Fatshaming in der Familie - Habt ihr eigene Erfahrung?
Fatshaming (Gewichtsdiskriminierung) ist nicht nur ein Thema das im öffentlichen Raum passiert. Oft ist es sogar die eigene Familie, die einen bewusst oder auch unbewusst durch Äußerungen und Gesten tief verletzt. Die Eltern meinen es nur gut, die Verwandten sind nur besorgt.
Im Kinder- und Teeniealter sind schon so kleine Bemerkungen wie "Mit der Hose lässt sich dein Bauch kaschieren" oder "Das Brot muss jetzt aber nicht mehr sein" Auslöser für Probleme. Weiter geht es dann mit verniedlichenden Kosenamen wie "Mein Moppelchen", "Mein Dickerchen" usw. Und letztendlich gibt es dann auch stichelnde Familienmitglieder die so Dinge äußern wie "Wenn du so weiter isst, dann bekommst du nie einen Mann". Dies gilt natürlich auch in die andere Gewichtsrichtung (zu schlank) und dazu gehörende Kommentare z.B. "Du hast Beine wie Streichhölzer".
Einer Studie zur Folge wird dadurch schon der Grundstein für ein negatives Körperbild gelegt. Dies fördert weder das Selbstbewusstsein noch die Fähigkeit ein eigenes Gefühl für Wohlbefinden und Körperliebe zu entwickeln. Es wird daher empfohlen das Körperbewusstsein durch eine Vorbildfunktion vorzuleben. Dazu gehört unter Anderem seinen Körper selbst zu akzeptieren, ein gesundes Leben vorzuleben, Essen nicht als Belohnung oder Trost einzusetzen und vor allem andere Körper nicht zu kritisieren.
Habt ihr selbst auch schon solche Gewichtsdiskriminierung in der eigenen Familie erlebt? Wie seit ihr damit umgegangen?
Ich kenne diesen Begriff tatsächlich nur im Zusammenhang mit Personen, die tatsächlich massiv übergewichtig sind und um deren Gesundheit sich die Familie wahrscheinlich zu recht Sorgen macht. Ich meine, was hat das mit Diskriminierung zu tun wenn man nicht zuschauen möchte wie sich ein Angehöriger im wahrsten Sinne es Wortes zu Tode frisst?
Natürlich kommt es darauf an, wie man dieses Thema anspricht und ob man dann auch Hilfe anbietet oder einfach nur einen dummen Kommentar ablässt, der den Betroffenen überhaupt nicht weiter bringt. Aber ich habe halt die Erfahrung gemacht, dass sich solche "fatshaming" Leute schon durch die Erwähnung von medizinischen Fakten, die ja völlig wertfrei sind, diskriminiert fühlen. Finde ich als Ex-Raucherin, die ständig mit staatlich verordnetem "smokershaming" konfrontiert war, immer kurios.
In meiner Kindheit und Jugend war vor allem meine Mutter auch aus meiner heutigen Sicht über Gebühr auf mein Gewicht bedacht, weswegen ich erst sechs Jahre nach ihrem Tod aufgehört habe, den Bauch automatisch einzuziehen. Aber ich würde hier nicht mit emotional aufgeladenen Anglizismen operieren - Familienmitglieder sind eben auch nur Menschen, und die Erziehungsmethoden, - stile und -ideale ändern sich erstens ständig und zweitens hat sich in den letzten 30 Jahren auch gesellschaftlich einiges getan.
Aus heutiger Erwachsenensicht muss ich sagen, dass meine Mutter selig auch zeitlebens mit vermeintlichen Figurproblemen zu kämpfen hatte. Aber wie gesagt, nur weil die gute Frau Kinder hatte, war sie deswegen kein perfekter Mensch und hat ihre eigenen Unsicherheiten in Bezug auf Gewicht und Figur leider auf ihre Töchter übertragen. Zwar hat sie genauso wie der Rest meiner Familie nie gestichelt oder gespöttelt, aber dafür war sie eben aufrichtig "besorgt" ob meinen Kurven an der falschen Stelle.
Ich finde es auch ehrlich gesagt sehr viel verlangt, den schmalen Grat zwischen dem weiblichen Schönheitsideal und der Realität ohne Fehltritt zu beschreiten und selber keine Komplexe zu entwickeln, weil man nicht schön und schlank genug ist. Niemand ist schön und schlank genug. Wie viele Eltern schaffen es also tatsächlich, ein positives Körperbewusstsein vorzuleben, wenn sie selber keines vermittelt bekommen haben? Oder objektiv gesehen tatsächlich viel zu fett sind und kaum noch schnaufen können?
Generell ist mir das in meiner Familie nicht bekannt. Bei meinem Bruder ist es so, dass sein Sohn zwar nicht übergewichtig ist, aber mein Bruder und meine Schwägerin achten einfach ein wenig darauf, dass es auch gar nicht dazu kommt. Sie bremsen ihn manchmal beim Essen schon ein wenig. Das heißt nicht, dass er hungrig sein muss, aber wenn er dann schon eine komplette Pizza gegessen hat und danach noch frohen Mutes weiteressen möchte, dann machen sie schon Bemerkungen, dass es nun aber langsam reichen sollte.
Ich finde das aber keine böse Maßregelung und finde das auch in Ordnung. Ich glaube auch nicht, dass mein Neffe das negativ auffasst. Und ich denke auch nicht, dass er durch diese Aussagen dann ein schlechtes Körperbewusstsein bekommt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er ohne diese Unterstützung schon durchaus auch bald einmal übergewichtig wäre und das wäre dann ja auch nicht unbedingt so toll.
Wobei ich hier nichts Schlechtes über Übergewichtige sagen möchte. Ich selber bin auch über dem Normalgewicht, aber ich denke schon, dass man im Rahmen einer guten Erziehung das Kind dabei unterstützt und zeigt, wann es genug ist.
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