Fan bei Erfolg - Doch auch Fan bei Misserfolg?

Vielleicht kennt ihr das: Ihr seid seit frühester oder etwas späterer Kindheit Fan eures Heimatvereins oder von irgendeinem anderen Verein, der euch so beeindruckt hat, dass ihr ihn daraufhin gebannt verfolgt - und vielleicht sogar emotional mitgefiebert habt.

Entweder wurdet ihr dann Fan, weil der entsprechende Verein auf dem Rasen oder der Platte höchst erfolgreich war, oder weil es euch familiär "vererbt" wurde. Und dann seid ihr einige Zeit Fan des Vereins, es läuft mal besser, mal schlechter in eurer Beziehung, doch es steht nie wirklich schlecht um euch. Wenn aber nun der Verein nicht mehr das präsentiert, in das ihr euch einst verliebt habt, was bleibt dann eigentlich?

Ich kann jetzt nur von mir reden: Als Kind wurde ich wegen kindischer Neckerei mit einem Gladbach-Fan und dem Erfolg von Alemannia Aachen irgendwie ein Fan meines Heimatvereins aus der Kaiserstadt. Ich erlebte vor allem Höhepunkte wie das Pokalfinale, den UEFA-Cup oder auch den Aufstieg mit. Den direkten Abstieg zurück in die Zweitklassigkeit bedauerte ich nur, weil die Mannschaft die letzten acht Spieltage zu blöd war, um die sich selbst aufgebaute Ausgangslage zu vergolden.

In den folgenden Jahren ging es dann nur noch bergab, erst unattraktiver Fußball, dann der nächste Abstieg, gefolgt von jeder Menge Finanzchaos, zu vielen persönlichen Eitelkeiten in der Geschäftsführung und das Ableben vor wenigen Jahren in den Amateurfußball. Letztlich ist es "glimpflich" verlaufen, da die Insolvenz auch den gesamten Verein hätte auflösen können.

Obwohl ich in all den Jahren fern der Heimat lebte und daher eigentlich die schlechtesten Bedingungen für eine so feste Fanbindung haben müsste, bin ich auch heute noch Fan von Alemannia Aachen und bin dem Verein auch nie "fremdgegangen". Eigentlich sogar im Gegenteil, ich fiebere auch jetzt noch gebannt am Radio mit, wenn die Spieler gegen den Ball kicken, könnte einen Herzkasper bekommen, wenn sie das Tor nicht treffen, und denke bereits Wochen im Vorfeld an eine der seltenen Gelegenheiten die Mannschaft am TV zu erleben. Mir hat der Misserfolg trotz meiner Ferne zum Verein und meiner Heimat nie geschadet.

Ich würde gerne wissen, ob es einigen von euch vielleicht ähnlich geht und ebenfalls im Falle eines Misserfolgs Fan eures Vereins geblieben seid? Oder ist es vielleicht eurer Ansicht nach nicht normal, dass man sich so lange enttäuschen lässt und trotzdem zum Verein steht?

Wenn man Anhänger eines Vereines wird, weil dieser sehr erfolgreich ist, dann verliebt man sich ja auch nur in diesen Erfolg. Sollte der Erfolg dann plötzlich aussetzen und der Abstieg wird erkennbar, so ist es natürlich klar, dass man sich dann einen neuen Verein sucht, welchem man Samstags zujubeln kann. Diese Leute nennt man deswegen nicht umsonst Erfolgsfans, die nicht mit Herzblut hinter der Sache stehen. Dennoch sind sie für jeden Verein wichtig, weil gerade diese Leute Trikots kaufen und den Verein finanziell tragen.

Ein wahrer Fan verbindet mit seinem Verein andere Dinge als nur den sportlichen Erfolg. Viel eher geht es um die Stadt, Fankultur, Philosophie und Historie. Diese Attribute ändern sich in aller Regel nur selten und nicht so schnell, weshalb man seinem Verein oftmals für immer treu bleiben kann. So verhält es sich jedenfalls bei mir. Solange die Mannschaft erkennbar ihr Bestes gibt, so können sie auch verlieren ohne das ich sauer werden muss.