Fällt es euch leicht berufliche Schweigepflicht einzuhalten?
In manchen Berufsgruppen ist es ja Vertragsgegenstand dass man sich an eine Schweigepflicht hält. Ich persönlich habe damit überhaupt keine Probleme und halte mich auch gegenüber meinem Partner und meiner Tochter daran. Ich rede mit ihnen tatsächlich nur über kriminalistische Information die bereits in den Medien bekannt gegeben wurden.
Eine meiner Kolleginnen hat mir nun in einem Gespräch verraten, dass es ihr nicht ganz so einfach fällt sich immer korrekt an die Schweigepflicht zu halten. Sie nennt verändert zwar oft das Alter, die Namen und teilweise auch das Geschlecht in ihren Erzählungen aber sie erzähle intern ihrer Familie schon hin und wieder auch Informationen die der Presse so nicht bekannt sind. Sie brauche das um mit den Fällen in ihrem Kopf abschließen zu können.
Fällt es euch leicht die Schweigepflicht einzuhalten? Bedient ihr euch auch dem Trick die Fakten zu verändern, damit ihr doch über Fälle sprechen könnt die euch beschäftigen? Könnt ihr verstehen dass manche Menschen drüber reden müssen um mit einem Fall abschließen zu können?
Ich selbst hatte beruflich noch nie eine konkrete Schweigepflicht. Ich denke aber wenn man sich zu Verschwiegenheit verpflichtet dann sollte man sich schon auch grundsätzlich daran halten. Allerdings finde ich es jetzt nicht so schlimm wenn man mal ohne Angaben von speziellen Personendaten und sonstiger Fakten von einem Fall erzählt der einen sehr bewegt. Man sollte sich halt nur gut überlegen wen man sich da anvertraut.
Meinen kontaktfreudigen redseligen Nachbarn, würde ich da vermutlich nicht ins Vertrauen ziehen während ich bei meiner Partnerin sehr sicher sein könnte, dass die Informationen auch innerhalb unserer vier Wände bleiben würde. Ich weiß zum Beispiel auch dass meine Schwägerin - Hebamme in Ausbildung - durchaus mal meinem Schwager oder meiner Partnerin von ihren Erlebnissen erzählt. Namen fallen dabei aber nicht. Ich finde das in Ordnung.
Eine konkrete Schweigepflicht habe ich in meinem Job nicht, aber ich würde mir im Einzelfall überlegen, ob ich meinen Job riskieren würde, nur um irgendwem ein saftiges Histörchen auftischen zu können.
Gerade im medizinischen Bereich ist mir schon öfter unangenehm aufgefallen, dass zwar allgemein gehaltene, aber trotzdem in meinen Augen unangemessene Anekdoten verbreitet wurden, und zwar nicht aus Leidensdruck heraus, sondern weil die Person es einfach unterhaltsam fand. Ich denke mir immer: Ich würde selber ja auch nicht wollen, wenn jemand meinen Unterschenkelbruch en detail am Kaffeetisch beschreibt, auch wenn mein Name dabei nicht fällt.
Und davon abgesehen finde ich dass man unabhängig von der Branche gesunden Menschenverstand walten lassen sollte, wenn es um Arbeitsanekdoten geht, selbst wenn keine ausdrückliche Schweigepflicht herrscht. Man weiß nie, was sich wie herumsprechen könnte, und in meinen Augen ist es auch eine Frage des Anstands, die Privatsphäre von Kunden, Kollegen, Vorgesetzten und sonstigen Kontakten zu wahren.
Ich hatte schon mehrmals eine auferlegte Schweigepflicht und fand das gar nicht so schlimm. In einem Fall hat es mich dann aber doch belastet nicht darüber reden zu können und ich habe mich meinem Mann anvertraut. Der hat es natürlich für sich behalten, aber ich konnte das einfach nicht mehr für mich behalten, da es mich wirklich sehr belastet hat. Ich denke es fällt einem nur dann schwer, wenn man dadurch wirklich eine psychische Belastung bekommt. Bei mir war das bis auf den einen Fall aber kein Problem. Oft waren es ja auch unwichtige nicht spannende Sachen, die mich da umgeben hatten.
Bei uns gibt es eine Schweigepflicht, die abhängig davon ist, welche Daten man einsehen kann. Es gibt bestimmte Daten, die den Ort des Arbeitgebers nicht verlassen dürfen, aber über die restliche Arbeit kann ich theoretisch ganz normal erzählen, wobei ich ohnehin meistens nicht besonders motiviert bin, über den täglichen Kleinkram im Büro jemandem erzählen zu wollen. Und was die sensiblen Daten betrifft, gäbe es meinem Eindruck nach niemanden im Bekanntenkreis, der sich näher dafür interessieren würde.
Natürlich wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich meinem Freund oder meinen Eltern gar nichts von der Arbeit erzähle. Manchmal habe ich beispielsweise kleine Erfolgserlebnisse und bin stolz darauf, weswegen ich sie teilen will, und manchmal beschäftigt mich eine Situation noch privat und ich hätte gerne einfach mal eine Stellungnahme einer neutralen Außenstehenden Person dazu, vor allem wenn ich mich über etwas geärgert habe. Allerdings achte ich darauf, dass ich nie konkrete Personendaten oder identifizierbare Details benenne und dass ich die Beschreibung der Sachverhalte sehr allgemein halte. Oftmals haben diese Berichterstattungen dann auch primär mit mir und meinen Handlungen zu tun und wenig Bezug zu anderen Personen.
Probleme, die ganz spezifisch Kunden oder Kollegen betreffen, kann ich zum Glück auf der Arbeit im Rahmen regelmäßiger Supervisionen mit Vorgesetzten und Vertrauenspersonen ausreichend gründlich nach besprechen, die allesamt der gleichen Schweigepflicht unterliegen und denen ich vertrauliche Informationen auch mitteilen darf. Das entlastet ungemein, zumal ich so die Gedanken nicht mit nach Hause nehmen muss und mein privates Umfeld heraushalte. So gesehen würde ich sagen, dass man mir die Einhaltung der Schweigepflicht auf jeden Fall leicht macht und sogar dafür sorgt, dass die „Schattenseiten“ derselben aufgefangen werden.
Bei mir bringt das auch der Beruf mit sich, dass man viele Dinge sieht und hört, die man nicht weitergeben darf. Ich finde das jetzt auch nicht so schwierig. Es ist halt schon immer so gewesen, dass ich eben keine sensiblen Daten herausgeben darf und damit ist das auch für meine Familie so und die wissen das.
Wenn dann wird eben nur allgemein über die Arbeit gesprochen und was so los war, aber eben nie wirklich ins Detail gegangen. Ich denke auch, dass es ja kaum Berufe gibt, wo man urplötzlich mal Geheimnisse herausfindet, die man nicht weitergeben darf. Die meisten Berufe bringen gewisse Schweigepflichten und Berufsgeheimnisse ja mit sich, so dass man das eigentlich vorher weiß, ob man damit umgehen kann oder nicht.
In meinem Beruf gibt es auch eine Schweigepflicht, aber ich finde es gar nicht so schlimm. Vielleicht liegt es grundsätzlich daran, dass ich bisher immer in Berufen mit dienstlicher Schweigepflicht gearbeitet habe. Wenn mich etwas belastet, dann vertraue ich mich natürlich meinem Freund an, er steht außerdem auch unter Schweigepflicht und die erweitern wir untereinander auch im Privatleben. Manche Details lasse ich dann aus oder ändere Namen, damit man niemals auf eine bestimmte Person schließen kann.
Es geht ja auch meistens darum, dass man keine internen Daten einfach so weitergibt. Meine Probleme sind jedoch meistens menschlicher Natur, mich stört manchmal ein bestimmtes Verhalten, bei dem ich Rat suche. Ich gebe meinem Freund keine Interna weiter, beschwere mich aber auch mal zum Beispiel über ein bestimmtes Programm, dessen Namen ich dann nicht nenne, sondern dann eher den allgemeinen Begriff, wie zum Beispiel Textverarbeitung, verwende.
Ich habe auch Kontakt zu sensiblen Daten des Unternehmens, in dem ich arbeite. Darüber zu schweigen, fällt mir nicht schwer.
Da ich grundsätzlich in dem Moment, wo ich meine Arbeitsstelle verlasse, keinen Gedanken an meine Arbeit mehr zulasse, kann ich so auch nicht in die Verlegenheit kommen. Selbst zu Hause erzähle ich nichts über meine Arbeit. Dass ich arbeite und auch in welchem Unternehmen, wissen viele Leute, was ich aber genau mache, weiß fast niemand. Meine Frau schon, sie arbeitet im gleichen Unternehmen.
Ich denke auch, dass sich so gut wie niemand für die Einzelheiten anderer Jobs interessiert. Was man macht und wo man arbeitet, mag vielleicht noch interessant sein, der ganze Rest dagegen nicht.
Schweigepflicht brechen würde in meinem Fall nicht bedeuten über interessante Kriminalfälle oder Patienten mit kuriosen Verletzungen zu sprechen sondern über solche Sachen wie Vertragsinhalte, Projektdetails oder Patente und das interessiert halt einfach überhaupt niemanden in meinem Umfeld. Nicht in den Details.
Für Konkurrenten wäre das vielleicht schon interessant, aber wir sind jetzt nicht so groß oder bedeutend, dass man auf uns irgendwelche Spione ansetzen würde um den Mitarbeitern mit ausgefeilten Tricks irgendwelche Interna zu entlocken. Kurz gesagt, ich war überhaupt noch nie in der Situation, dass ich mich daran erinnern musste, dass ich gerade 20 Seiten Verschwiegenheitserklärung unterschrieben habe.
Von daher kann ich die Frage nicht beantworten. Wenn ich etwas zu erzählen hätte, das für andere tatsächlich spannend wäre, wäre das eine andere Situation.
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