Firma vor dem Vorstellungsgespräch wieder verlassen?

Eine Freundin von mir hatte letzte Woche ein Vorstellungsgespräch, wobei ihr weder telefonisch noch per Email mitgeteilt worden ist, dass der Termin um mindestens 30 Minuten verschoben werden muss. Als sie vor Ort angekommen ist, hat man sie für über 30 Minuten weggeschickt, sie solle später wiederkommen die Chefin hätte keine Zeit.

Als sie danach wiederkam, musste sie noch einmal 10-15 Minuten warten und die Chefin schien es nicht besonders eilig zu haben mit dem Gespräch. Meine Freundin hat sich sehr darüber aufgeregt.

Ich glaube, wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich ernsthaft in Erwägung gezogen, schon vor Beginn des Gesprächs einfach zu gehen. Denn für mich gehört zu einem Mindestmaß an Respekt und Anstand, dass man vorher Bescheid gibt, wenn es zu Änderungen im Terminplan kommen sollte und nicht einfach im letzten Moment was sagt, gerade wenn Email und Telefonnummer doch vorhanden sind. Habt ihr eine Firma schon vor dem Vorstellungsgespräch wieder verlassen, weil sie einen schlechten Eindruck hinterlassen hat? Oder würdet ihr das Gespräch dennoch durchziehen?

Darüber hätte ich mich auch sehr aufgeregt und würde mich fragen, ob der Arbeitgeber es mit mir wirklich Ernst meint. Sowas habe ich zum Glück noch nie erlebt.

Was ich schon einmal erlebt habe, dass 2 Leute in einem "Massen-Bewerbungsgespräch" mitten in der Vorstellungsrunde aufgestanden und gegangen sind, nachdem der erste Teilnehmer sich sehr ausführlich vorgestellt hatte und mit seiner Kindheit begann.

Die Frage ist doch auch, wann war der Firma selbst bekannt, dass der Termin verschoben werden muss. Wenn das schon Tage und Wochen vorher bekannt war, dann gehört es sich schon dem Bewerber entsprechend darüber zu informieren. Ist das erst bekannt, wenn der Termin nur noch 5 Minuten entfernt ist und der Bewerber wahrscheinlich schon vor der Tür sitzt, wie willst du da noch eine Mail schicken die gelesen wird oder anrufen? Da geht man auch mal raus und sagt, dass es sich verzögert, entschuldigt sich dafür aufrichtig und weiter geht es.

Auch was in der weiteren Wartezeit passiert ist, kann man hier wohl nicht genau wissen. Hier wird gesagt, die Chefin hatte es offenbar nicht eilig. Aber weiß die Freundin was die Chefin in der Zeit gemacht hat? Kaffee getrunken, sich auf dem Klo eingesperrt oder doch vielleicht noch etwas anderes dringendes abgeklärt? Selbst wenn es hektisch ist, solche Dinge macht man nicht mit Bewerbern, dass man diese dann nicht in Ruhe begrüßt sondern wie ein wildes Eichhörnchen herum springt nur damit der Bewerber meint, dass es auf einmal Eilig ist. Oder hätte es deiner Freundin besser gefallen, wenn sie im Laufschritt zu ihr anrennt, komplett außer Atem, nach Luft japst und sie dann schnell ins Büro zieht und in 2 Minuten abfrühstückt? Wohl auch nicht.

Für mich ist das hier Jammern auf einem hohen Niveau. Entweder man will den Job oder man will ihn nicht. Will man den Job dann nimmt man einiges in Kauf und lässt auch einiges mit sich machen, aber auch nicht alles. Hat man andere Verpflichtungen, dann kann man das auch sagen und einen Ersatztermin ausmachen wenn der erste nicht gehalten werden kann, von welcher Seite auch immer. Dafür wird Verständnis aufgebracht und sollte es auch und findet man bei mir ebenfalls.

Ich habe auch schon Bewerber zu Zeit X einbestellt und musste dann kurzfristig noch etwas anderes machen und sie vertrösten, auch zum Kaffee trinken habe ich sie geschickt wenn es mehr als 15 Minuten waren. Die Art und Weise macht es dabei halt aus, auch das Entschuldigen und das Auftreten. Wer zeitlich nicht länger konnte, machte einen neuen Termin aus und gut war. Das hat mir auch den Druck genommen auf einmal alles machen zu müssen und meinen Terminplaner wieder entspannt, statt gestaucht. Denn so verschiebt sich alles nach hinten, wegen teilweise kleinen Dingen die man nicht vorher sehen kann.