Etwas verheimlichen und sich damit selbst belügen?
Der Partner meiner Cousine hat lange geraucht und vor einigen Jahren damit aufgehört. Er selbst war sehr stolz, dass er dies geschafft hat, da er schon seit dem Teenageralter geraucht hat. Er wurde sogar als Vorbild gesehen und auch andere aus der Familie haben dadurch aufgehört zu rauchen. Auch meine Cousine war sehr froh darüber, da es sich doch immer gestört hat.
Nun ist ihr aufgefallen, dass ihr Partner immer häufiger nach Zigarettenqualm gerochen hat. Er hat immer gemeint, dass er mit anderen zusammengestanden hätte, die geraucht hätten. Aber meine Cousine meint, dass er stark aus dem Mund nach Zigaretten gerochen hätte und er ihr weiß machen wolle, dass das durch das passive Rauchen passiert wäre. Aber meine Cousine glaubte das natürlich nicht und hat ihm auch gesagt, dass er sich nicht für dumm verkaufen soll. Nun riecht er ständig nach Zigaretten und wird sauer, wenn sie ihn darauf anspricht. Sie meint, dass sie einfach nicht belogen werden möchte und er hatte dann wohl auch zugegeben angeblich nur hin und wieder mal zu rauchen.
Sie meint, dass er aber wütend wird, wenn sie ihn darauf anspricht und bisher zu Hause noch nicht wieder geraucht hätte. Sie meint, dass er das wohl auf dem Weg zur Arbeit oder auch während der Arbeit machen würde. Aber auch seine Familie soll davon nichts mitbekommen. Sie meint, dass er sich damit nur selbst belügt und es deswegen verheimlichen würde. Oder zumindest versuchen würde, dass zu verheimlichen.
Verheimlicht man schon mal etwas und belügt sich damit nur selbst? Oder meint ihr, dass es eher Scham darüber ist, dass man eben nicht durchgehalten hat? Ist es zu offensichtlich, wenn man es zugibt und nicht mehr heimlich macht? Muss der Betroffene sich dann eingestehen, dass er sich selbst nichts mehr vormachen kann? Habt ihr schon solche Fälle erlebt, wo jemand etwas verheimlicht hat und sich selbst damit belogen hat? Wie würdet ihr darauf reagieren?
Ich finde es traurig, dass ein Partner derart lügen muss, weil er sich nicht traut seiner Partnerin zu sagen, dass er wieder mit rauchen angefangen hat. Das ist in meinen Augen nicht, dass er sich selbst anlügt, sondern er will, wenn man das so liest, wohl jedem Streit und Gespräch diesbezüglich mit der Partnerin vermeiden. Und das ist in einer Partnerschaft einfach traurig und ich sehe das "sich selbst anlügen" eher darin, dass er sich selbst einredet mit dieser Frau zusammen bleiben zu wollen, warum auch immer.
Wenn ich anfange meinen Partner diesbezüglich anzulügen, dann stimmt doch was nicht und dann lügt man sich doch selbst an, was die Partnerschaft betrifft und nicht, was das Rauchen betrifft. Ihm ist ja klar, dass er raucht und durch das Abstreiten bei der Partnerin blendet er das ja nicht aus und glaubt selbst dran.
Es ist ja nicht nur so, dass er meine Cousine belügt. Er verheimlicht das auch vor der Familie. Vielleicht habe ich das unklar geschrieben, aber meine Cousine macht ihm keinen Vorwurf. Sie meinte nur, dass sie nicht belogen werden möchte und wenn er wieder raucht, er eben dazu stehen soll. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie macht ihm da keine Vorschriften oder verlangt, dass er wieder damit aufhören soll. Das ist ja seine alleinige Entscheidung. Daher hat es nichts damit zu tun, dass sich der Partner nicht traut, ihr zu sagen, dass er wieder raucht. Sie hat ihm das auch gesagt, aber dennoch verheimlicht er das und raucht nur, wenn ihn niemand aus seinem direkten Umfeld dabei sieht.
Nelchen hat geschrieben:Daher hat es nichts damit zu tun, dass sich der Partner nicht traut, ihr zu sagen, dass er wieder raucht. Sie hat ihm das auch gesagt, aber dennoch verheimlicht er das und raucht nur, wenn ihn niemand aus seinem direkten Umfeld dabei sieht.
Das sehe ich nicht so. Sie muss ihm penetrant und schon fast kontrollierend auf den Senkel gehen, dass er sich nicht traut ihr die Wahrheit zu sagen. Du hast das ja schon im Beitrag Aggressives Verhalten ein Zeichen für Rückfall in die Sucht? geschrieben. Wenn sie neutral fragen würde, würde er nicht aggressiv reagieren. Sie bedrängt ihn aber penetrant und lässt ihm gar nicht seine Ruhe und seinen Freiraum. Sie benimmt sich eher wie eine bevormundende Mutter und nicht wie eine gleichberechtigte Partnerin, die ihrem Mann den Freiraum lässt, den er haben möchte und den er braucht.
In einem anderen Beitrag hast du sogar geschrieben, dass sie an Trennung denkt, weil er wieder angefangen hat zu rauchen und sie sich davor ekelt. Da ist es doch offensichtlich, dass er "sozial erwünscht" antwortet und reagiert, weil er Angst vor den Konsequenzen hat und kein Vertrauen in sie hat. Also auf so eine Partnerin könnte ich verzichten. Bei so einer Partnerin hätte ich schon längst Schluss gemacht, wenn sie mir auch nach vielen Jahren Beziehung immer noch vermittelt, dass ich nur dann liebenswert bin, wenn ich haargenau das tue, was sie möchte und was sie als "sozial erwünscht" ansieht.
In dem Beispiel geht es zwar ums Rauchen, aber ich hatte ein anderes Beispiel im Kopf. Und zwar ging es da um eine Bekannte aus meiner Jugendzeit. Diese war offensichtlich mit 16 unbemerkt schwanger. Sie hat es anscheinend bis zu ihrer Geburt nicht gemerkt.
Eine andere Frau, die ihr schon damals sehr nahe stand, sagt ebenfalls, dass sie sich selber angelogen hätte und dass sie ihr das nicht abkauft, dass sie das nicht gemerkt hätte, dass sie schwanger war. Ich kann die Geschichte auch nicht glauben. Dass man wirklich neun Monate unbemerkt schwanger ist und von der Geburt dann überrascht wurde.
Aber auch beim Vegetarischen Essen belügen sich viele. Denn es gibt so viele Dinge, die eben auch aus toten Tieren hergestellt werden oder aus Kälbermägen etc. Oder es werden teilweise Kälbchen geschlachtet, damit man die Milch für die Menschen nehmen kann und so weiter. Man belügt sich eigentlich tagtäglich selber. Niemand stellt sich zuerst vor, wie das Schwein abgeschlachtet wurde, bevor man sein Schnitzel isst.
Ich denke, dass da keiner von uns gefeit ist und deshalb andere gar nicht beurteilen oder gar verurteilen kann oder sollte.
Täubchen hat geschrieben:In einem anderen Beitrag hast du sogar geschrieben, dass sie an Trennung denkt, weil er wieder angefangen hat zu rauchen und sie sich davor ekelt.
An einen ähnlichen Thread zu dem Thema musste ich auch denken, da wurde geschrieben, man überlege mit der Trennung zu drohen, wenn der Partner wieder mit dem Rauchen anfängt. Dazu passt die Aussage, es gäbe von der weiblichen Seite keinerlei Vorwürfe nun so gar nicht und es wirkt auf mich vielmehr so, als würde die Frau einer Fehlwahrnehmung aufsitzen und sich da gerade belügen.
Ich sehe auch den Punkt nicht, dass er sich selbst belügt, der lügt, weil er vielleicht einfach so ein Typ ist, der ständig die Unwahrheit erzählt oder weil er seine Ruhe haben will. Er selbst redet sich ja nicht ein, dass er Nichtraucher ist, der weiß schon, dass er wieder raucht. Eine Selbstlüge wäre es für mich erst, wenn er sagen würde, er hätte alles im Griff und könnte jederzeit wieder aufhören, derweil er heimlich kettenrauchend hinterm Haus steht.
nordseekrabbe hat geschrieben:Eine andere Frau, die ihr schon damals sehr nahe stand, sagt ebenfalls, dass sie sich selber angelogen hätte und dass sie ihr das nicht abkauft, dass sie das nicht gemerkt hätte, dass sie schwanger war. Ich kann die Geschichte auch nicht glauben.
Ich glaube, die Geschichte, weil ich es selbst an anderen gesehen habe. Eigentlich ist diese Art der Verdrängung (!) ein altbekannter Hut. In dem Fall hat es der behandelnde Gynäkologe erst gemerkt, als er einen Blick direkt hinein geworfen hat, vorher bei der normalen Untersuchung hat er es nicht gesehen. Die Psyche kann Unglaubliches vollbringen.
Verbena hat geschrieben:An einen ähnlichen Thread zu dem Thema musste ich auch denken, da wurde geschrieben, man überlege mit der Trennung zu drohen, wenn der Partner wieder mit dem Rauchen anfängt. Dazu passt die Aussage, es gäbe von der weiblichen Seite keinerlei Vorwürfe nun so gar nicht und es wirkt auf mich vielmehr so, als würde die Frau einer Fehlwahrnehmung aufsitzen und sich da gerade belügen.
Ich glaube, dass sie sehr gut weiß, wie die Realität ist. Es wird nur eben dem Umfeld was völlig anderes erzählt und man inszeniert sich als "Opfer" und liebende, fürsorgliche sowie besorgte Partnerin, die keiner Fliege was zu Leide tun. Wie ich diese Selbstinszenierungen hasse! Wieder ein Indikator dafür, dass jemand sein Selbstwertgefühl von der Reaktion anderer Menschen abhängig macht und daher alles so dreht, dass man den größtmöglichen Zuspruch bekommt und der Mann eben der Böse ist und die Frau das Unschuldslamm.
Es ist bei manchen Menschen ja auch so, dass Menschen wegen Stress und Überlastung mit dem Rauchen anfangen und das Rauchen eine Art Ventil ist. Ich frage mich eher - vorausgesetzt es stimmt in diesem Fall auch - wie terrorisierend die Partnerin sein muss, dass der Mann vor lauter Stress zur Zigarette greift.
Ich finde, dass die Familie sich mal fragen sollte, warum er sich nicht traut, das offen zuzugeben. Denn wenn ich von jemandem fordere, dass er immer zu allen kleinen Verfehlungen stehen soll, dann übt man damit Druck aus und dem will er vielleicht aus dem Weg gehen. Da hat Täubchen schon recht; die Frau muss ja andauernd wieder nachfragen. Warum lässt sie ihn nicht in Ruhe?
Täubchen hat geschrieben:Es ist bei manchen Menschen ja auch so, dass Menschen wegen Stress und Überlastung mit dem Rauchen anfangen und das Rauchen eine Art Ventil ist. Ich frage mich eher - vorausgesetzt es stimmt in diesem Fall auch - wie terrorisierend die Partnerin sein muss, dass der Mann vor lauter Stress zur Zigarette greift.
Das finde ich schon sehr anmaßend, vor allem weil hier niemand das Paar kennt und weiß, wie es in der Beziehung aussieht. Ich kenne es auch nur von Seiten der Frau her und kenne seine Meinung zu dem Thema nicht. Aber ich finde es schon heftig zu unterstellen, dass sie so ein Drache sein muss, der ihn wieder zu Zigaretten getrieben hat.
Aber letztendlich wird nur das Paar selbst wissen, wie es bei ihnen zugeht und ob die Frau nun bedrängt oder nicht, kann sicherlich keiner genau sagen. Ich weiß das ja auch nur durch Erzählungen und bin dann nicht dabei, wenn Beide miteinander sprechen. Wie sagt man so schön, man kann den Menschen nur vor den Kopf schauen.
Das entspricht auch nicht im Ansatz meiner Meinung, denn ich glaube nicht, dass die Frau irgendwie schuldig oder verantwortlich für das Rauchen ihres Mannes ist. Die Rückfallquoten bei Rauchern sind irre hoch, da braucht es nicht mal sonderlichen Stress, um wieder anzufangen. Eigentlich reicht es nur auf einer Party mal wieder eine zu rauchen oder mit den anderen Kollegen in der Raucherpause mitzugehen und man hängt nach einiger Zeit selbst wieder an der Zigarette.
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