Fleisch wird mittelfristig teurer - verzichtet ihr öfters?
Aldi Nord und Aldi Süd wollen bis 2025 vollständig auf Fleisch der Haltungsstufe 1 verzichten. Das sind Fleischprodukte, die nur die gesetzlichen Vorgaben einhalten, die Tiere also zum Beispiel nie an die frische Luft kommen, kein besonders gutes Futter bekommen und meist beengt leben.
Andere Discounter wollen nachziehen und nach und nach nur noch Fleisch der Haltungsgruppen 3 und 4 anbieten. Ich kaufe schon länger beim Lidl nur noch Fleisch der Haltungsgruppe 4. Das ist natürlich teurer, aber da ich eh weniger Fleisch essen möchte, macht das nichts. Ganz auf eine vegetarische Ernährungsform umzusteigen will ich nicht.
Müsst ihr euren Fleischkonsum einschränken, wenn Fleisch teurer wird? Würdet ihr genauso oft Fleisch kaufen, aber woanders sparen? Ist der Fleischpreis für euch vielleicht die entscheidende letzte Motivation, endlich Vegetarier zu werden?
Ich kaufe kein Fleisch bei Discountern, also ist das Fleisch eh schon teurer für mich. Daher verzichte ich auch nicht öfters darauf als jetzt auch und der Preis interessiert mich auch nicht sonderlich. Ich bin eh der Meinung, dass ich lieber mal ein hochwertigeres Stück Fleisch verzehren sollte und dafür etwas mehr zahlen sollte, als mir ständig dieses geschmacklose, total verwässerte Billigfleisch zu kaufen.
Ich müsste mich nicht einschränken. Ich leiste mir schon länger hochwertige Produkte und achte auf die Haltungsbedingungen, wobei das ja auch nicht immer möglich ist, was ich auch schade finde. Wenn meine Kinder beispielsweise eine bestimme Wurst wollen, dann habe ich da selten eine gute Alternative dazu. Da würde ich mir wirklich mal wünschen, dass man das gesamtheitlich verbessert und in nicht ganz so kleinen Schritten.
Wobei man auch einfach sehen muss, dass man sich ja auch nicht fleischhaltig ernähren muss und wenn ich es mir nicht leisten kann, dann muss ich eben weniger davon essen oder eine andere Ernährungsform suchen. Es kann einfach nicht weiter auf dem Rücken der Tiere ausgetragen werden, finde ich. Ich esse also hochwertiges Fleisch und durchaus etwas weniger Fleisch als noch vor 10 Jahren, weil ich mir mehr Gedanken dazu mache, aber ich esse Fleisch.
In klassischer Doppelmoral ist mir Fleisch zu Dumpingpreisen schon lange ein Dorn im Auge. Der Fleischkonsum in der jetzigen Form ist schlecht für so ziemlich alle Beteiligten außer den KonsumentInnen, die zum Spottpreis kiloweise Tierteile von mäßiger Qualität auf den Grill schmeißen können.
Aber dann ist es mir selber doch wieder zu mühsam, nach Fleisch aus nachweisbar idyllischer Bullerbü-Haltung zu suchen, wo die Schweinderln zeitlebens unter Apfelbäumen liegen und vor Ort vom Metzger schonend und professionell den Knüppel übergebraten bekommen, bevor es wie in Lönneberga ans Abstechen und Ausbluten lassen geht. Ich darf hier also eigentlich auch nicht mit dem Finger auf andere zeigen.
Ich bin allerdings auch nicht der Meinung, dass täglicher Fleischkonsum quasi ein Menschenrecht sei und Umweltschutz und Tierwohl immer hinter den Wünschen (von Bedürfnissen oder gar Rechten spreche ich hier nicht) der Konsumgesellschaft hintanstehen müssen. Und da ich Fleisch sowieso nicht sonderlich gern mag, würde es für mich auch keinen "Verzicht" darstellen, es nicht mehr so oft zu kaufen, weil es endlich zu einem dem Aufwand angemessenen Preis im Handel ist.
Ich habe meinen Konsum von tierischen Produkten schon länger reduziert und der Preis war dafür überhaupt nicht ausschlaggebend. Zumal es ja gar nicht immer stimmt, dass die Alternativen zu tierischen Produkten billiger sind. Und ich meine damit jetzt nicht den Vergleich zwischen einem Schnitzel und einem hoch verarbeiteten Fleischersatzprodukt.
Vor ein paar Monaten hätten mich bei Edeka Paprika doppelt so viel gekostet wie Hackfleisch, also wenn man den Preis pro Kilogramm verglichen hat, das fand ich schon heftig, wenn man sich mal überlegt wie viel mehr Ressourcen man für die Produktion von Fleisch braucht. Oder Hafermilch. Obwohl die Preise inzwischen gefallen sind findet man immer noch Kuhmilch, die deutlich günstiger ist als die Bio Hafermilch von Aldi, in der nur Wasser und Hafer verarbeitet wird.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass der Preis jemanden zum Vegetarier macht. Das sage ich als ehemalige Raucherin, die während ihrer Studienzeit nicht gerade viel Geld hatte und trotz mehrerer Preiserhöhungen nicht aufgehört hat. Wenn man etwas unbedingt konsumieren will findet man einen Weg um es sich leisten zu können.
Anstatt Fleisch und andere tierische Produkte einfach nur teurer zu machen müsste man parallel auch an Alternativen arbeiten. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt Produkte, auf die Idee ist die Industrie schon längst gekommen, sondern Rezepte, die nicht nach dem Schema "Fleisch mit Beilage" funktionieren. Es gibt viele Leute, die gerne öfter vegetarisch essen würden, die aber beim Kochen einfach nicht sonderlich kreativ sind.
Vielleicht sollte man sich erst mal mit den gesetzlichen Vorgaben befassen bevor man urteilt. Denn geschlossene Ställe, wo die Tiere quasi nie natürliches Licht erleben sind schon lange verboten. Dass man dabei nicht unbedingt alle Ställe um- oder neu bauen muss, hat der landwirtschaftliche Betrieb meines Vertrauens bewiesen. Dort ist bei den Schweinen den ganzen Tag das Tor offen, was somit einem offenen Stall gleich kommt. Denn Tor und Stallbreite sind dabei fast identisch.
Wobei auch die Preise zwischen dem scheinbar besseren Fleisch aus dem Discounter und bei Direktvermarktern ziemlich gleich sind. Einfach weil beim Direktvermarkter die Zwischenhändler nicht vorhanden sind. Wenn keine eigene Schlachterei vorhanden ist, muss da nämlich als externer Betrieb nur ein Schlachtbetrieb bezahlt werden.
Dazu sollte man auch sehen, dass wir aktuell seit dem letzten Herbst einen Schweinestau haben. Wir haben also mehr Schweine in den Ställen, als der deutsche Bedarf ist. Daran ist aber nicht der deutsche Handel oder Konsument schuld, sondern China, die seit letztem Sommer kein Schweinefleisch mehr aus Deutschland exportieren. Es wird also noch ein paar Monate dauern, bis sich der Fleischpreis nach oben korrigiert, weil dann ein bedarfsgerechter Bestand in Deutschland ist.
Wobei ich den Discountern bei solchen Aussagen auch nicht traue. Immerhin gibt es schon seit einigen Jahren bei Netto die Aktion ein Herz für Erzeuger. Netto gibt aber nie preis, welche Erzeuger davon wirklich profitieren. Ergo muss man davon ausgehen, dass man über ein entsprechendes Label nur seinen Gewinn erhöht, was ich jetzt bei Aldi mit der Fleischaktion genauso vermute. Denn am Ende weiß der Verbraucher doch nicht, ob die Angaben auf den Verpackungen wirklich der Realität entsprechen.
Mein Problem ist, dass mir einfach nicht so viel Geld zur Verfügung steht. Der Titel hier suggeriert ja irgendwie, dass die Alternativen zu Fleisch preiswerter wären. Das sind sie aber nicht so wirklich. Gemüse ist teilweise ganz schön teuer. Auf dem Wochenmarkt, der immer als preiswert angepriesen wurde, ist es teilweise noch teurer als im Supermarkt. Und derzeit wird nicht nur das Fleisch teurer.
Ich finde dies grundsätzlich eigentlich eine gute Idee, wenn sich für die Tiere da mal etwas verbessern würde. Aber das sehe ich irgendwie nicht. Es gibt nur immer wieder irgendwelche Mogeleien und Schlupflöcher, wo dann eine angeblich bessere Haltungsform doch nicht besser ist als die angeblich schlechtere. Und dann wird vielleicht mal die Haltung verbessert, aber dafür den Tieren immer noch jede Menge Müll gefüttert wie etwa jede Menge Antibiotika. Aus welchem Grund wird dafür dann mehr Geld verlangt? Was dann oft auch nicht mal beim Landwirt ankommt?
Wir essen derzeit ohnehin kaum Fleisch aus den verschiedensten Gründen. Es gibt vielleicht zwei oder dreimal im Monat eine Mahlzeit mit Fleisch. Auch als Belag gibt es im Monat vielleicht zwei oder drei Wurstpackungen, eher weniger als mehr. Und weniger wird es auch nicht werden, denn ab und zu haben wir doch Appetit auf Fleisch. Wir können uns allerdings nur das preiswerte leisten. Wird dies teurer, müssten wir auf anderes verzichten.
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