Essenslieferanten über Trinkgeld nicht mehr dankbar?

vom 21.10.2017, 11:34 Uhr

Mein Freund und ich bestellen häufiger mal Essen über das Internet, gerne auch über Foodora. Dort zahlen wir dann in der Regel über PayPal oder Sofortüberweisung. Wenn der Fahrer dann kommt, bekommt er von meinem Freund in der Regel noch ein kleines Trinkgeld. Mein Freund ist allerdings der Meinung, dass die heutigen Essenslieferanten sich irgendwie nicht sonderlich über das Trinkgeld freuen. Viele danken nicht einmal und das wäre doch früher ganz anders gewesen.

Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass das an der derzeitigen Generation liegt. Foodora-Fahrer sind ja meist Studenten und diese wollen heutzutage für ihre Leistung gewürdigt werden und sich ihr Geld verdienen. Vielen ist dann vermutlich der normale Foodora-Lohn genug und sie wollen kein Trinkgeld. Trinkgeld kommt möglicherweise vielen eher wie Almosen vor. Wie seht ihr das? Habt ihr auch den Eindruck, dass sich die heutigen Studenten weniger über Trinkgeld freuen, als dies früher der Fall war?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Trinkgeld ist dann ein Almosen, wenn es nicht angemessen ist und häufig sind Trinkgelder die an Lieferanten gezahlt werden so gering, das man sie wirklich eher als ein Almosen ansehen kann, nach dem Motto, irgendwas muss ich ja geben.

Warum schränkst du das Trinkgeld eigentlich so auf die Studenten ein? Bei Foodora gibt es nicht nur Studenten, die den Job machen und auch in anderen typischen Gastroberufen sind es nicht nur Studenten, die diesen Job machen.

Wenn ich Trinkgeld gebe, egal wo und an wen, dann freut sich im übrigen jeder über den Betrag, egal wie hoch dieser ausfällt. Ich kann also deine Einschätzung zum Trinkgeld überhaupt nicht teilen. Vielleicht liegt es aber auch daran, das ich solche Berufe nicht per se als Studentenjob oder minderwertig ansehe und mich entsprechend verhalte.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hier ist es ebenso. Ich gebe Trinkgeld, weil ich dankbar für den guten Service bin. Ich sehe mich nicht als ach so erfolgreiche, tolle Frau, die dem armen Geringverdiener mit zwei Euro etwas total gutes tut, wofür der jetzt gefälligst untertänig seine enorme Dankbarkeit bekunden muss.

Und komischerweise kann ich mich nicht über mangelnde Umgangsformen beklagen. Ein Danke, das Wünschen von Gutem Appetit und einem schönen Abend kommt immer. Selbst wenn der arme Mensch offensichtlich voll im Stress ist und über die Treppen flucht oder kaum Deutsch spricht. Und das dürfte weniger am Trinkgeld liegen, das Geheimnis ist wohl eher die normalerweise nette Kommunikation auf Augenhöhe. Denn der "dumme" Lieferant erleichtert mir gerade mein Leben sehr.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde Cooper hat den Kern des Ganzen ganz gut getroffen. Wenn man einem Menschen vermittelt, dass man ihm auf Augenhöhe begegnet und sich nicht als was besseres fühlt, dann wird er immer Dankbarkeit und Freundlichkeit zeigen. So wie du deine Beiträge schreibst Crispin, habe ich immer mehr den Eindruck, dass du dich als was besseres fühlst und dein Umfeld ebenfalls, weil alle ja ach so gebildet und toll sind. Das spürt auch "der Pöbel", um es mal überspitzt zu formulieren. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Menschen entsprechend reagieren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann so etwas aus meiner Erfahrung noch nicht so sagen, auch wenn ich nun den Lieferanten Foodora nicht kenne und damit keine Erfahrungen beisteuern kann. Ich denke aber auch, dass es immer darauf ankommt, wie man den Menschen begegnet und bei einem Trinkgeld kommt es mir auch darauf an, selber zu zeigen, dass ich den Service gut finde.

Wenn ich etwas zum Essen bestelle, dann bezahle ich das immer erst, wenn mir das Essen gebracht wird, aber natürlich gebe ich immer auch ein Trinkgeld dazu, wenn alles stimmt und bislang hat sich der Lieferant dafür auch noch immer bedankt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich gebe offen gestanden nicht immer Trinkgeld, wenn ich Essen bestelle. Bei mir direkt um die Ecke befindet sich eine Pizzeria - wenn ich da etwas bestelle, dann muss der Fahrer nur etwa zwei Minuten mit dem Rad zu mir, wenn überhaupt. Und ich wohne im ersten Stock, wobei ich auch meistens direkt schon online bezahle. Wenn ich Trinkgeld gebe, dann meistens dann, wenn ich passendes Kleingeld da habe.

Dass dies jemand nicht gewürdigt hat, habe ich bisher noch nie mitbekommen. Eigentlich haben sich immer alle über ein zusätzliches Geld gefreut, auch wenn ich nie so viel Geld gebe. Allerdings macht es für die Fahrer am Ende des Monats aber natürlich schon einen gewaltigen Unterschied, ob sie regelmäßig Trinkgeld bekommen haben oder nicht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich gebe auch immer Trinkgeld, wenn ich Essen bestelle. Schließlich handelt es sich hier in meinen Augen um reinen Luxus, und wenn ich schon jemanden bezahle, um mir warmes Essen an die Tür zu bringen, dann kann ich genauso gut den sowieso schon stattlichen Preis auch noch um einen bis drei Euro aufrunden. Wenn die paar Euro darüber entscheiden würden, ob ich mir Take Away leisten kann, müsste ich sowieso darauf verzichten und lieber selber daheim etwas kochen.

Ich verstehe an dieser Argumentation erstens nicht, wieso man immer "Dankbarkeit" erwartet und zweitens, wieso "früher" schon wieder alles besser war und dir die Essenslieferanten für 50 Pfennig ("Das war damals viel Geld!") die Hände geküsst und deine Nachkommen gesegnet haben. Alleine die Idee, dass man sich praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit warmes Essen an die Haustür liefern lassen kann und nicht darauf wartet, dass die Dame des Hauses den Kochlöffel schwingt bzw. sich der unverheiratete Herr auf in die Kneipe macht, ist noch nicht so alt, dass man behaupten könnte, die studentischen Fahrradkuriere in den 1970ern seien so viel "dankbarer" gewesen.

Und wie soll sich die Dankbarkeit denn äußern? Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Essenslieferanten, die bei Nacht und Nebel in der Gegend herumkurven, schon gewohnt sind, dass ihnen jemand nicht abgezählte 18,20 Euro in die Hand drückt, sondern gleich einen Zwanziger. Dass man dennoch ein beiläufiges "Danke" murmelt, halte ich zwar auch für ein Anzeichen von gutem Benehmen, aber gutes Benehmen hat nun mal nicht jeder. Das war "früher" auch nicht anders.

Und für mich ist ein "Danke" auch noch lange kein Zeichen für "Dankbarkeit," sondern einfach nur eine Floskel, die man verwendet, um zu signalisieren, dass man eine gute Kinderstube hat. Wenn ich am Fahrkartenschalter "Danke" sage, bin ich dem Mitarbeiter auch nicht dankbar dafür, dass er seinen Job gemacht und nicht völlig vergeigt hat. Und dass irgendwelche jungen Burschen sich zu schön sind, um sich für die zwei Euro zu bedanken, die sie von mir als Trinkgeld bekommen, verbuche ich auch eher unter "jugendlicher Unbedarftheit".

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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