Film über lachende Kinder mit Down-Syndrom verbieten lassen?

vom 24.12.2016, 07:32 Uhr

In Frankreich wurde wohl ein Kurzfilm gedreht mit dem Titel "Dear Future Mum". In diesem Film sollen überwiegend lachende und glückliche Kinder jeden Alters und unterschiedlicher Nationalitäten mit Down-Syndrom gezeigt werden, wobei dieser Film aber von der Regierung verboten worden ist. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass dieser Film die Gefühle von Frauen verletzen könnte, die eine Abtreibung wegen dem Down-Syndrom haben vornehmen lassen. In Frankreich treiben etwa 80 Prozent aller Frauen das Kind ab, wenn sich herausstellt, dass es das Down-Syndrom haben könnte.

Der Film versucht daher den Frauen die Angst zu nehmen und dass das Kind eben trotz dieser Krankheit ein lebenswertes und glückliches Leben führen könnte, aber der Film soll verboten werden, damit Frauen, die legal abgetrieben haben, sich nicht unnötig schlecht fühlen. Dieser Film sollte übrigens immer in der Werbepause gesendet werden, sodass unweigerlich sehr viele Frauen dieses Filmchen gesehen hätten.

Könnt ihr verstehen, dass man einen Film über lachende und glückliche Kinder mit Down-Syndrom extra verbieten lässt? Könnt ihr euch vorstellen, dass Frauen, die abgetrieben haben, sich dadurch unnötig schlecht fühlen oder wird hier bei der Begründung des Verbotes unnötig übertrieben und dramatisiert?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann das nicht verstehen und finde es erschreckend, dass das so viele Frauen betrifft in Frankreich. Ich weiß gar nicht wie die Zahlen in Deutschland sind, sicherlich ähnlich erschreckend, aber ich finde, dass man deswegen nicht so einen Film verbieten darf. Was zeigt er denn schon? Lachende Kinder mit einer Behinderung. Wenn man abgetrieben hat muss man mit so einer Entscheidung leben und wenn man dann solche Menschen sieht, muss man auch damit leben. Ich finde die Entscheidung respektlos gegenüber den Müttern, die unentschlossen sind und den Kindern gegenüber, die betroffen sind.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die Begründung der Regierung finde ich auch mehr als fadenscheinig. Dann dürfte man ja gar keine Filme mehr zeigen. Autounfälle - oh, vielleicht hat jemand mal jemanden durch einen Autounfall verloren. Oder Filme über Personen mit Krebs - wer kennt nicht jemanden, der diese Krankheit hatte. Schulabbrecher, aus denen doch noch was geworden ist. Und das kann man auf so gut wie jedes Thema ausweiten.

Also um die Gefühle der Mütter geht es hier, glaube ich, überhaupt gar nicht. Die müssen mit ihrer Entscheidung leben und können jetzt nicht in Watte gepackt werden. Das wäre doch irrsinnig.

Ich denke, es geht vielmehr darum, dass so eine hohe Abtreibungsquote von behinderten Kindern dem Staat erheblichen Aufwand erspart. Behinderteneinrichtungen, finanzielle Unterstützung der Eltern und Erstattung von Arztrechnungen durch die Krankenkasse. Behinderte können extrem teuer sein. Eine Abtreibung kostet was? Ein Arzthonorar für eine Stunde? Also so zynisch das ist. Ich glaube, der französische Staat hat einfach Angst, dass dieses Video die Abtreibungsquote drücken könnte.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Hast du mehr Info über diesen Film oder den genauen Inhalt des Films oder auch den Wortlaut der Regierung? Gibt es einen Link zu dieser Behauptung? Mich würde interessieren, welcher Inhalt dieser Film wirklich genauer hat und wie die Regierung sich genauer dazu geäußert hat. Gibt es Ausschnitte zu dem Film?

Wenn man das so hinnimmt, wie du hier schreibst, dann ist es schon sehr fadenscheinig, was die Regierung da von sich gibt. Denn dann schließe ich mich Bienenkönigin an. Dann darf man im Fernsehen nichts mehr zeigen und da will man einfach Kosten sparen. Ehe ich mich aber dazu mehr äußere, würde ich gerne mehr Information haben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Zu dem Video und dem Urteil ist eigentlich alles Wesentliche gesagt. Oder besser das, was auch in den Medien geschrieben wurde. Beispielsweise Hier und hier kann man sogar den Film ansehen.

Die Begründung bezieht sich auch darauf, dass es eben in den Werbepausen ausgestrahlt werden sollte. Und dort dürfte nur Werbung oder "Botschaften von allgemeinem Interesse" ausgestrahlt werden. Ich weiß allerdings nicht, warum das nicht von allgemeinem Interesse sein sollte, wenn man bedenkt, dass es letztlich jeden treffen könnte, der fortpflanzungsfähig ist.

Außerdem wurde beanstandet, dass die Möglichkeit der Abtreibung gar nicht erwähnt würde. Auch das finde ich fadenscheinig. Muss denn in Wahlvideos auch immer erwähnt werden, dass es noch etliche andere Parteien gibt, die man wählen könnte? Wenn man eine Botschaft sendet, spricht man eben nicht stundenlang über die Alternativen. Bei 80 % Abtreibungen sollte diese Alternative auch allgemein bekannt sein.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich würde noch ein anderes Argument finden, nämlich dass das Leben mit so einem Kind sehr schwer ist. Die Kinder, die ich bisher mit dieser Erkrankung erlebt habe, sind sehr aggressiv, hören nicht, sind schwer zu bändigen und sicherlich keinesfalls angenehm für ihre Eltern. Das mögen Kinder sein, die auch mal fröhlich lachen, aber ansonsten ist das Leben mit den Kindern sicherlich nicht leicht. Und man sollte das auch nicht so darstellen, als sein der Alltag mit so einem Kind leicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Alltag mit Kindern ist oft nicht leicht, egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Dennoch wird es oft verklärt und so getan, als bedeuteten Kinder immer nur vollendetes Glück. Sorgen, Ängste und Stress werden gerne ausgeklammert. Beschwert sich mal einer, wird ihm gesagt, er habe sich ja dafür entschieden, nun müsse er auch damit leben.

Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass ein erbkrankes Kind sicherlich noch sehr viel anstrengender ist, als ein gesundes, aber nur negativ ist es auch nicht. Ich kenne einige Kinder mit Down-Syndrom und die sind eigentlich eher friedlich und nicht aggressiv. Da spielt sicher die Erziehung eine große Rolle, viele Eltern neigen ja wohl dazu, ihre Kinder in Watte zu packen und keine klaren Grenzen zu setzen. Ich denke bei Kindern, die nicht gesund sind potenziert sich dieser Drang und die Produkte dieser Erziehung sind dann eben anstrengend. Das gilt aber auch für gesunde Zwerge. Im Übrigen sind Trisomie-21 Kinder auch nicht schwerbehindert und können bei entsprechender Förderung als erwachsene Leute weitgehend selbstständig leben.

Dass ein behindertes Kind anstrengend ist, kann also wohl kaum ein Argument sein, einen Film, der die positiven Seiten heraus stellt, zu verbieten. Jeder, der ein Kind bekommt, sollte sich intensiv mit den Einflüssen auf das eigene Leben auseinandersetzen. So ein Werbefilmchen im Fernsehen ist wohl kaum das einzige Argument, das man dort zu Rate zieht.

Ich befürchte auch eher, dass es hier um die Kosten geht, die Menschen mit Behinderungen eben der Regierung verursachen. Sie gleich zu entsorgen, quasi sozialverträgliches Ableben vor der Geburt, vereinfacht vieles für die entsprechenden Stellen. Da können sie Werbung für diese Menschen natürlich nicht brauchen.

Was die Gefühle von Frauen angeht, die abgetrieben haben, sehe ich es wie meine Vorredner. Es gibt sicherlich gute Gründe, sich gegen ein Kind zu entscheiden und eine mögliche Behinderung ist einer davon. Aber letztendlich ist es ein Leben, das man damit beendet und dann muss man mit den Konsequenzen leben und sich damit auseinandersetzen. Man kann dann wohl kaum von der Öffentlichkeit verlangen, das Thema nie wieder zu erwähnen, weil man ein schlechtes Gewissen hat. Damit muss man dann leben, auch wenn es schmerzlich für einen ist.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn ich es richtig verstanden habe, soll mit diesem Film doch gerade erreicht werden, dass die Zahl der Abtreibungen sinkt und sich die Frauen vielleicht mal mehr Gedanken machen, bevor sie bestimmen, dass dieses Leben nicht lebenswert ist und sie ihr Kind abtreiben lassen. Und auch ich finde die Begründung mehr als fadenscheinig. Werden nun alle Action-Filme verboten, in denen geschossen wird, weil sich die Leute an die Terroranschläge erinnern könnten und sich schlecht fühlen?

Ich denke, mit dieser Begründung könnte man so ziemlich jeden Film verbieten lassen. Man könnte alle Filme mit Hunden verbieten lassen, weil es viele Leute gibt, die schon gebissen wurden, die generell eine Hundephobie haben, aus religiösen Gründen keine Hunde mögen oder gerade um ihren letzten Hund trauern. Oder man könnte alle Filme mit Kindern verbieten lassen, weil es genügend Eltern gibt, die ein Kind verloren haben oder keines bekommen können, obwohl sie sich so sehr eines wünschen.

Wenn es wirklich nur lachende Kinder sind, dann sehe ich kein Problem in dem Film. Ich wäre gegen ein Verbot, denn ohne den großen erhobenen Zeigefinger zeigt der Film einfach eine Tatsache, die hoffentlich zum Nachdenken anregt. Vielleicht befassen sich die Menschen dann auch einfach mal mehr damit, dass es auch behinderte Menschen gibt und entwickeln mehr Feingefühl. Ich denke, das wir das in der heutigen Gesellschaft unbedingt brauchen!

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde es so nicht verwerflich, einen Film zu zeigen, in dem eben Kinder mit Behinderungen auch mal lachen. Sie sind ja nur unglücklich oder ihres Lebens nicht froh. Da gibt es doch auch wie allen gesunden Menschen auch gute und schlechte Momente. Auch finde ich es gut, dass dadurch eben mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden soll und die Menschen eher zum nachdenken anregen soll. Aber ich denke, dass man das Down-Syndrom nicht nur so fröhlich und einfach darstellen sollte. Ich denke, dass es durchaus sehr anstrengend sein kann, ein Kind mit dieser Behinderung zu bekommen und groß zu ziehen.

Aber ich finde es klingt schon recht fadenscheinig, dass die Regierung den Film verbieten möchte, da Frauen, die ein Kind mit der Behinderung abgetrieben haben, so daran erinnert werden. Ich denke, dass sich diese Frauen die Entscheidung auch sicher nicht leicht gemacht haben. Sie müssen eben damit leben und können ja auch nicht ständig Menschen mit Down-Syndrom immer und überall meiden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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