Etwas von Partner verlangen, aber selbst nicht dran halten?

Eine Freundin meinte nun, dass sie von ihrem Partner verlangt hätte, dass er ihr eben Bescheid gibt, wenn er mal länger arbeiten muss oder nach der Arbeit noch irgendwohin fährt. Sie meinte, dass sie sich ansonsten Sorgen machen würde, wenn er eben später käme und sie von nichts wüsste.

Allerdings macht sie es nicht und hält sich oft nicht daran, dem Partner ebenfalls Bescheid zu geben, wenn es bei ihr mal später wird oder sie noch irgendwohin fährt. Das ärgert ihren Partner natürlich schon. Ich kann das auch gut verstehen und denke, dass man nichts verlangen kann und sich dann selbst nicht daran hält.

Findet ihr es in Ordnung, etwas vom Partner zu verlangen und sich dann selbst nicht daran zu halten? Sollte das nicht eher gleichberechtigt laufen? Oder sollte man das von der Situation abhängig machen?

Das muss das Paar doch unter sich ausmachen. Hier läuft etwas schief, weil der Partner sich das Verhalten, was sie sich von ihm wünscht, auch von seiner Partnerin erwartet. Das sollte sie natürlich berücksichtigen und sich entsprechend verhalten.

Aber es kann auch unausgeglichen und trotzdem gut laufen. Mein Mann beispielsweise wünscht sich eine kurze Nachricht, wenn ich in den Niederlanden, in Belgien oder in Frankreich losfahre. Also melde ich mich kurz, wenn ich die Hunde verlade. Mich dagegen nervt so etwas. Mir genügt es, wenn ich informiert werde, wenn es erheblich später wird als erwartet. Also meldet er sich nur dann und beide sind zufrieden.

Es kommt schon darauf an, ob beide Partner dasselbe Verhalten verlangen, aber nur einer sich entsprechend anpasst oder ob dieses Verlangen nur einseitig ist. Ich meine, wenn ich verlangen würde, dass mein Partner seinen Standort mehr oder weniger in Echtzeit live-tickert, ihn würde das aber nicht jucken, wo ich alle zwei Sekunden bin, warum sollte ich meinen Standort dann live-tickern? Das würde doch gar keinen Sinn ergeben finde ich.

Wenn es etwas ist, worauf beide Wert legen, ist das was anderes. Das kann zum Beispiel eine gemeinsame Mahlzeit sein. Beide wollen mit dem Partner gemeinsam essen, weil sie die gemeinsame Mahlzeit als wichtiges Alltagsritual wahrnehmen. Nur dass einer immer inkonsequent ist und schon vorher sich satt isst und es damit gar nicht zum Essen kommt. Das wäre dann schon falsch und da könnte ich nicht verstehen, warum man hier mit zweierlei Maß misst und vom Partner Dinge verlangt, die man selbst gar nicht befolgen möchte.

Das Paar muss das doch untereinander klären. Wenn er es nicht schlimm findet, dass sie das eben nicht macht oder wenn die beiden ein gemeinsame Lösung finden können ist das doch in Ordnung. Ich würde generell nichts von meinem Mann verlangen, was ich selber nicht schaffe einzuhalten. Wobei wir durchaus Kompromisse machen. Wenn er beispielsweise nicht anrufen kann um mir das mitzuteilen oder es vergisst, dann meldet er sich eben später und gut ist, so mache ich das dann aber auch.

Nicht jeder ist gleich gestrickt und wenn die eine es beruhigt, wenn man weiß, wann der Partner los fährt oder wenn er sich verspätet, nervt es den anderen. Bei uns ist es so, dass mein Mann immer, wenn er von der Arbeit los gefahren ist, angerufen hat. Dann wusste ich, wann er ungefähr zu hause ist und hatte dann auch den Kaffee fertig. Das hat sich bis heute gehalten, obwohl es heute so ist, dass er 5 Minuten nach dem Anruf schon da ist. Da bleibt gerade Zeit den Vollautomaten anzuwerfen und die erste Tasse Kaffee zu machen. Er muss es nicht machen, aber er macht es.

Er möchte aber auch, dass ich mich melde, wenn ich irgendwo hin fahre. Bei ihm ist es so, dass es ihm reicht, wenn ich anrufe, wenn ich da angekommen bin wo ich hin will oder eben wenn ich da los fahre. Auch wenn ich mich verspäte schicke ich wenigstens eine Nachricht. Das verlangt aber keiner, sondern man macht es freiwillig.

Im Prinzip muss man sich auch nicht dran halten, was man vom Partner verlangt. Ich würde eben das tun, was mein Partner gerne haben würde um ihn nicht zu beunruhigen. Verlangen ist sowieso ein blödes Wort in einer Beziehung. Entweder bitte ich darum oder ich lasse es sein. Verlangen darf man gar nichts.

Ich denke auch, dass es immer darauf ankommt, was die jeweiligen Partner sich wünschen und was sie stört. Ich habe mir von meinem Partner auch schon Sachen gewünscht, die ihm wiederum bei mir völlig schnuppe sind. Von daher ist es ja nicht so wichtig, dass ich sie dann befolgen, wenn sie ihm eben egal sind. Natürlich versuche ich das schon, aber mein Partner merkt es nicht einmal, wenn es eben nicht so ist.

Da muss man schauen, dass man eben einfach beide Seiten zufrieden stellt und das geht auch nur, indem man als Paar miteinander redet und sich gegenseitig seine Wünsche mitteilt. Natürlich kann der Partner nicht riechen, was man möchte, wenn man nicht offen mit ihm spricht. Und da jeder ja auch andere Ansichten hat, muss es auch nicht immer so sein, dass beide das gleiche stört oder beide sich das gleiche wünschen.

Aber wenn etwas von beiden Seiten gewünscht wird, ist es natürlich auch wichtig, dass sich beide Seiten dran halten. Natürlich wäre es dann völlig blödsinnig, sich vom Partner etwas zu wünschen, während man sich selbst gar nicht daran hält, auch wenn der Partner ebenfalls diesen Wunsch geäußert hat.

Ich würde so etwas auf jeden Fall von der Situation abhängig machen und wie hier ja schon beschrieben wurde, ist es eben unterschiedlich, wie wichtig es den Menschen ist, dass der Partner sich meldet, wenn es mal länger dauert. Vermutlich geht deine Freundin einfach davon aus, dass es ihrem Partner nicht wichtig ist, dass sie sich auch meldet und macht es darum auch nicht. In dem Fall kann wohl nur ein klärendes Gespräch zwischen den beiden helfen.

Verlangen kann man viel, aber ob sich daran auch gehalten wird ist dann eine ganz andere Sache. Ich kann mich auch hinstellen und von einem Partner einfordern, dass mir dieser pro Woche 5000 Euro in die Hand drückt aber machen muss er das noch lange nicht. Darüber kann man sprechen und einen Kompromiss finden, aber wenn es einen dauerhaft nervt wegen jedem kleinen Furz Bescheid geben zu müssen nur damit der andere beruhigt ist, dann kann ich schon verstehen das man darauf keine Lust hat. Immerhin mischt man sich dort schon sehr in das Leben der anderen Person ein und bestimmt was diese zu machen hat.

Durchaus kenne ich solche Dinge aber ebenfalls von meinem Ex Partner. Dieser hat auch immer aus der Lust und Laune heraus Dinge gefordert aber kam selbst nicht aus dem Quark. So wurde mir die Wäsche hingeworfen, dass ich diese zu waschen hätte bis zu einem Zeitpunkt. Stattdessen wurde gesagt, dass man an anderer Stelle im Haushalt mehr anpackt was dann ebenfalls nicht gelaufen ist. Entsprechend habe ich das dann auch nicht gemacht, denn wenn er sich nicht an seine Dinge hält, muss ich mich auch nicht an ihn halten.

Ich habe durchaus verlangt, dass er sich mehr daran beteiligt am Haushalt und der Kinderziehung die ich ansonsten alleine gemacht habe. Entsprechend muss ich mir auch nicht vorwerfen oder gar vorwerfen lassen, dass ich mich daran nicht gehalten habe. Mache ich ein Zugeständnis oder Verspreche etwas, dann halte ich mich daran ebenfalls soweit es mir möglich ist. Durchaus gibt es auch Situationen bei denen es nicht so klappt, dann wird das ganze nachgeholt oder erläutert warum es nicht ging.