Fachkräftemangel und die Leute stürmen an die Unis?
Ich habe hier im Forum schon mehrere Threads über Fachkräftemangel gelesen und jedesmal hat man sich dabei an Akademiker gerichtet und darauf, dass diese wohl keinen Job bekommen hätten oder so. Ich habe Fachkräfte eigentlich bisher immer als solche verstanden, die eine Ausbildung haben. Vorsichtshalber habe ich mich aber noch auf der Seite des Bundesministeriums für Arbeit schlau gemacht und auch hier steht, dass Fachkräfte Personen mit einer mindestens 2 Jahre langen Berufsausbildung sind.
Spezialisten sind dann solche, die einen Fachhochschulabschluss oder eine Technikerausbildung und dergleichen haben und wer an der Uni studiert hat und seinen Master absolviert hat, ist Experte. Deswegen wäre es eigentlich falsch es auf die Akademiker zu beziehen, wenn von Fachkräftemangel die Rede ist. In den letzten Jahren hat sich an den Unis viel getan, heute meint einfach jeder studieren zu können und da bleiben die Ausbildungsberufe teilweise eben etwas auf der Strecke.
Einige Firmen zahlen daher auch bei den Ausbildungsberufen schon gut Geld um neue Leute anzulocken und das klappt auch gar nicht schlecht. Aber offenbar verstehen viele Menschen unter einem Fachkräftemangel ein Mangel an Akademikern und meinen sich dadurch retten zu können, dass sie studieren gehen. Was ist eure Interpretation vom ''Fachkräftemangel'', seit ihr bei euren Recherchen auch auf das Ergebnis gekommen, dass es sich dabei um Ausbildungsberufe handelt?
Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, wie man einen Absolventen eines Hochschulstudiums als Spezialist, Experte oder Fachkraft nennen kann. Ein abgeschlossenes Studium ist lediglich die Eintrittskarte zu einer Karriere, die nach vielen Jahren zum Status eines Experten führen kann.
Dazu muss man aber dann schon mindestens 5 Berufsjahre auf dem Buckel haben. Das liegt einfach daran, dass ein Studium nur die Grundlagen vermittelt und man mit dem gleichen Abschluss oft in viele verschiedene Berufe und Fachgebiete spezialisieren kann. Ein einzelnes Studium kann eine solche Fülle niemals abdecken.
Wenn man den Begriff "Fachkraft" auch auf Ausbildungsberufe abzielt, sieht das etwas anders aus. Besonders im Handwerk ist die Bandbreite der Fachgebiete einfach nicht so groß. Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung bringt man eigentlich alles mit, was man in diesem Beruf bleibt. Es fehlt zwar sicherlich noch etwas Übung, die auch erst mit den Berufsjahren kommt.
Gesucht werden tatsächlich Fachkräfte in beiden Bereichen. Ein genereller Mangel ist aber nicht zu erkennen. Es geht meistens eher um bestimmte Bereiche, sowohl fachlich als auch regional. Das Problem ist aber, dass viele Leute der Ansicht sind, dass allein ein Diplom reicht, um als gesuchte Fachkraft zu gelten.
Außerdem sind Berichte über den Fachkräftemangel in den Medien oft sehr populistisch. Da wird einfach ein Einzelfall heraus gesucht, bei dem bei genaueren Hinsehen oft klar erkennbar ist, dass Eigenverschulden vorliegt. Natürlich wird es auch beim schlimmsten Mangel immer Leute geben, die irgendwie "durch das Raster" fallen, weil sie zum Beispiel aus Sicht der Sozialkompetenzen untragbar sind.
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