Fällt euch handeln bei schriftlichem Kontakt leichter?

Ich muss sagen, dass ich durchaus handle, wenn ich einen Artikel im Internet entdeckt habe und diesen gerne kaufen möchte. Allerdings besteht dann meist nur schriftlicher Kontakt und da fällt es mir dann erstaunlich leicht auch zu handeln. Wenn ich allerdings auf einem Flohmarkt unterwegs bin, fällt es mir doch schwerer und ich bin da nicht so gut im verhandeln.

Fällt euch handeln leichter, wenn ihr schriftlichen Kontakt zum Verkäufer habt? Meint ihr, dass man da weniger Hemmungen hat, als wenn man der Person gegenüber steht? Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht? Was meint ihr woran das liegt?

Mir ist es völlig egal ob die Person nun vor mir steht oder nicht. Früher hätte ich mich das auch nicht getraut, da hatte ich extrem wenig Selbstbewusstsein und hätte gerne alles über Schriftverkehr geklärt, denn ich habe mich einfach nicht getraut mit Personen von Angesicht zu Angesicht zu reden, zu diskutieren und auch zu handeln. Mittlerweile ist es mir wirklich egal, ich handele, wenn ich handeln möchte und mir der Preis zu hoch erscheint.

Bei mir ist es auch so, dass mir handeln leichter fällt, wenn mir die andere Person nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber steht. Ich glaube, dass es daran liegt, dass man dem Konflikt leichter aus dem Weg gehen kann, wenn die andere Person nicht einverstanden ist, mit dem was man vorgeschlagen hat, dann kann sie einen nicht direkt verbal oder auch körperlich angehen, sondern höchstens eine dumme Antwort geben. Man selbst kann dann einfach nicht antworten, wenn man vom Verkäufer blöd angemacht wird, sondern einfach aus der Situation entkommen.

Ich glaube, dass es vor allem daran liegt, dass ich Konflikten allgemein eher aus dem Weg gehe als mich mit jemandem anzulegen. Dementsprechend versuche ich natürlich auch, wenn ich handeln möchte, das Konfliktpotenzial so gering wie möglich zu halten und das funktioniert natürlich am ehesten, wenn man sich nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber steht. Natürlich könnte man auch mit der Ablehnung umgehen und es so lösen, wie man es beim handeln halt löst aber da sind meine Hemmungen zu hoch.

Es ist doch klar, dass man im schriftlichen Kontakt weniger gehemmt ist. Ich meine, das fängt schon damit an, dass man theoretisch in der Nacht eine Email oder Nachricht schreiben kann ohne dass man Angst haben muss, die andere Person zu wecken oder zu belästigen. Die Person kann die Nachricht dann am nächsten Tag lesen und beantworten, wenn sie Zeit und Lust dazu hat. Bei Telefon oder Türklingeln sieht das anders aus.

Meine Meinung zum übermäßigen Handeln habe ich ja schon mehrfach kundgetan, ich halte einfach nicht viel davon. Auch den Spaß daran kann ich nicht verstehen, weil es ganz schnell für den Verkäufer in Bettelei und Unverschämtheit ausarten kann. Da ich selbst schon oft in den Genuss solcher Versuche gekommen bin, weiß ich wovon ich rede.

Deswegen handele ich schriftlich gar nicht. Interessanterweise würde es mir von Angesicht zu Angesicht und mit der Möglichkeit die Ware direkt in Augenschein nehmen zu können, sogar leichter fallen. Da kann man sein Gegenüber auch viel besser einschätzen und weiß eher, ob der andere überhaupt zu einem Handel bereit ist oder am Preis festhalten möchte. Auch bin ich bei schriftlichen Kontakten unsicherer, welcher Preisvorschlag noch angemessen ist.

Oft ist es aber so, dass der Preis für mich so oder so okay ist und ich dem Verkäufer ein paar Euro mehr auch gönne oder aber die Preisvorstellung ist derart absurd, dass ich mich nicht traute und auch keinen Sinn darin sähe, jemanden anzuschreiben, dass seine Ware maximal die Hälfte dessen wert wäre, was er sich so vorgestellt hat. Unter den Prämissen finde ich es einfacher, im direkten Kontakt leichthin ein wenig zu handeln oder zu fragen, als im völlig anonymen Kontext.