Essen mehr genießen, wenn man Fotos davon macht?

vom 29.01.2018, 07:15 Uhr

Ich habe letztens gehört, dass man sein Essen angeblich mehr genießen soll, wenn man vorher ein Bild davon macht. Egal ob man es einfach nur mit dem Handy macht oder es dann noch in den sozialen Netzwerken teilt. Dadurch das man ein Foto macht, soll man sich mehr bewusst machen, was man da gerade vor sich hat und gleich essen wird. Wenn man das Essen danach isst, soll man es dann auch gleich viel mehr genießen, als wenn man kein Foto davon gemacht hätte.

Ich selbst muss gestehen, dass ich auch hin und wieder Bilder von meinem Essen mache, wenn es besonders gut gelungen ist und ich es anderen dann zeigen muss. Allerdings ist mir noch nicht bewusst geworden, dass ich mein Essen dann mehr genieße. Vielleicht schätze ich es mehr wert, wenn ich durch das Foto stolz auf das Ergebnis bin, aber deshalb genieße ich es nicht mehr als vorher muss ich sagen. Ich bemühe mich immer langsam zu essen, dadurch genieße ich das Essen viel mehr finde ich. Durch ein Foto konnte ich diesen Effekt noch nicht bei mir beobachten.

Genießt ihr euer Essen mehr, wenn ich zuvor ein Bild davon gemacht habt? Könnt ihr euch vorstellen, wie dieser Effekt im Gehirn zustande kommt? Sollte man daher immer ein Bild vom eigenen Essen machen?

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es so dermaßen bescheuert Bilder vom Essen zu machen. Mag sein, dass ich da nicht modern genug eingestellt bin, aber mir fällt da immer wieder eine Frau ein. Diese hatte scheinbar extra für eine soziale Netzwerkseite ein bestimmtes Gericht bestellt, es dann ausgiebig fotografiert und hochgeladen, dazu dann auch die ersten Kommentare beantwortet und so weiter. Das alles hat sie schön laut kommentiert und darüber geredet, dabei aber nicht gegessen und letztendlich war das wirklich leckere Essen kalt oder kälter als man es essen würde.

Ich finde man genießt sein Essen am besten, in dem man es sich anschaut und dann loslegt. Man isst sicherlich mit den Augen auch teilweise, aber was soll es bringen, wenn ich in mich hereinspachtel und mir dann ein Bild ansehe um das Essen schön zu finden? Meiner Meinung nach muss man den Moment genießen und nicht im Nachhinein dann darüber nachdenken wie es war.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn ich Bilder von meinem selber gekochten Essen machen möchte gebe ich mir mit der Präsentation wahrscheinlich schon ein bisschen mehr Mühe, denn auf dem Bild sieht man ja nicht, dass es total lecker war. Vielleicht wirkt sich das auch auf den Genuss aus, das Auge isst ja mit, wie man so schön sagt.

Aber ich kann ja nicht vergleichen ob mir das Essen genauso gut geschmeckt hätte wenn der Teller nicht so schön dekoriert gewesen wäre. Selbst wenn ich später noch mal das gleiche Gericht koche und den Teller nicht groß dekoriere gibt es andere Faktoren, die dazu führen, dass ich das Essen mehr oder weniger genieße.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich mache zwar manchmal auch Fotos von selbstgekochten oder gebackenen Speisen sowie von besonders hübsch angerichteten Platten im Restaurant, aber ich kann nicht bestätigen, dass das bei mir den Genuss steigert. Für das Foto bewerte ich letztendlich nur den rein optischen Aspekt. Natürlich ist die Vorfreude auf ein perfekt aussehendes Essen und die Erwartung an den Geschmack sicherlich etwas höher, als wenn man einen matschigen, homogenen Eintopf vor sich hat, aber die Erfahrung zeigt, dass auch Kunstwerke relativ fad schmecken und schlichte Teller dafür umso leckerer sein können. Deswegen dient ein Foto für mich eher der Erinnerung an besondere Ereignisse, also beispielsweise schöne Dates mit meinem Freund, die Essen involvieren, und weniger der Appetitsteigerung.

Außerdem finde ich den aktuellen Trend der Essensfotografie sowieso etwas übertrieben. Es gibt wirklich Leute, mit denen man in kein Lokal mehr gehen kann, ohne dass erst einmal die komplette Bestellung aus allen Winkeln und Perspektiven abgelichtet und möglichst sofort auch noch auf Facebook oder Instagram gepostet wird, mit Beschreibung und allem drum und dran. Als Begleitung sitzt man dann geduldig wartend vor seinem allmählich erkaltenden Teller, bis der andere seine Arbeit beendet hat, oder man macht sich schon mal über die eigene Portion her und ist halb fertig, bevor die Verabredung überhaupt das Handy aus der Hand gelegt hat, und das finde ich als Situation doch etwas bizarr und unangenehm. Mein erster Griff angesichts eines köstlichen Menüs geht zumindest zu Messer und Gabel und nicht zum Smartphone.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Mein Fall ist es ehrlich gesagt auch nicht. Ich habe nie verstanden, warum man großartig Fotos macht und da auf derartige Perfektion achtet, nur damit die Fotos hinterher auf Instagram oder Facebook landen. Ich habe auch eine Freundin, die beim Ausgehen gerne Fotos vom Teller macht und das dann entsprechend teilt. Verstehen tue ich es nicht, aber ich lebe nach der Devise "Leben und leben lassen".

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde diese These etwas schwierig, weil man ja in dem Moment nicht wirklich einen Vergleich starten kann, wie sehr man das Essen denn genossen hätte, wenn man eben kein Foto davon gemacht hätte. Ich kann es mir schon vorstellen, dass ich es mir vielleicht etwas bewusster mache, dass das Essen total schön angerichtet ist, wenn ich ein Foto davon mache.

Aber wichtiger ist doch der Geschmack und wenn der passt, dann genieße ich mein Essen auch, wenn ich vorher kein Foto davon gemacht habe. Ich finde es daher nicht schlecht, wenn man ein besonders schön angerichtetes Gericht auch fotografiert und sich damit vielleicht auch bewusst macht, wie schön das aussieht. Aber ich würde das nun nicht immer machen, um mein Essen vielleicht etwas mehr zu genießen, weil ich nicht glaube, dass dieser Effekt zwingend passiert.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich muss gestehen, dass ich selbst zu den Menschen gehöre, die ihr Essen sehr gerne fotografieren. Ich fotografiere nun nicht jeden Joghurt oder jedes Käsebrot das ich esse, doch wenn das Essen ganz besonders schön angerichtet ist, lecker aussieht oder aufwändig in der Zubereitung war, dann mache ich das schon gerne. Das ist auch für mich selbst eine schöne Erinnerung, da ich mittlerweile schon unzählige Essensbilder auf meinem iPhone habe. Teilweise vergesse ich die Gerichte mit der Zeit auch und freue mich, wenn ich beim Durchscrollen meiner Bilder wieder neue Inspirationen bekomme.

Wenn ich mein Essen fotografiere, dann nehme ich mir vor dem Essen ja auch ganz bewusst Zeit, mir das Gericht anzusehen, es ins richtige Licht zu rücken und ein entsprechend schönes Foto hinzubekommen. Ich setze mich nicht sofort hin und schlinge das Essen direkt in mich hinein, sondern ich nehme mir die Zeit, es mir genauer anzusehen und die Vorfreude aufkommen zu lassen. In der Zeit nimmt man ja auch den Geruch und das Aussehen richtig auf und ist während des Fotografierens schon ganz ungeduldig. Wenn man das Essen hingegen direkt verschlingt, sobald es auf dem Teller liegt, hat man diese Eindrücke ja nicht unbedingt.

Dazu kommt, dass ich mein Essen bewusst besonders schön anrichte, wenn ich weiß, dass ich ein Foto davon machen will. Ich klatsche es mir nicht einfach lieblos auf den Teller, sondern ich gebe mir Mühe, dass der Teller sauber ist, dass ich das richtige Besteck wähle und dass das Essen auch optisch etwas hermacht und vielleicht auch entsprechend schön dekoriert ist. Und da das Auge auch mitisst, denke ich schon, dass man allein auf diese Weise das Essen besser genießen kann. Zumindest habe ich schon immer das Gefühl, dass mein Appetit größer ist, wenn das Essen besonders schön angerichtet ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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