Falsche Werte von einer anderen Person vermittelt bekommen?

vom 02.06.2020, 14:15 Uhr

Ich habe durchaus schon falsche Werte von mir nahestehenden Personen vermittelt bekommen, wobei ja jeder für sich entscheiden muss, inwiefern die Werte falsch sind. Für die entsprechenden Personen waren sie natürlich richtig, für mich selbst aber absolut nicht. Oft habe ich das allerdings auch erst nach vielen Jahren richtig reflektieren und erkennen können, vor allem dann, wenn ich zuvor noch ein Kind war.

Habt ihr schon für euch persönlich falsche Werte von anderen oder euch nahestehenden Personen vermittelt bekommen? Um was handelte es sich dabei und wann wart ihr in der Lage dazu, das Ganze zu reflektieren und für euch selbst zu erkennen, dass ihr diese Werte nicht (weiter) annehmen wollt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich bin davon überzeugt, dass mich meine Eltern zu einer merkwürdigen und falschen Bescheidenheit erzogen haben. Bis heute habe ich große Probleme damit materielle Dinge anzunehmen, ich mag keine Geschenke, wünsche mir nichts und mir kann man schlecht mal so eine "Freude" machen. Meine Freunde wollen gut zu mir sein und ich komme in dieser Hinsicht nicht aus mir raus, das nervt. Eigentlich ist es unhöflicher ein Geschenk abzulehnen, statt es ohne Gegengeschenk (welches auch nicht erwartet wird) anzunehmen, aber ich bin in dieser Hinsicht verkrampft.

Der Vater meiner Kindheitsfreundin hatte einen sehr engen besten Freund gehabt, welcher auch Teil seines Lebens war, aber er nahm sich das Leben. Für ihn kam keine Freundschaft an diese Freundschaft ran und er vermittelte meiner Freundin auch, dass man irgendwie keine richtigen Freunde in dieser Gesellschaft findet. Solche Gedankengänge machen aber einfach nur paranoid, keinem ist geholfen wenn man zur Einsamkeit oder Isolation erzogen wird.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich würde die Werte, die mir meine Eltern seinerzeit durch Erziehung vermittelt haben, nicht pauschal als "falsch" abtun. Sie haben mir und meinen Geschwistern eben mitgegeben, was sie selber gebraucht haben, um ein für sie funktionierendes Leben zu führen. Und beide hatten es eben nicht so leicht wie die modernen Wohlstandsbälger, sondern mussten teilweise durch etliche Reifen springen, um sich eine bescheidene Existenz und Identität aufzubauen.

Ich kann ihnen daher nicht wirklich vorwerfen, dass ihre Überlebens- und Erfolgsgrundlage nicht unbedingt auf ihre Kinder übertragbar war. Die allermeisten Eltern vermitteln ihren Kindern die Werte und Ansichten, die sie selber übernommen und verinnerlicht haben, weil sie gar nicht anders können.

Nur leider kommst du nie wirklich auf einen grünen Zweig, wenn du vor allem gelernt hast, fleißig zu arbeiten, immer die eigenen Fehler in den Vordergrund zu stellen, den Ball flach zu halten und dich mit dem zu bescheiden, was man dir zusteckt. Ich musste relativ alt werden, um zu kapieren, dass daran zwar nichts "falsch" ist, aber dennoch die Leute mehr Erfolg im Leben haben, die selbstbewusst auftreten, auch mal einfordern, was ihnen zusteht und sich nicht nur aus den Resten das Brauchbare zusammensuchen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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