Fernschule richtige Reaktion, wenn Kind gemobbt wurde?
Eine Bekannte von mir hat einen Sohn, der mittlerweile schon Teenager ist. Der Junge ist wohl ganz schlimm in der Schule gemobbt worden, sodass meine Bekannte irgendwann einfach beschlossen hat, den Rat des Jugendamtes einzuholen. In Deutschland ist ja die Schulpflicht und sie wollte eben wissen, wo ihre Möglichkeiten liegen und wie sie ihrem Sohn helfen könnte, aus der Situation rauszukommen.
Das Jugendamt gab ihr dann den Hinweis, dass ihr Sohn zu Hause bleiben könnte, vorausgesetzt wer würde an einer Fernschule teilnehmen. Ich finde diese Reaktion auf das Mobbing ehrlich gesagt befremdlich. Ich habe mit ihr darüber gesprochen und sie hat gar nicht versucht mit Lehrern oder dem Schulleiter darüber zu sprechen oder mit den Schülern selbst.
Auch ein Schulwechsel kam für sie gar nicht in Frage. Sie ging direkt zum Jugendamt und setzte dann das Konzept Fernschule um. Der Junge hat kaum Kontakt zu Gleichaltrigen und ist die meiste Zeit zu Hause. Ich glaube nicht, dass das so gut für seine persönliche Entwicklung ist, wenn er nicht lernt, mit verschiedenen Charakteren zurechtzukommen und ein Einsiedlerdasein fristet. Wie soll er da soziale Kompetenzen lernen?
Daher bin ich nicht sicher, ob die Fernschule die richtige Reaktion meiner Bekannten war, als ihr Kind gemobbt worden ist. Er hat auch keine Geschwister, sodass er da auch kaum soziale Kompetenz und Rücksicht lernt. Hättet ihr da ähnlich reagiert wie meine Bekannte? Welches Verhalten wäre aus erzieherischer Sicht am sinnvollsten gewesen und warum?
Ich glaube, dass jeder, der schon mal mit Mobbing Erfahrungen gemacht hat, weiß, wie mies das ist. Man hat auf gar nichts mehr Lust, man möchte nicht mehr in die Schule gehen und fürchtet sich schon regelrecht davor mit anderen menschlichen Wesen Kontakt aufzunehmen. Das kann ein ganz schlimmes Gefühl sein und ich kann es von jedem, der schon mal gemobbt wurde, nachvollziehen, wenn er dieser Situation einfach nur noch entfliehen möchte - egal wie.
Dieses "egal wie" wird denke ich auch die Reaktion der Mutter gewesen sein. Sie wird in erster Linie nur ihr Kid schützen wollen und hat deshalb versucht, das Kind aus der Schule zu nehmen. Dies war für sie die logischste und vor allem effektivste Lösung, wie sie ihre Muttergefühle befriedigen und ihr Kind vor Weiterem Mobbing schützen kann. Dabei hat sie es aber zu gut gemeint, sodass sie gleich mehrere Schritte übersprungen hat - mit möglichen Konsequenzen für das Kind.
Wie du schon gesagt hast, wird er später nicht so leicht lernen auch mit solchen Situationen klar zu kommen und Probleme und Konflikte zu lösen. Der vernünftigere Weg wäre hier gewesen, dass man den Kontakt zu den Lehrern, den Schulleitern und auch den Eltern der mobbenden Kinder aufnimmt und gemeinsam eine Lösung ausarbeitet. Dies wäre der korrekte Weg gewesen - eine Fernschule sollte wirklich nur die allerletzte Lösung sein.
Hufeisen hat geschrieben:Wie du schon gesagt hast, wird er später nicht so leicht lernen auch mit solchen Situationen klar zu kommen und Probleme und Konflikte zu lösen. Der vernünftigere Weg wäre hier gewesen, dass man den Kontakt zu den Lehrern, den Schulleitern und auch den Eltern der mobbenden Kinder aufnimmt und gemeinsam eine Lösung ausarbeitet. Dies wäre der korrekte Weg gewesen - eine Fernschule sollte wirklich nur die allerletzte Lösung sein.
Stellst du dir auch sehr einfach vor mit der gemeinsamen Lösung erarbeiten. Bevor das Jugendamt entsprechend eingreift und das mit der Fernschule genehmigt, müssen diese Dinge bereits gelaufen sein und das Jugendamt wird sich darüber auch erkundigen. Wenn es zu keiner befriedigenden Lösung kommt, dann erst wird diese Empfehlung ausgesprochen.
Denn anders als in den USA ist hier das Homeschooling nicht anerkannt und wird nicht anders gewertet als unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht. Dazu gehört auch der Besuch einer Fernschule von Zuhause aus. Lediglich in schweren Fällen kann darüber eine Ausnahme getroffen werden, wie es hier der Fall zu sein scheint. Denn die Mutter muss gute Gründe angeben, wieso sie einen Schulwechsel nicht zustimmt da reicht ein einfaches "ich will nicht" nicht aus. Triftige Gründe wären z.B. das das Mobbing dort ebenfalls bereits stattfindet, keine Anbindung zur gleichen Schulform vorhanden ist oder schlichtweg auch einfach keine andere Schule in der nähe ist.
Ich kenne die Situation selbst. Schulleitung sieht sich machtlos bzw. haben bereits resigniert. Nicht selten sind es die ohnehin auffälligen Kinder die andere Kinder entsprechend Mobben. Den Eltern ist es egal, Schulleitung hat bereits versucht das zu klären ohne Erfolg. Kinder machen weiter und Eltern können es nicht glauben, dass ihre Kinder das machen sollen. Zuhause lügen die Kinder das blaue vom Himmel herunter, dass es doch die anderen waren und man selbst wenn überhaupt nur mitgemacht hat.
Leider existiert in Deutschland der Täterschutz auch in solchen Situationen. Die Opfer müssen entsprechende Einbußen in Kauf nehmen, Schule wechseln oder Zuhause ohne soziale Kontakte verkümmern. Während die Täter weiterhin machen können was sie wollen. Von daher sollte generell einmal an einer anderen Stelle angesetzt werden und entsprechend die Täter von der Schule verwiesen und Zuhause ins eigene Zimmer gesteckt werden bei Fernunterricht oder eben direkt ein Internat. Denn die Eltern sind offenbar auch nicht in der Lage ihre Kinder unter Kontrolle zu halten bzw. mit ihren Kindern überfordert. Das würde einmal ein abschreckendes Beispiel liefern, aber so sind die Opfer weiterhin die am härtesten Bestraft werden für ihr komplettes Leben.
Ich denke, dass es ein gelobbter Schüler ganz schwer hat. Selbst wenn er dann die Schule wechselt, wird er sich selber erst mal in die Opferrolle drängen und schlechter Anschluss finden. Außerdem muss man dann als eingeschüchterter junger Mensch in einen bestehenden Klassenverband, was auch nicht eben einfach ist.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Lösung mit parallel laufenden Sitzungen beim Psychologen schon eine ganz gute Lösung. Da kann man wenigsten ein bisschen an dem Problem arbeiten und das Selbstbewusstsein stärken. Leicht macht man es sich mit dieser Lösung ja auch nicht und ich denke, dass der Einzelfall hier auch gut betrachtet wurde.
Ich denke nicht, dass es etwas bringt, bei Mobbing mit den Schülern oder Lehrern zu reden. Was erhofft man sich davon? Dass die Schüler dann sagen "Oh wir waren böse, das stimmt, wir werden uns ändern."? Wie realistisch ist denn das? Und Lehrer haben auf Schüler nur begrenzten Einfluss. Die können das nicht unterbinden.
Die können mal belehren, aber hinterher wird es vielleicht noch schlimmer, weil der Schüler dann als Petze dasteht. Und gerade wenn das ältere Kinder sind, die auf ihre eigenen Eltern auch nicht hören, dann wird es auch nicht helfen, mit den Eltern der Kinder zu sprechen.
Die Fernschule ist doch gar keine so schlechte Idee. Was wäre denn, wenn er die Schule wechseln würde und danach wieder das Problem auftritt? Das wäre doch furchtbar. In der Schule heißt es gut sein, da bekommt man keine zweiten Chancen und mit einem schlechten Abschlusszeugnis verbaut man sich vielleicht eine Karriere. Da sollte man nicht herumprobieren.
Dass er nun keine Geschwister und keinen Kontakt zu Gleichaltrigen hat - na und? Vielleicht will er das auch nicht. Manche Menschen sind eben eher introvertiert und die wollen gar nicht so viele Kontakte haben. Vielleicht hält er stattdessen mit anderen online Kontakt, das weiß man ja nicht. Es muss nicht jeder wahnsinnig gesellig sein. es gibt auch später Jobs, bei denen man eher alleine arbeitet und die für introvertierte Menschen geeignet sind.
Mobbing ist weitverbreitet und wird auch deswegen vor Gericht mittlerweile durchaus strenger bestraft. Ich kann mir aber vorstellen, dass es dem Sohn wirklich mies und dreckig geht. Die Schule ist sowieso schon nicht für jedes Kind ein toller Ort und dann kommen auch noch doofe Mitschüler dazu, die einen Mobben.
Es hilft meist nur wenig, je nach Schule, die Schüler bei den Lehrern und Abteilungsleitern zu melden. Eine Anzeige wäre durchaus sinnvoll gewesen. Doch danach wäre der Alltag auch unter Umständen nicht besser. Je nach Kind hätte es daheim aber Ärger gegeben und vielleicht auch mal rechtlich. Das ist alles kein dummer jungen Streich mehr, jemanden zu mobben und das müssen manche Bälger auch kapieren.
Eine Fernschule ist gut und schön. Eine gute Idee, wegen der Schulpflicht. Das Problem ist, es gibt auch Mobbing am Arbeitsplatz usw. Wie möchte er in Zukunft das Selbstbewusstsein gestärkt wissen, wenn er lernt, dass er vor solchen Situationen wegrennt, weil es ja geht? Immer in Zukunft den Job wechseln?
Das mag also sicherlich kurzweilig die Idee sein, aber auf die Dauer wenig hilfreich. Es gibt eben überall Mobbing und deswegen muss man ihm anders helfen können. Steigerung des Selbstbewusstseins? Kriegt man auch durch Kampfsport. Er soll sie ja nicht verprügeln, aber da lernt man auch Selbstbewusster zu werden.
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