Familienplanung vorziehen, wenn beruflich keinen Plan?

vom 23.09.2016, 08:58 Uhr

Ich habe eine Bekannte, die kurz davor ist, das Bachelorstudium abzuschließen. Sie muss nur noch die Abschlussarbeit schreiben und ist dann fertig. Sie hatte immer ein klares Ziel, was die Karriere angeht und hat auch immer auf diese Richtung - Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie Entwicklungshilfe - hingearbeitet. Nach einem passenden Praktikum ist sie jedoch total desillusioniert und enttäuscht und hat mehr oder weniger eine Krise dadurch.

Sie sagt, sie wäre bei dem Praktikum so sehr mit Scheinheiligkeit konfrontiert worden, dass sie diese berufliche Richtung nicht mehr weiter verfolgen möchte. Sie weiß jedoch auch nicht, was sie alternativ machen soll. Sie möchte weder weiter studieren, noch sofort mit der Arbeit anfangen und braucht eben Zeit, um sich darüber klarzuwerden, was sie machen möchte und was nicht. Ich kann das auch sehr gut verstehen, ein bisschen Zeit für Neuorientierung muss manchmal sein.

Als ich sie jedoch gefragt habe, was sie stattdessen machen möchte als Überbrückung meinte sie, dass sie mit 22 am liebsten direkt mit der Familienplanung durchstarten wollen würde. Dann hätte sie mehr Zeit zum überlegen und bis die Kinder groß genug für den Kindergarten wären, wüsste sie vielleicht, was sie machen möchte. Nur leider würde ihr jetzt der passende Partner fehlen, sodass das eben noch warten muss.

Bei meiner Schwägerin habe ich auch beobachten können, dass die Familienplanung herhalten muss, wenn es beruflich gerade nicht weiter geht. So ist sie nach der Ausbildung nicht übernommen worden und hat auch keinen Job bekommen. Bevor sie lange Zeit arbeitslos ist, hat sie sich für ein weiteres Kind entschieden, was ich nur bedingt verstehen kann. Was denkt ihr darüber? Würdet ihr die Familienplanung vorziehen oder fortsetzen, wenn es beruflich grad nicht weitergeht? Ist das die Lösung des Problems?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Irgendwo muss man Geld herbekommen. So ein Kind kostet immer auch Geld und wenn man lieber zu Hause bleiben möchte, dann muss man sich irgendwie dennoch finanzieren. Ich glaube nicht, dass man da schön Geld vom Staat zu erwarten hat, wenn man arbeiten gehen könnte und es nur nicht will, weil man sich nicht einig ist, was man machen möchte.

Wenn das finanziell aber drin ist, kann man sich durchaus, bei auch vorher bestehendem Kinderwunsch, so eine Auszeit nehmen. Das Kind sollte unter dieser Entscheidung nicht leiden, aber wenn man das alles hinbekommt und auch vorher schon ein Kind wollte, sehe ich kein Problem. Als Notlösung sollte ein Kind aber nie fungieren.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also bei jeder kleinen Kleinigkeit wenn es im Beruf nicht mehr läuft sich dann zur Gebärmaschine machen und weitere Kinder in die Welt setzen? Ich finde so etwas einfach nur armselig aber der Trend geht auch dazu über, dass man direkt ein Kind in die Welt setzt nach der Schule oder nach der Ausbildung nie einige Jahre in einem Beruf geblieben ist. Andere schließen die Schule ab, brechen Ausbildung ab und nennen ihre Neben- und Aufshilfsjobs dann Arbeit.

Aber manche haben es gut, die finden einen Kerl der sie gerne mit der ganzen Kinderschar finanziert, dass die werte Frau nicht mehr arbeiten gehen muss. Das große Erwachen kommt dann erst mit der Rente, zwar bekommt man inzwischen 3 Jahre pro Kind angerechnet und früher weniger oder gar nichts, aber dennoch deckt das die Mindesteinzahldauer nicht ab, wenn man nicht mindestens 10 Kinder in die Welt setzt. Dann kann man im Alter ein Leben jenseits der Gesellschaft führen auf Sozialleistungsniveau. Spätestens dann sollte es Klick machen und man darauf kommen, dass diese Entscheidung dämlich war.

Auch wenn es finanziell drinnen ist und man einige tausend Euros auf dem Konto hat ist die Auszeit meiner Meinung nach eher Schwachsinn. Denn in dieser Zeit sammelt man auch keine weiteren Ansprüche wenn die 3 Jahre um sind. Im ersten Jahr gibt es Elterngeld, wahnsinnige 67% vom Nettolohn des letzten Jahres. Wurde dort nicht gearbeitet oder zu wenig verdient, dann sind das 300 Euro im Monat. Dazu noch 190 Euro Kindergeld und davon will man sich weiterhin finanzieren?

Lass etwas dazwischen kommen und das angesparte Geld ist weg, denn einen Job findet man auch nicht immer von heute auf morgen und damit man diesem dann nachgehen kann, sind weitere Ausgaben notwendig damit das Kind betreut wird in dieser Zeit. Sich auf ein finanzielles Polster zu berufen ist einfach auch nicht das wahre und darauf ausruhen oder gar andere für seine Bequemlichkeit arbeiten rennen lassen, weil man sich beruflich nicht entscheiden kann was man machen möchte.

Läuft doch dann wie bei allen ab, das erste Jahr mit Kind Zuhause ist rum man möchte sich nicht trennen weil das Kind so klein ist und die einfachste Lösung ist dann ein weiteres direkt nachzuschieben damit es auch wieder neues Elterngeld gibt. Nur dann sieht es im Jahr darauf auch nicht besser aus und es geht immer weiter, gratuliere. Jedes weitere Kind macht eine Umschulung, neue Ausbildung, Studium deutlich schwerer bis es irgendwann gar nicht mehr zeitlich unter einen Hut zu bekommen wäre.

Aber das vergessen die meisten dabei und bis es dann wieder ginge, braucht man auch nicht mehr studieren, denn wenn man fertig ist und endlich anfangen könnte zu arbeiten, arbeitet man noch 10-15 Jahre, was dann für die Rentenansprüche auch wieder nicht reicht zudem ab 2040 die Rente nochmals zu 100% voll besteuert wird und nicht nur zu 30% wie aktuell.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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