Etwas Besonderes, wenn man mit seiner Meinung allein ist?

Wenn man seine Meinung vertritt, dann freut man sich ja meistens darüber, wenn es Leute gibt, die genau die gleiche Meinung haben, wie man selbst, so dass man quasi einen Verbündeten hat. Auch wenn es sich um eine außergewöhnliche oder provozierende Meinung handelt, möchte man normalerweise, dass es ebenfalls Menschen gibt, die genauso denken, auch wenn der Großteil der Menschen eine andere Meinung hat.

Leute, die aber bewusst allein mit ihrer Meinung sein wollen, um etwas Besonderes zu sein und besondere Aufmerksamkeit zu bekommen, kenne ich jedoch nicht. Denkt ihr, dass es solche Leute gibt und wart ihr selbst schon einmal in einer solchen Situation?

Ja, es gibt solche Menschen, in meinen Augen sind sie jedoch psychisch krank. Sie sollten sich Hilfe holen. Natürlich bin ich mit meiner Meinung auch mal alleine, aber nicht grundsätzlich. Solche Menschen sind noch nicht aus der Pubertät raus.

So etwa mit 14 war ich wie die meisten Leute in dem Alter aggressiv, verwirrt und hormonell auf der Suche nach meiner eigenen Identität. In diesem Lebensalter habe ich, soweit ich mich durch den Schleier aus Emotionen noch erinnern kann, auch versucht, durch provokante, weit hergeholte und oft schlichtweg absurde Meinungen und Äußerungen auf mich aufmerksam zu machen und mich als etwas ganz Besonderes darzustellen und zu profilieren.

Dabei war es mir auch völlig egal, ob ich Gefühle verletze oder mich blamiere. Takt ist bis heute nicht meine Stärke, aber um die Pubertät herum hatte ich die Subtilität einer Abrissbirne und habe die Trümmer meiner Meinungen und Ansichten in der Gegend verstreut wie ein Tornado.

Aus dieser Erfahrung heraus bin ich der Meinung, dass es für sehr junge und noch sehr dumme Leute zumindest verständlich ist, wenn diese versuchen, immer als einzige eine bestimmte Meinung zu vertreten. Aber erwachsene Leute sollten von diesem Verhalten Abstand nehmen, falls sie Wert darauf legen, ernst genommen zu werden und persönliche Kontakte zu pflegen.

Hin und wieder läuft mir schon mal ein Erwachsener über den Weg, der seine pubertierende "dagegen" Haltung nicht abgelegt hat. Oder vielleicht spielen da auch wirklich psychische Probleme eine Rolle und der unterschwellige Wunsch abgelehnt zu werden. Aber ich kann das als eigene Meinung nicht wirklich ernst nehmen.

Zu einer eigenen Meinung kommt man ja indem man über etwas nachdenkt und die verschiedenen Alternativen abwägt aber wenn ich schaue was die Mehrheit so denkt und deshalb dann eine konträre Position vertrete habe ich ja genauso wenig eine eigene Meinung wie die Leute, die den ganzen populistischen Schwachsinn nachplappern.

Ich empfinde es nun auch nicht schlimm, wenn man mal mit seiner Meinung alleine steht, aber ich bin auch nicht gerne in der Situation. So ein bisschen Zustimmung ist schon ganz nett, wobei ich auch nicht darauf angewiesen bin. Wobei ich keinen Menschen kenne, der immer anderer Meinung sein möchte und ich denke, dass man dann psychisch auch nicht so ganz gesund ist, wenn man immer nur anders sein möchte.