Filmtheorie: Handelt Schneewittchen in Wirklichkeit vom Tod?

Wahrscheinlich wird jeder von euch die Geschichte von Schneewittchen und den Sieben Zwergen kennen. Ich möchte mich in diesem Thread auf die Disneyfilm-Version von 1937 beziehen, in der am Ende ein Prinz Schneewittchen durch einen Kuss scheinbar das Leben rettet und mit ihr von dannen zieht.

Ich habe neulich von einer Theorie gehört, die mich doch etwas ins Nachdenken brachte. Und zwar geht es in dieser Theorie darum, dass der Prinz nicht der Lebensretter ist, wie ihn manche sehen, sondern in Wirklichkeit der personifizierte Tod.

Ich finde diese Theorie gar nicht mal so abwegig, um ehrlich zu sein, denn wenn man die Geschichte näher betrachtet, so erkennt man, dass der Prinz eigentlich immer anwesend ist, wenn sich Schneewittchen in einer lebensgefährlichen Situation steckt.

So taucht z.B. der Prinz relativ zu Beginn des Filmes auf, als Schneewittchen in einen Brunnen schaut und auch genauso gut in diesen Brunnen hineinfallen könnte, weil sie sich doch ziemlich weit nach vorne lehnt.

Am Ende erwacht Schneewittchen durch einen Kuss durch den Prinzen und die beiden reiten davon, was auch so gedeutet werden kann, dass der Prinz alias der Tod Schneewittchens Seele mitgenommen hat, um sie in den Himmel zu führen.

Was haltet ihr von dieser absurden, aber vielleicht doch nicht so abwegigen Filmtheorie? Ist es für euch logisch? Oder könnt ihr dem doch nichts abgewinnen?

Nein, es handelt nicht vom Tod. Sollte der Prinz den Tod darstellen, hätte Disney ganz andere dramaturgische Mittel verwand. Wie das Dunkle oder das Böse aussieht, kann man ja an der Stiefmutter gut erkennen. Der Prinz aber ist gut und frei von Arglosigkeit. Der Disneyfilm ist nicht nur völlig verkitscht, sondern erzählt das Märchen auch noch völlig falsch.

Denn in Wahrheit blieb Schneewittchen ein Stück vom vergifteten Apfel im Hals stecken und durch die Ungeschicklichkeit eines Zwerges kommt der Sarg zu Fall und das Apfelstück löst sich, so dass Schneewittchen aus ihrem komatösen Todesschlaf erwacht. Wer hat denn diese abstruse Theorie, dass der Prinz den Tod darstellen soll, aufgestellt? Im Internet konnte ich dazu so gar nichts finden.

Also ich habe schon viele Varianten des Märchens gesehen und gehört und auch gelesen. Aber noch keine, wo Schneewittchen vom Prinzen zum Leben erweckt wurde. Ich kenne es nur so, dass Schneewittchen den vergifteten Apfel gegessen hat und die Zwerge den Sarg dann getragen haben, gestolpert sind und der Sarg ist hingefallen und Schneewittchen hat den vergifteten Apfel ausgespuckt und der Prinz war wohl in der Nähe und hat ihr dann geholfen. Aber wach geküsst wurde Dornröschen und nicht Schneewittchen.

Im Prinzip handeln viele der deutschen alten Märchen vom Tod, der aber doch immer gut ausgeht. Also die Guten werden leben. Aber soweit, dass man sagt, dass der Prinz praktisch der Himmelsbote ist, würde ich nicht gehen. Denn es heißt am Ende von jedem Märchen "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute".

Nein, also ich finde nicht, dass es den Tod darstellt. Denn die Märchen der Gebrüder Grimm haben immer ein positives Ende. Und wenn Schneewittchen nun wirklich gestorben wäre, dann wäre dies ja kein positives Ende. Der Himmel ist da für ein positives Ende nur ein schwacher Trost.

Das ist ganz klar nicht so, dass der Prinz der personifizierte Tod ist. Es handelt sich um eine Geschichte der Rettung durch die Liebe und sie ist gelungen, so wie ich finde. Und auch sehr nett verfilmt. Den Prinz kann und möchte ich mir gar nicht als Tod vorstellen.