Falschen Arzt haben, wenn man nicht offen reden kann?

vom 01.05.2017, 07:43 Uhr

Ich habe bei Facebook mitbekommen, wie sich eine junge Frau aus der Gegend nach einem guten Therapeuten erkundigt hat, da sie eben therapeutische Hilfe benötigt. Es wurde ihr dann auch gesagt, dass sie bei bestimmten Therapeuten eine Überweisung vom Hausarzt bräuchte, wofür sie sich aber geschämt hat. Sie meinte, sie hätte ein Problem damit, zuzugeben, dass sie in dieser Hinsicht Hilfe bräuchte und deswegen möchte sie nicht mit ihrem Hausarzt darüber sprechen und ihn um eine Überweisung bitten.

Ein User meinte dann auch, dass offensichtlich der falsche Hausarzt vorhanden wäre und riet die Frau eben dazu, den Hausarzt zu wechseln. Denn es wäre nicht normal, wenn man mit seinem Hausarzt nicht offen sprechen könnte, das Vertrauensverhältnis würde fehlen und damit wäre ein Wechsel angebracht. Ich sehe das ein wenig zwiegespalten.

Einerseits denke ich schon, dass der User eben recht hat und dass man mit seinem Hausarzt schon offen sprechen können sollte. Andererseits kann ich auch verstehen, wenn man eben Stigmatisierung befürchtet, wenn man sich grundsätzlich "outet" was psychische Probleme angeht. Wie seht ihr das? Hat man eindeutig den falschen Hausarzt, wenn man sich schämt über bestimmte Sachen mit ihm offen zu sprechen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass es immer irgendwas gibt, was einem peinlich oder unangenehm ist und weswegen man sich dann auch bei seinem Arzt schämt. Das Vertrauensverhältnis muss deswegen ja nicht schlecht sein, aber es gibt eben durchaus Erkrankungen, die einem dennoch unangenehm sind und wo es einem schwerfällt, deswegen zum Arzt zu gehen.

Ich habe schon häufiger gehört, dass manche ewig nicht zum Arzt gegangen sind, weil sie sich einfach geschämt haben und sich nicht überwinden konnten. Da wurde dann auch gesagt, dass es ihnen einfach zu peinlich wäre. Das mag manchmal vielleicht auch etwas damit zu tun haben, dass man den falschen Arzt ausgesucht hat, aber ich denke, dass es überwiegend einfach am Schamgefühl des Patienten liegen wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Zum offen Reden gehören ja immer zwei. Wenn der Patient sich so schämt, dass er sein Problem einfach nicht laut aussprechen kann, kann der Arzt noch so gut sein und sich um ein Vertrauensverhältnis bemüht haben. Würde diese Person denn über ihr Problem mit der besten Freundin oder der Mutter sprechen?

Manchmal liegt es nicht am Verhältnis zu der anderen Person, sondern einfach an einem selber. Und da hilft dann auch kein Hausarztwechsel, denn dem nächsten Arzt würde man das ebenso wenig erzählen. Da muss man erst mal an sich selbst arbeiten, vielleicht ein bisschen recherchieren und erkennen, dass man sich nicht schämen muss, weil man nicht allein ist mit dem Problem.

Allerdings könnte es vielleicht helfen, den Hausarzt NACH der Überweisung zur Therapie zu wechseln. Also man überwindet sich und erzählt es seinem Hausarzt, aber danach wechselt man, so dass man diesen Arzt nie wieder sehen muss. Wenn man das vorher weiß, fällt es einigen vielleicht leichter, mit einem peinlichen Problem rauszurücken.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Natürlich ist es einem nicht immer angenehm über gewisse Dinge zu sprechen, wenn man aber Angst hat medizinische Probleme vor einem Arzt anzusprechen, dann ist es wohl wirklich der falsche Arzt für einen. Das heißt ja nicht, dass er fachlich nichts drauf hat, aber manchmal stimmt einfach die Chemie nicht und da kann man auch nichts machen. Ich würde mir auf jeden Fall auch immer einen Arzt suchen, bei dem ich solche Dinge ansprechen kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Zum offen Reden gehören ja immer zwei. Wenn der Patient sich so schämt, dass er sein Problem einfach nicht laut aussprechen kann, kann der Arzt noch so gut sein und sich um ein Vertrauensverhältnis bemüht haben. Würde diese Person denn über ihr Problem mit der besten Freundin oder der Mutter sprechen?

Ich sehe das genauso. Es gibt Menschen, die sich grundlos für alles schämen und sich bei jeder Kleinigkeit unwohl fühlen. Selbst der beste, kompetenteste und einfühlsamste Arzt kann auch nicht bei jeder Person das Eis brechen. Es gibt Leute, bei denen jeder Arzt der falsche Arzt ist.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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