#failnight: auf der Bühne über Fehler sprechen

vom 22.02.2015, 16:10 Uhr

In München fand gerade die erste failnight statt. Diese fand im Muffatcafé statt. Offensichtlich durfte jeder der wollte, auf die Bühne gehen und darüber berichten, wie er gescheitert ist.

Es gab an diesem ersten Abend vier Personen, die von ihrem beruflichen und privaten Scheitern berichteten. Ein Mann hat beruflich den Branchenwechsel nicht geschafft, eine Frau berichtete von ihrer gescheiterten Ehe, eine andere von ihrer Insolvenz. Der vierte Mann hatte eine scheinbar lustige Idee, wie er ein paar Freunde zu einem schönen Abend zusammenholt und es ist keiner aufgetaucht.

Das Ganze soll wohl den Sinn und Zweck haben, dass alle dabei erfahren, dass jeder mal scheitert, dass sie nicht alleine sind. Der Zuspruch war wohl auch ganz enorm. Es kamen anscheinend viele Anmeldungen als Redner und auch das Publikum fand sich zahlreich ein.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, warum ich auf die Bühne gehen sollte und fremden Leuten von meinem Scheitern berichten sollte. Wenn man es wirklich hinter sich gebracht hat, beispielsweise wieder in einer glücklichen Beziehung ist, nachdem die Ehe leider in die Brüche ging, geht es ja noch. Aber während man mitten in der Insolvenz steckt und von allen Seiten Ablehnung erfährt, dann suche ich doch nicht die Öffentlichkeit, um eventuell noch mehr Ablehnung zu erfahren.

Ebensowenig habe ich Interesse, im Publikum zu sein. Was bringt es mir denn, mir die traurigen Geschichten von anderen anzuhören? Kann einen das wirklich weiterbringen? Ich weiß doch auch so, dass ich nicht die einzige bin, die mal eine schwere Phase durchmacht. Wenn, dann hilft es, mit anderen zu reden, die etwas ähnliches wie man selber durchmacht. Vielleicht spricht es aber vor allem Menschen an, die sich von anderen so entfremdet haben, dass sie gar keine Ansprechpartner mehr haben. Das soll ja heutzutage nicht selten sein.

Könnt ihr euch vorstellen zu so einer Veranstaltung zu gehen? Würdet ihr euch auf die Bühne stellen und von eurem größten Fehler erzählen? Was würde euch das bringen, was würdet ihr damit erreichen wollen? Würdet ihr gerne mal zum Publikum gehören? Was würdet ihr euch davon erwarten? Warum, glaubt ihr, fand diese Veranstaltung so viel Anklang? Glaubt ihr, dass es noch weitere solche Abende geben wird und das Konzept vielleicht auch von anderen Veranstaltern aufgenommen wird?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde die Idee wiederum ganz lustig, dass man seine persönlichen Niederlagen auch mal vor Publikum zum Besten geben kann, ein gewisses Bühnentalent natürlich vorausgesetzt. Auch wenn man vom Kopfe her weiß, dass jeder Mensch Fehler macht, habe ich dennoch den Eindruck, dass es in unserer Gesellschaft manchmal geradezu als "unanständig" gilt, nicht den Eindruck vollkommener Perfektion in jeder Lebenslage zu hinterlassen. Und von daher finde ich es eigentlich ganz erfrischend, mal nicht nur mit perfekten Menschen und glänzenden Erfolgserlebnissen zugedröhnt zu werden.

Meiner Erfahrung nach bekommt man ja auch im Alltag außerhalb des allerinnersten Freundeskreises nur zu hören und zu sehen, was alles toll und perfekt gelaufen ist. Da nimmt eine Freundin 30 kg ab und am Ironman auf Hawaii teil, da macht sich jemand erfolgreich selbständig und verdient auf Anhieb eine Menge Geld, da bekommt jemand ein perfektes, süßes, stubenreines und hochbegabtes Baby. Und so weiter.

Von Fehlschlägen, Niederlagen und kleineren Katastrophen ist so gut wie nie die Rede. Ich empfinde es schon lange als irgendwie schal und langweilig, dieses Tänzchen mitzumachen und selbst ebenfalls so zu tun, als gäbe es keine Probleme und Peinlichkeiten in meinem Leben. Auf die Bühne würde ich mich aus charakterlichen Gründen zwar nicht damit trauen, aber wenn es sich zufällig ergeben würde, könnte ich mir schon vorstellen, einer "Failnight" beizuwohnen.

Ich würde auch nicht behaupten, dass Schadenfreude dabei für mich eine größere Rolle spielt. Ich würde es einfach nur unterhaltsam und entspannend finden, Menschen zu erleben, die genug Selbstbewusstsein und Sinn für Humor haben, auch zu den Peinlichkeiten und Katastrophen des Alltags zu stehen.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich habe davon noch nie gehört, finde die Idee aber ganz spannend. Für mich selbst wäre das aber rein gar nichts. Mit Sicherheit könnte ich da auch die eine oder andere Geschichte herauskramen, aber ich mag es einfach nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Dafür bin ich viel zu aufgeregt und schüchtern und mir macht so etwas auch keinen Spaß. Ich halte mich da eher im Hintergrund und würde daher auch viel lieber im Publikum sitzen und Zuschauer sein, als selbst auf der Bühne zu stehen. Da würden mich nämlich keine zehn Pferde hoch bekommen.

Ich finde persönliche Geschichten von anderen Menschen eigentlich immer sehr spannend. Mich interessiert es, wie andere leben und was andere schon erlebt haben. Solche Fehler sind natürlich noch einmal besonders spannend, wobei es aber auch schön ist, mitzubekommen, dass sie Menschen es dann doch noch geschafft haben.

Ich denke, dass man da einfach auch mit demjenigen auf der Bühne mitleidet, wenn er von seinem Fehler spricht und sich dann auch für ihn mit freut, wenn er sagt, dass er es geschafft hat. Ich denke, dass da viel mit Emotionen gespielt wird, so dass das das Publikum sehr fesseln wird. Allerdings sollte man schon auch ein gewisses Talent haben, seine Geschichte auch mit den entsprechenden Emotionen herüber zu bringen, so dass es auch spannend für das Publikum ist und sich die Menschen nicht langweilen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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