Etwas ablehnen, da es zu sehr mit Erinnerungen behaftet ist?

Es kommt immer wieder vor, dass ein lieber Verwandter oder Freund verstirbt und dann eben viel hinterlässt, dass eben durchgesehen werden muss. Oftmals behalten dann Verwandte davon auch etwas, um eine Art Erinnerung zu haben und weil es vielleicht zu schade ist, alles zu entsorgen.

Allerdings gibt es sicherlich auch Fälle, in denen jemand so einen Gegenstand ablehnt, eben weil dieser sehr mit Erinnerungen behaftet ist und die Person dann eher nur traurig machen würde. Mir geht es da eher nicht so. Ich brauche zwar keinen Gegenstand, um mich an jemanden zu erinnern, aber ich würde das dennoch annehmen, wenn es etwas ist, dass ich mit gemeinsamen Erinnerungen verbinde und von dem ich weiß, dass sich der Verstorbene gefreut hätte, dass man dies eben nicht entsorgt.

Würdet ihr etwas ablehnen, weil es zu sehr mit Erinnerungen behaftet ist? Habt ihr das vielleicht schon gemacht? Worum ging es dabei? Es muss ja kein Gegenstand sein, es wäre ja auch ein Haus oder ähnliches denkbar. Oder findet ihr es schön, einen solchen Gegenstand zu haben, an dem eben viele Erinnerungen hängen?

Kommt es nicht immer auf die Art der Erinnerung an? Wenn es Erinnerungen wären, die positiv sind, aber durch die Trauer eben überschattet würden, würde ich die Gegenstände trotzdem annehmen. Wenn es allerdings traumatische Erinnerungen sind, die man mit dem Gegenstand assoziiert, dann würde ich den Gegenstand auf jeden Fall ablehnen. Aber in dem Fall würde der Verstorbene sich vermutlich nicht freuen, wenn man den Gegenstand behält - zumindest die meisten Menschen nicht sagen wir so.

Aus sentimentalen Gründen ein ganzes Haus oder vergleichbare Werte als Erbschaft abzulehnen käme mir nur im absoluten Extremfall in den Sinn. Selbst wenn ich Großonkel Adelbert zu Lebzeiten gehasst hätte wie die Pest, dann wird die Bude eben schnellstmöglich verscherbelt und ich erfreue mich an dem unverhofften finanziellen Zugewinn.

Bei Kleinkram aller Art denke ich mir auch, dass es auf die Art der damit verknüpften Erinnerungen ankommt. Wenn es sich um Omas handbestickte Geschirrtücher handelt, mit denen sie immer den Hefeteig zugedeckt hat, würde ich mir diese schon als Souvenir unter den Nagel reißen. Ich weiß ja, dass die Trauer allmählich in Nostalgie und schöne Erinnerungen übergeht, und dann freue ich mich vielleicht über ein Andenken, auch wenn ich im Augenblick noch kreuzunglücklich bin, weil die Oma gestorben ist. Und wenn nicht, kann ich die Dinger immer noch entsorgen.

Wenn es sich dagegen zum Beispiel, überspitzt formuliert, um den Kochlöffel handelt, mit dem mir Omi selig als Kind immer den Arsch versohlt hat, verstehe ich vollkommen, dass man auf derlei Erinnerungen dankend verzichten kann. Aber der eventuelle Materialwert würde für mich auch eine Rolle spielen, die Meinung des Verstorbenen dagegen eher weniger.

Also wir haben es generell so gemacht, dass das, was nicht testamentarisch fest gelegt wurde, also was noch im Haushalt von Oma und Opa war, dass wir uns das so aufgeteilt hatten, dass jeder sich das nahm, was er oder sie wollte. Denn bei einer Haushaltsauflösung gibt es generell viel Plunder, was man verteilen muss.

Die Dinge, die ich abgelehnt habe, habe ich aber nicht abgelehnt, weil sie zu sehr mit Erinnerungen behaftet waren, sondern weil es einfach Plunder war, den ich nicht gebrauchen konnte. Ich habe dann die Steinesammlung für meine Tochter angenommen. Die Leidenschaft für Steine hat sie nämlich von ihrem Opa geerbt. Aber auf alles andere konnte ich getrost verzichten.

Ich kann es aber gut verstehen, dass man etwas ablehnt, was zu sehr mit Erinnerungen behaftet ist. Sei es positiv oder negativ. Denn wenn ich jedes Mal weinen muss, wenn ich den Gegenstand betrachte, ist das ja auch nicht der Sinn der Sache.