Familienzeit aufholen, wenn erwachsenes Kind Eltern besucht?

vom 26.03.2016, 13:43 Uhr

Meine beste Freundin wohnt schon seit vielen Jahren nicht mehr bei ihren Eltern. Sie ist direkt nach dem Abitur zu ihrem Freund ans andere Ende Deutschlands gezogen. Besuche sind daher nicht immer so einfach zu machen, wobei meine Freundin nun meistens nur einmal jährlich ihre Eltern besucht, dann aber meistens direkt für die ganzen Semesterferien, die ja einige Wochen gehen.

Wenn meine Freundin dann bei ihren Eltern zu Besuch ist, haben diese immer das Gefühl, die verlorene Familienzeit nachholen zu müssen. Fast jeder Tag der vielen Wochen ist dann verplant. Wenn die Eltern nicht arbeiten müssen, finden gemeinsame Urlaube statt, ansonsten werden jede Menge Fahrrad- und Shoppingtouren, Grill- und Spieleabende veranstaltet. Teilweise ist es dann auch schwer, einen Tag zu finden, an dem ich meine Freundin treffen kann, weil sie so von ihren Eltern eingespannt ist.

Meine Freundin freut sich natürlich, dann nach langer Zeit endlich wieder Zeit mit ihren Eltern und ihrem Bruder verbringen zu können, wobei sie mir schon oft gestand, dass der straffe Plan ihrer Eltern sie auch etwas schlauchen würde, da sie auch etwas für die Uni tun oder sich mit Freunden treffen will, wenn sie hier ist. Ansonsten würde sie auch mal gerne allein sein, wobei sie da Angst hat, ihre Eltern vor den Kopf zu stoßen, wenn sie das ihnen sagen würde.

Ist das bei euren Eltern auch so, dass sie das Gefühl haben, die verlorene Familienzeit nachholen zu müssen, wenn ihr sie für einige Tage besuchen kommt? Wie kann man den Eltern schonend erklären, dass man auch mal etwas Zeit für sich haben will und braucht, ohne dass sie verletzt sind?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kann nur aus Sicht eines Elternteils sprechen. Mein Sohn kommt mich und meinen Mann auch etwa einmal in zwei Monaten besuchen, weil er weiter weg wohnt und neben der Arbeit auch eine Beziehung hat, um die er sich kümmert.

Wenn es dann wieder so weit ist und er uns besuchen kommt, nehme ich mir selbstverständlich das Wochenende so gut es geht frei, damit ich die Zeit mit ihm aufholen kann. Obwohl er schon 21 ist, ist es mir dennoch wichtig, Zeit mit ihm zu verbringen und ihm nah zu sein.

Ich wäre ja ganz schön dämlich, wenn mein Sohn mal nach Hause kommt und ich stattdessen lieber arbeiten gehe oder mich mit Kollegen oder Bekanntschaften treffe. Dann hab ich ja nichts von ihm. Grund eines Besuches sollte doch sein, miteinander Zeit zu verbringen, damit man sich nicht aus den Augen verliert.

Wenn es meinem Sohn zu viel wird, sagt er es schon direkt. Er ist schließlich nicht auf den Mund gefallen.

» BubbleGum » Beiträge: 139 » Talkpoints: 1,36 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann schon verstehen, wenn man als Eltern dann viel Zeit mit dem Nachwuchs verbringen möchte und auch umgekehrt. Ich sehe das aber etwas differenzierter. Denn in dem Fall, dass das Studenten-Kind auch mal am Wochenende zu Besuch kommt und sich dann nur auf die Familie konzentriert, sehe ich die Gefahr, sich das ganze Wochenende nur um das Vergnügen zu kümmern und die Uni dabei zu vernachlässigen.

Welcher Student sitzt schon die ganze Zeit über seinen Lernstoff, wenn er seine Familie Wochen lang nicht gesehen hat und sie dementsprechend vermisst? Je nachdem, ob demnächst eine Klausurphase ansteht, könnte die Uni unter Umständen vernachlässigt werden. Wenn das Kind jedoch schon berufstätig ist, sehe ich das etwas anders, weil ja dann (abgesehen von Partnerschaft) keine Verpflichtungen vorhanden sind, um die es sich zu kümmern gilt.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich besuche meine Eltern inzwischen gar nicht mehr, aber das was im Eingangspost beschrieben worden ist, kenne ich noch zu gut. Nachdem ich auch sehr früh von Zuhause ausgezogen bin und mich dann nur noch selten dort habe blicken lassen, ist meine Mutter auch durchgedreht und hat einen so straffen Zeitplan entwickelt was man alles in der Zeit dann erledigen muss.

Vom Einkaufen über andere Verwandte besuchen bis hin zum Spieleabend mit der Familie. So etwas gab es übrigens nie als ich noch Zuhause gewohnt habe, dass ganze wurde erst hinterher inszeniert und soll wohl den heilen Familienfrieden simulieren. Denn wahr ist davon rein gar nichts, meine Geschwister machen zwar mit auch wenn sie eigentlich darauf keine Lust haben.

Kommen meine Eltern mich hier besuchen, dann finden sie es langweilig. Ich nehme mir dann zwar nichts vor, renne aber auch nicht den ganzen Tag durch die Gegend oder Plane im voraus. Gibt immer ein paar Alternativen die möglich wären, aber das ist meinen Eltern dann auch meistens nicht fein genug.

Kurzum mehr Schein als Sein aber scheint zum Glück in mehreren Familien zu herrschen und nicht nur bei mir. Dieses straff durchgeplante finde ich fürchterlich und wenn dann noch extra künstliche Aktivitäten geschaffen werden müssen erst recht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Bei meinen Eltern habe ich das nicht erlebt, wohl aber bei meinen Schwiegereltern, die dann gerne mal alle 5 Minuten im Zimmer standen und dann irgendetwas von meinem Mann wollten, nur damit man eben Zeit miteinander verbringt. Wobei mein Mann dann auch schon Zeit mit ihnen eingeplant hatte, aber wie Eltern eben so sind, es reicht ihnen nicht.

Ich denke, dass das gerade am Anfang, wenn man noch nicht lange ausgezogen ist, normal ist. Bei meinen Schwiegereltern hat sich das auch schon extrem verbessert, mittlerweile lassen sie einem auch Freizeit und wissen auch, wann es mal zu viel wird. Gebessert hat es sich, nachdem mein Mann dann irgendwann gesagt hat, dass das so eben nicht geht und er sie liebt, aber nicht jede Minute mit ihnen verbringen kann, wenn er da ist. Die Eltern haben es hingenommen und die Zeit, die man dann miteinander verbringt, ist auf beiden Seiten gut genutzt und schöner genutzt als vorher, was auch die Eltern so sehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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