Flüchtlinge als Helfer inszeniert?
In Schwäbisch-Gmünd wurden Flüchtlinge anscheinend von einem Fernseh-Team dazu genötigt, sich als Helfer in der Hochwasserkatastrophe darzustellen. Dabei waren alle Szenen nachgestellt und sorgten bei den Anwohnern für eine riesige Verärgerung.
Meiner Ansicht nach wird dieser Zwischenfall dem Flüchtlingsimage weiter schaden. Man merkt einfach zu oft, dass gestellte Bilder und Reportagen über Flüchtlinge in Fernsehen und Printmedien erscheinen. Habt ihr auch den Eindruck, dass hier viele positive Nachrichten mit Flüchtlingen gestellt sind? Steht ihr Positivmeldungen mit Flüchtlingen deshalb inzwischen kritischer gegenüber?
Bisher habe ich eigentlich keine positiven Flüchtlingsaktionen mitbekommen. Wobei, eines fällt mir ein, da hieß es, dass in Berlin ein Flüchtling Suppe kocht und an die Obdachlosen verteilt. Das kam irgendwann mal im Radio. Ob das nun stimmt oder nicht, weiß ich nicht. Danach habe ich nichts weiter über irgendwelche Aktionen von Flüchtlingen gehört. Ich denke, wenn man das nicht bewusst sucht und recherchiert, bekommt man davon wenig mit.
In dem Artikel, den du verlinkt hast, steht ja, dass die Flüchtlinge vorher schon halfen, da war aber das Kamerateam nicht da. Die kamen zu spät und wollten die Bilder haben, da wurden die Flüchtlinge für die Kamera nochmal hingestellt. Ich finde das nicht so wahnsinnig schlimm. Ich kenne das auch von Pressebildern, dass man da mitunter nachträglich in Position gebracht wird, um so zu tun als ob.
In meiner Heimatstadt kümmern sich die Flüchtlinge, zumindest manche, um das Rasenmähen und die Pflege der Grünanlagen der Stadt. Ob die das freiwillig machen oder von der Stadt dazu verpflichtet werden, weiß ich nicht.
Leider wollen scheinbar die Medien auch keine positiven Schlagzeilen über Flüchtlinge bringen. Mir fällt da ein Bild in den sozialen Netzwerken aus dem letzten Jahr ein, als ein Reporter auch ein Teller mit einer Scheibe Toastbrot und einem Apfel zeigte und es als Essen für Flüchtlinge verbreitete. Dass dies so nicht stimmte, konnte schnell aufgeklärt werden.
Auch bei anderen Aktionen, wo sie einfach nur in ihrem neuen Umfeld helfen, kommen eher nur Randnotizen. Und das trotz, dass sich die Anwohner darüber freuen, wenn sie Hilfe bekommen. Auch bei uns sind in einem Stadtteil sehr viele Flüchtlingsfamilien in Wohnungen untergebracht worden. Dass sie dort den Nachbarn, die oftmals schon älter sind, sehr freundlich und hilfsbereit gegenüber sind, erfährt man auch nur so nebenbei.
Wenn man nicht aus der braunen Ecke kommt kommt man wohl kaum auf die Idee, dass das dem Image der Flüchtlinge schaden könnte. Schließlich haben die Leute bei der Aufräumaktion geholfen und sich anschließend wohl von einem Fernsehteam für diese Inszenierung einspannen lassen.
Wenn hier jemand ein schlechtes Image verdient dann wohl dieses Fernsehteam, das offensichtlich Leute, die sich eher überreden lassen, weil sie schlecht Deutsch sprechen und nicht unhöflich sein wollen, für ihren Bericht ausgenutzt haben. Als AfD wählender PEGIDa Anhänger müsste man doch jetzt eigentlich mit dem Reflexartigen "Lügenpresse" Ausruf ankommen. Würde in dem Fall sogar mal passen.
Ich habe davon des Öfteren mit bekommen. Mich ärgert daran einfach nur, dass die TV-Teams dadurch den Flüchtlingen einen falschen Stempel aufdrücken. Es gibt genug, die helfen und das völlig abseits der Kameras. Stattdessen versuchen sie an vielen Stellen etwas zu inszenieren und schaffen dadurch den Unmut, dass alles und die gesamte Hilfe der Menschen inszeniert sei. Gleichwohl dem gar nicht so ist.
Gestern wurden afrikanische Herren gezeigt, die bei den Aufräumarbeiten geholfen haben. Einer von ihnen gab ein Interview und ist seit drei Jahren hier. Er meinte, dass Deutschland seine Heimat geworden ist, das er beschützt und aufgenommen wurde und er sich damit dankbar zeigen möchte, weil es auch zu seiner Heimat geworden ist und er von der Katastrophe genauso betroffen ist. Fand ich super!
Es ist nicht gut, was die Medien durch dieses "Nachstellen von Hilfsaktionen" tun. Denn es hat auch bei einigen Bürgern, abseits der braunen Gedankenwelt, viel Unmut gebracht. Einige haben gesagt, die haben vorhin nicht geholfen und andere meinten, kommt wenn sie helfen und lasst diese Inszenierungen sein! Richtig so! Entweder zum richtigen Moment kommen oder nicht!
Dadurch ist wieder medial die Inszenierung gekommen und jeder fühlt sich teilweise verarscht, glaubt, dass man ihnen Flüchtlinge schöner reden möchte, als sie "sind" usw. Mich stört nur, dass die Kamera das so doof macht. Ich glaube, dass genug helfen, aber eben auch abseits der Kamera und ohne, dass man sie im TV präsentiert. Ich finde es toll, wenn sie helfen!
Cloudy24 hat geschrieben:Wenn man nicht aus der braunen Ecke kommt kommt man wohl kaum auf die Idee, dass das dem Image der Flüchtlinge schaden könnte. Schließlich haben die Leute bei der Aufräumaktion geholfen und sich anschließend wohl von einem Fernsehteam für diese Inszenierung einspannen lassen.
Wie im Text steht, kamen diese Flüchtlinge frisch aus dem Flüchtlingsheim. Es ist auch die Frage, ob die Meldung von den Flüchtlingen, die geholfen haben sollen, ohne dass eine Kamera da war, nicht auch falsch war. Diese Aktion alleine wäre sicher nicht schädlich für Flüchtlinge, aber in Zusammenhang mit Ereignissen von Köln und Hamburg sowie der aktuellen Nachrichten aus Düsseldorf kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass heute noch jemand die Ankunft von Flüchtlingen beklatschen würde.
Also, diese Story, dass ein Fernsehteam Flüchtlinge dazu auffordert, sich als Helfer darzustellen klingt schon sehr kurios. Ich bin mir nicht sicher ob ich diese Geschichte glauben soll, aber ich persönlich habe schon Erfahrungen mit einer ähnlichen, beziehungsweise (fast) identen Situation gemacht.
Nämlich, als letztes Jahr in Tirol ein riesiger Erdrutsch fast ein ganzen Dorf verschüttete und sehr viele Häuser zerstörte, griffen die im Ort ansässigen Asylbewerber sofort zur Schaufel und halfen den Menschen ihre Häuser, beziehungsweise das was davon noch übrig geblieben war zu säubern. In diesem Fall war nichts von einem Fernsehteam inszeniert und die Flüchtlinge halfen den Menschen einfach deshalb, weil sie ihnen auch geholfen haben.
jupla hat geschrieben:Also, diese Story, dass ein Fernsehteam Flüchtlinge dazu auffordert, sich als Helfer darzustellen klingt schon sehr kurios. Ich bin mir nicht sicher ob ich diese Geschichte glauben soll, aber ich persönlich habe schon Erfahrungen mit einer ähnlichen, beziehungsweise (fast) identen Situation gemacht.
Diese Inszenierungen für die Kamera und Fernsehteams findet man nicht nur bei Flüchtlingen sondern auch in anderen Fällen wird man dazu aufgefordert, das ganze nochmals zu stellen. So kamen auch hin und wieder zu schweren Unfällen TV Teams an und zum filmen sollten die Einsatzkräfte noch hektisch umeinander rennen, damit es so aussieht als wenn sie Live dabei gewesen sind. Obwohl diese oftmals erst eintreffen, wenn das gröbste bereits beseitigt ist und einige der Patienten bereits auf dem Weg in die Klinik sind.
Von daher wundert es mich nicht, dass es auch in diesem Fall wieder soweit gekommen ist. Ich kann den Unmut der dadurch entsteht schon verstehen, denn so werden diese Personen in Szene gesetzt und alle anderen Helfer die das freiwillig gemacht haben wie z.B. Feuerwehren, Anwohner oder einfach wildfremde Menschen aus anderen Städten komplett in den Schatten gestellt werden. Im Prinzip wird nur der Einsatz von einigen wenigen gelobt und der Rest komplett vergessen. Dieses übergehen schürt natürlich noch weiter an.
Aber ich kenne auch aus eigenen Erfahrungen das es komplett anders läuft mit Flüchtlingen. Als es darum ging eine neue Erstaufnahme zu schaffen und die Container einzurichten waren 20 Flüchtlinge dazu aufgefordert worden zu helfen. Es kamen genau 3 Stück, wovon nur einer mit angepackt hat und die anderen zwei saßen den lieben langen Tag nur herum. Kaum kam die Zeitung für Fotos schaffte man mehrere Flüchtlinge aus einer Unterkunft heran und sie wurden abgelichtet wie sie gerade Betten und Schränke aufgebaut haben und in die Container trugen.
Kaum war die Presse weg, waren auch die Flüchtlinge wieder abgezogen (inkl. der zwei die vorher nur herum saßen) nur einer ist von Anfang bis zum Ende geblieben und hat wirklich für drei gearbeitet. Er war sogar so motiviert, dass er bereits ab 4 Uhr morgens dort gewartet hat, obwohl es jeden Tag erst um 7 Uhr losgegangen ist und das über zwei volle Wochen. Quasi wurde das Bild auch für die Öffentlichkeit beschönigt, die restlichen Helfer fanden nicht einmal in einem Beisatz Erwähnung. Hinterher hat es sich in der Zeitung so gelesen, als wenn alleine die Flüchtlinge das ganze aufgebaut haben.
In den hiesigen Medien wird so viel nachgestellt. Sei es solche Sendeformate wie Kommissare im Einsatz und so weiter, wo Millionen Leute mehrmals wöchentlich zusehen, wo vor der Kamera ein Fall inszeniert wird, der sich so oder so ähnlich schon zig mal zugetragen hat. Da fragt dann auch keiner, ob solche Formate etwa der deutschen Polizei und ihrem Image schaden, nur weil es inszeniert war.
Aber man muss nicht mal zum Privatfernsehen blicken. Selbst in Formaten wie Aktzenzeichen XY ungelöst, werden Ereignisse nachgestellt, um einen Tathergang zu klären. Und wenn man noch weiter Nachrichten und Dokumentationen betrachtet, passiert das jeden Tag hundertfach in den Nachrichten.
Kaum wird aber über Flüchtlinge berichtet, kommt schon wieder jemand, der versucht eine positive Nachricht ins negative zu wenden. Es gibt so viele Flüchtlinge, die im Moment mit helfen. Sei es alleine durch Übersetzungsdienste für andere, die sprachlich nicht so engagiert lernen oder nicht so sprachlich begabt sind. Es würde sicherlich auch noch viel mehr helfen, wenn man es ihnen nicht seitens der Behörden so schwer machen würde. Denn es muss erst eine Menge Papierkram erledigt werden, bevor man überhaupt tätig werden kann.
Und wenn die Reporter X und Y hier wirklich unsauber gearbeitet haben, dann sollte man eher fragen, ob Reporter X und Y wirklich fähig und qualifiziert sind oder ob man sie besser an anderer Stelle einsetzen sollte oder rügen sollte. Aber den womöglich passierten Fehler einzelner Reporter gleich auf die ganze Presse insgesamt oder auf alle Flüchtlinge jeglicher Herkunft auszuweiten, das ist nicht richtig.
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