Evakuierung nicht so spannend wie man denkt?
Eine Freundin ist letztes Wochenende in eine neue Stadt gezogen, wobei sie immer noch dabei ist, sich zu sortieren und einzuleben, was in der kurzen Zeit ja sehr verständlich und nachvollziehbar ist. Sie wohnte erst wenige Tage in der neuen Bleibe, als das Ordnungsamt bei ihr klingelte und eine Evakuierung angekündigt worden ist. Im örtlichen Baugebiet in der Nähe war nämlich eine Fliegerbombe gefunden worden, sodass alle Wohnhäuser im Umkreis von 400m evakuiert werden mussten bis die Bombe eben entschärft wurde.
Meine Freundin suchte daraufhin die örtliche Gesamtschule auf, weil sie vom Ordnungsamt dorthin geschickt wurde, noch niemanden in der neuen Stadt kennt und nicht wusste, wo sie sonst hin sollte. Sie kommentierte die Situation dann auch in unserer Whatsapp-Gruppe und meinte, dass sie damit in ihrer ersten Woche in der neuen Stadt gar nicht gerechnet hätte und gut und gerne darauf hätte verzichten können.
Daraufhin kommentierte jemand anderes, dass meiner Freundin so wenigstens nicht langweilig wäre wegen der ganzen Action. Meine Freundin meinte aber hinterher zu mir, dass die Zeit der Evakuierung eher langweilig und deprimierend war, wobei sie sich aber gut beschäftigen konnte. Ich bin noch nie evakuiert worden, daher kann ich auch nicht sagen, welche Emotionen man da durchmacht. Würdet ihr sagen, dass eine Evakuierung nciht so spannend ist wie man denkt? Oder hängt das eher vom Einzelfall ab? Im Endeffekt dauerte ihre Evakuierung vier Stunden und danach durfte sie wieder in ihre Wohnung zurück.
Als spannend hätte ich eine Evakuierung nie eingeschätzt. Das ist ja keine Unterhaltungsshow. Wie emotionsgeladen und erschreckend eine Evakuierung ist, hängt aber sicherlich von den Umständen ab. Eine Fliegerbombe und man selbst wohnt nur in einem etwas entfernteren Sicherheitsbereich ist sicherlich nicht das Nonplusultra.
Aber wenn die Bedrohung wirklich schon sichtbar ist, wie beispielsweise ein Waldbrand, ist die Spannung sicherlich garantiert. Dann hat man wirklich Angst um sein Hab und Gut oder sogar darum, ob man noch rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich kommt.
"Spannender" wird es natürlich auch, wenn man nicht alleine in einer fremden Stadt wohnt, sondern sich noch um Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde sorgt. Am besten hat man noch Haustiere und muss bangen, ob man die in Unterbringungsstätte mitnehmen darf.
Der Zeitraum spielt sicherlich auch eine Rolle. Bei einer Fliegerbombe dauert es doch nie sehr lange. Aber wenn man Tage oder gar Wochen in einer überfüllten Turnhallte ausharren muss und nicht weiß, wann man zurückkann und ob überhaupt noch etwas existiert, zu dem man zurückkehren kann, dann muss man sich keine Sorgen um Langeweile machen.
Ich denke, der Kommentar, dass ihr dann wenigstens nicht langweilig wurde, war halt einfach so dahergeplappert. Was soll man auch sonst dazu sagen? Es ist ja nichts passiert, es war nur eine Vorsichtsmaßnahme und nach vier Stunden schon wieder vorbei. Ich würde das auch als Erfahrung abhaken. Wobei ich natürlich auch gerne darauf verzichten kann.
Wir mussten in den letzten Monaten ständig raus, weil eine Bombe nach der anderen kam. Das ist nicht spannend, das ist nervig. Zumal in meinem Bundesland Bomben am Tag des Fundes entschärft werden müssen. Da kann es schon einmal passieren, dass nichts zu hören oder sehen ist, man aus dem Supermarkt 400 Meter weiter kommt und dann eine Sperrung da steht.
Letztens hat es elendig viele Telefonate gekostet um herauszufinden, ob wir nun heraus müssen oder nicht. Die Grenzlinie ging genau über unser Grundstück. Zum Glück waren wir haarscharf außerhalb und damit traf uns nur die Ausgangssperre.
Ich habe das bisher drei Mal mitgemacht. Zwei Mal war es der klassische Bombenfund und die Evakuierungen sind ziemlich unspektakulär verlaufen. In einem Fall war ich sogar in der Firma und unsere Evakuierung sah dann einfach so aus, dass alle früher Feierabend gemacht und nach Hause gefahren sind.
Im dritten Fall waren wir bei meinem Partner in der Wohnung und hatten schon mitbekommen, dass unten ein ziemlicher Tumult herrschte - von Polizei über Feuerwehr bis Hubschrauber war alles da. Wir haben natürlich direkt versucht heraus zu finden, was da lost ist, aber dann hat eine Polizistin bei uns geklingelt und gemeint, dass wir vielleicht evakuiert werden aber auf jeden Fall vom Gas- und Stromnetz genommen werden, weil zwei Straßen weiter ein Gasleck vermutet wird.
Etwa eine Stunde später mussten wir dann tatsächlich raus, aber da war die größte Aufregung schon wieder verflogen. Wir sind dann etwas außerhalb etwas Essen gegangen und in der Zwischenzeit wurde die Sperrung dann auch schon wieder aufgehoben und als wir zurück kamen war von dem Trubel nichts mehr zu sehen.
Ich denke, dass man sich da schon so seine Gedanken macht. Immerhin hat man sich die Wohnung schön eingerichtet, nach dem eigenen Geschmack und wenn man dann raus muss, weil eventuell etwas sein könnte, denkt man da sicherlich in der Wartezeit darüber nach. Es ist sicherlich oft umsonst dieser Gedanke, aber mich würde das schon stören und im ersten Moment wäre ich sicherlich auch etwas aufgeregt.
Wenn man das aber immer wieder mitmachen muss ist es klar, dass man irgendwann genervt ist. Spannend finde ich aber das falsche Wort. Das klingt so als würde man eine Sendung ansehen und diese bewerten. Das finde ich in dem Zusammenhang dann doch eher unpassend.
Kommt doch auch auf den Umstand drauf an und wie oft man das schon mitgemacht hat. Fliegerbomben gibt es hier auch täglich und somit ist jede Woche eine Räumung angesagt. Es ist einfach nur nervig, seine Sachen packen und dann die nächsten Stunden dumm in der Turnhalle oder einer Schule zu stehen und nichts anderes machen zu können. Sicherlich kann man vorher auch etwas anderes planen und machen, aber wenn man das nicht geschafft hat und es mal schneller geht als die 3 Tage die normalerweise dafür Zeit gegeben werden, steht man dumm da.
Eine Evakuierung wegen einer aktuellen Notlage ist etwas anderes. Brennt gerade das Haus unter dem Hintern ab, dann hat man andere Gedanken als in einer Whats App Gruppe zu schreiben, sich um die Einrichtung Gedanken zu machen oder Langweile zu haben. Das kommt erst alles später, anfangs kommt der Schock weil es einen getroffen hat und das Realisieren dauert dann bis es einschlägt und die unwichtigen Dinge aufkommen wie Langeweile und Gedanken an den schönen eingerichteten Teppich zu denken.
Für Zuschauer/Gaffer ist natürlich immer toller wenn die Bude gerade in Flammen steht und ist damit spannender wie Feuerwehr mit Drehleiter und Sprungtüchern Evakuieren. Die Betroffenen selbst haben dabei keine Langeweile und andere Gedanken. Aber das ist auch alles spektakulärer als wenn man sich 200 Leute anschaut die im Entenmarsch in die Turnhalle laufen um dort zu warten, vor allem wenn man das jede Woche sieht oder gar mitmacht.
Sorae, habt ihr Schwein! In meinem Bundesland muss eine Fliegerbombe grundsätzlich am gleichen Tag entschärft werden. Wenn also kurz vor Feierabend ein Bagger eine Bombe freilegt oder einer der Luftbildauswerter etwas findet, dann geht es los.
Das gibt dann so skurrile Nummern, dass du nur 400 Meter in den nächsten Supermarkt gehst, da ist alles normal. Du kommst nach 20 Minuten aus dem Laden und die Sperre steht. Du darfst nicht mehr durch, aber die Evakuierung dauert noch Stunden. Denn erst jetzt geht das Ordnungsamt von Tür zu Tür und alle Krankentransporte stehen noch aus.
Oder du steigst in den planmäßig fahrenden Regionalzug oder fährst auf die angeblich freie Autobahn und dann wird gesperrt. Das ist super, eigentlich hattest du nur zehn Minuten Weg vor dir und es hätte Ausweichrouten gegeben, aber du sitzt zwei Stunden fest.
cooper75 hat geschrieben:Sorae, habt ihr Schwein! In meinem Bundesland muss eine Fliegerbombe grundsätzlich am gleichen Tag entschärft werden. Wenn also kurz vor Feierabend ein Bagger eine Bombe freilegt oder einer der Luftbildauswerter etwas findet, dann geht es los.
Je nach dem 3 Tage. Ist es in einer Baugrube weiter weg von besiedeltem Gebiet dann gelten die 3 Tage. Wenn es auf der Grünfläche zwischen den Hochhäusern gefunden wird, dann heißt es hier auch direkt raus. Nur wegen Bildern wird hier der Terz nicht veranstaltet, dazu muss das Ding erst einmal bestätigt und freigelegt werden bis hier Bewegung in die Sache kommt. Vorher turnen da auch mehrere Menschen auf der Stelle mit der Bombe drauf herum, ist der Fund bestätigt sicher und jeder durfte mal anfassen, Selfie damit machen und Bürgermeister hat sich das angeschaut dann wird hier langsam alles in die Wege geleitet.
Ich hatte auch schon den Spaß, dass ich gerade von der Tiefgarage nach außen fahren wollte auf Arbeit und in diesem Moment die Sperre errichtet worden ist. Ich saß in der Zone fest und durfte in die Halle dackeln anstatt auf Arbeit fahren zu dürfen, obwohl ich dann auch außerhalb der Zone gewesen wäre. 2 Minuten zu spät gewesen und direkt 6 Stunden Zeit verschwendet. Nur weil die Bombe zwischen zwei Hochhäusern lag ging es mal schneller ohne das ich vorher etwas mitbekommen hatte.
Gerade wird hier das alte Areal vom Güterbahnhof umgebaut, dort ist weit und breit nichts an direkten umliegenden Häusern. 200 Meter weiter ein Supermarkt und ansonsten freie Fläche und eine Straßenbahnlinie sowie die alten Schienen. Da liegen die Dinger auch teilweise eine Woche geschützt mit einer Plane und einer Baggerschaufel bis diese jemand entschärft und wenn man bis dato mehrere gefunden hat, dann kann man die alle in einem rutsch machen.
Da kriegt man es auch rechtzeitig vorher gesagt wann man raus muss aber man kann in dieser Woche auch auf der Baustelle hampeln gehen und sich die Dinger live anschauen, denn Wachdienst steht dort auch niemand und so eine Plane und Baggerschaufel ist nun wirklich kein Hindernis zum Gaffen.
Hier ist es echt egal, wo so ein Ding auftaucht, es muss am gleichen Tag weg. Das gilt auch dann, wenn es auf der grünen Wiese liegt und nichts passieren kann. Hier ist eine alte Sinteranlage entsorgt worden, die stammte von 1957. Damals hat man die Schlacke von 60 Jahren entsorgt, um das Ding zu bauen.
Die Bomben hat man damals nicht gefunden. Und für jede einzelne gab es das Theater. Dann wurden einige Häuser renoviert, da lagen welche unter dem Bürgersteig. Und jetzt haben wir ein Neubaugebiet, da trifft uns zum Glück nur die Ausgangssperre. Ich finde es nur noch nervig. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir eine Bombe unterm Haus oder im Garten haben.
Spannend würde ich so eine Evakuierung wohl auch nicht finden. Ich wäre wohl doch sehr aufgeregt und wüsste im ersten Moment gar nicht, was ich nun alles beachten muss. Aber ich denke auch, dass es darauf ankommt, warum man eben evakuiert werden muss.
Wenn es ein Bombenfund ist, ist es sicherlich eher Routine, als wenn plötzlich Hochwasser ist und man wirklich Angst um sein Leben und auch um seine Habseligkeiten in Haus oder Wohnung haben muss. Ich denke trotzdem, dass man sich etwas schöneres vorstellen kann, als eben evakuiert zu werden. Langweilig fände ich das nun auch nicht gerade.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit? 517mal aufgerufen · 2 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit?
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden? 5871mal aufgerufen · 22 Antworten · Autor: Owlytic · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden?
- Pappteller statt normaler Teller 3670mal aufgerufen · 12 Antworten · Autor: Sippschaft · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Essen & Trinken
- Pappteller statt normaler Teller
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1508mal aufgerufen · 17 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Trisa
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?