre altem Buch frönt. Der Homosexualität nicht ausstehen kann, wiederum aber sagt, vor Gott sind alle gleich und urteile nicht. Der Kondome als was "Böses" sieht, während die Zahl der Waisenkinder in Afrika durch Verlust ihrer HIV-infizierten Eltern ansteigt und der dortige HIV-Stand immer schlimmer wird usw.

Gibt so viele Beispiele, wieso ich kein Wort von dem wirklich ernst nehme, was der labert. Und wo ist denn sein so toller Gott aktuell? Wo ist er denn für die Menschen, die ihn auch in Afrika huldigen und anflehen, den Kriegen örtlich ein Ende zu machen? Wo? Wo hört er die Gebete der Leute. Gar nicht, weil er sich, wenn es ihn gibt, dafür offenbar einen Dreck interessiert. Ich kann mich auch an keiner Zeile im Buch des Gottes erinnern, wo steht, wenn es brenzlich wird, steigt im Boot nach Europa, das ist Gottes Hilfe.

Darauf kommen die Menschen nun einmal von alleine und finden möglicherweise den Tod. Dafür ist aber nicht Europa oder ich als Person verantwortlich, sondern die Politik in Afrika. Dort herrscht Korruption & Co, die zur Fluchtursache zählen, der muslimische Background in manchen afrikanischen Staaten wie Somalia & Co wird zum islamistischem Problem mit Vergewaltigung und Massenschlachten etc. All das spielt eine Rolle bei der Flucht.

Dann kommt der Papst jetzt daher und beurteilt die Flüchtlinge in Griechenland mit einer Situation wie im KZ? Die können froh sein und sag ich jetzt mal ganz abartig salopp, dass sie vor Kriegen in Sicherheit sind, vor islamistischen Fanatikern/Vergewaltigern, vor Hungersnot & Co. Denn das war ihr Alltag. Jetzt sind sie im sicheren Griechenland, was finanziell schon lange kaputt ist und man erwartet allen ernstes, dass man nun alle Mittel und Hände in Bewegung setzt, um daran was zu ändern?

Mal im ernst, die Wahl ist doch einfach. Passt es euch nicht, nehmt ein Boot und zurück. Oder bleibt im sicheren Griechenland. Das passt aber einigen nicht und in DE oder anderswo angekommen, haben sie dann auch was zu kotzen. Man sollte erst einmal froh sein, dass die Leute in Sicherheit sind. Das hier gar nichts genial läuft, in Griechenland, der Türkei usw. stimmt ja auch. Doch sie sind vor Krieg und allem wovor die meisten ja "angeblich" so fliehen, endlich weg! Das ist erst einmal das erste Ziel gewesen.

Der Papst könnte doch welche aufnehmen. Hat der doch angeblich genug Geld, dann mal los. Kann jeden einzelnen aus Griechenland & Co holen, ihnen ein Traumleben geben und fertig. Mich stinkt es eigentlich eher an, dass man ständig jetzt dieses Thema hochholt. Sie sind vor dem sicher, wovor sie fliehen. Das hier kein Ponyhof ist, ist klar. Doch im Moment ist es anders auch nicht möglich.

Ich glaube ein Flüchtlingslager mit einem Konzentrationslager zu vergleichen, ist ein bisschen zu übertrieben. Klar die Flüchtlingslager sind nicht gerade besonders angenehm, allerdings musste auch eine schnelle Lösung her. Stellt euch mal vor, wenn solche Flüchtlingslager nicht schnell gebaut worden wären, wo sollten die Flüchtlinge aufgefangen bzw. übernachten sollen?