Eskaliert eine Situation bei euch oft durch Kleinigkeiten?
Bei mir gibt es durchaus hin und wieder Situationen, in denen ein Tropfen das Fass quasi zum Überlaufen bringt. Wenn ich einen schlechten Tag habe und alles schief geht, was schief geht, dann kann es schon sein, dass am Ende des Tages nur eine Kleinigkeit ausreicht, damit ich quasi explodiere. Nachdem ich dann meiner Wut Luft gelassen habe, geht es mir aber meistens schon viel besser und ich bin dann auch wieder beruhigt.
Gibt es bei euch auch ab und zu Situationen, in denen quasi ein Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt oder seid ihr eher ruhig und gelassen und lasst euch nicht durch Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen?
Mit kolerischen Menschen ist nicht zu spaßen. Sie bringen einen selbst aus dem Lebensgleichgewicht und unterdrücken bewusst oder unbewusst den Gegenüber durch ihre Art und Weise, sich mitteilen zu wollen.
Ich unterhalte mich generell nicht mit Menschen die einen schon kolerisch und respektlos gegenüber treten. In so einer Situation lasse ich sie links liegen und biete im Weggehen je nach Person, eine vernünftige Unterhaltung an, sobald der oder diejenige sich eingekriegt hat.
Mein Freund schafft es zum Glück mich meistens zu beruhigen, bevor ich wirklich sauer werde und wegen Kleinigkeiten rumschreie. Es ist aber ganz normal, dass man manchmal auch wegen kleiner Dinge ausrastet, wenn man vorher schon gereizt war. Irgendwann reicht es eben auch und die Hemmschwelle ist niedriger, wenn man vorher schon schlechtes erlebt hat.
In der Regel kommt es bei mir aber zum Glück nicht vor, dass ich mich von kleineren Dingen aus dem Gleichgewicht bringen lasse. Darum bin ich auch ganz froh. Ich kenne Frauen, bei denen das der Fall ist und diese würde ich mitunter auch als zickig bezeichnen. So möchte ich einfach nicht sein.
Es ist völlig normal, dass irgendwann der berühmte Tropfen kommt, der das Fass zum Überlaufen bringt und man dann wegen einer Kleinigkeit überreagiert und ausflippt. Man will ja nicht wegen jedem Mist ein Fass aufmachen und da staut sich das eben und man schluckt vieles herunter.
Aber wenn das häufiger vorkommt, dass man wegen Kleinigkeiten ausrastet, dann würde ich schon dazu raten, dass man der Ursache auf den Grund geht und sich geeignete Maßnahmen überlegt, damit man eben nicht mehr so an die Decke geht. Denn immer die Launen an den Mitmenschen auszulassen finde ich auch nicht richtig. Das belastet nur unnötigerweise zwischenmenschliche Beziehungen und das kann nicht Sinn und Zweck der Sache sein.
Bei mir ist es nicht so oft der Fall, dass etwas wegen einer Kleinigkeit eskaliert. Da müssen schon mehrere Dinge zusammen kommen oder viele Kleinigkeiten dazu beitragen, dass ich wirklich wütend werde oder mir Luft machen muss. Aber wegen einer Kleinigkeit gehe ich nicht gleich an die Decke und versuche da eher ruhig zu bleiben.
Ich finde es aber verständlich, dass es einem so gehen kann, wenn man einen schlechten Tag hatte und vieles zusammenkommt. Da ist es dann ja durchaus so, dass eine Lappalie ausreicht, um das Fass zum überlaufen zu bringen. Das geht doch sicherlich jemandem mal so.
Um mich zum Ausflippen zu bringen müssen mehrere Aspekte erfüllt sein. Zum einen spielt Zeitnot eine Rolle, dann Stress und Überlastung. Und auch das Unvermögen, eine gewisse Situation zu bewältigen, spielt eine nicht unbeträchtliche Rolle in solch einer Lage. Dann kann es schon einmal passieren, wenn all diese Aspekte gegeben sind, dass es eskaliert, wenn nur ein kleines Rädchen plötzlich den Stillstand herbeiführt.
Das allerdings ist bei mir inzwischen nun seit einigen Jahren nicht mehr der Fall. Ich lebe hier ein ruhiges und beschauliches Leben. Es gibt keine Situationen mehr, in denen ich unter Stress gerade. Mein Leben ist mit Arbeit und begrenzter Freizeit so ziemlich bis auf die letzte Minute durchgetaktet. Das bedeutet allerdings nicht für mich, dass ich aus der Bahn gerate, sollte einmal irgend etwas nicht sogleich funktionieren. Denn das ist in meiner Lebenslage einfach nicht mehr der Fall.
Auch nehme ich mit nur noch Ziele und Vorgaben vor, die ich auch wirklich zu erreichen vermag. Ich gerate somit also nicht mehr unter Druck und nichts wirft mich aus der Bahn. Früher allein mit Vollbeschäftigung, kleinem Kind und großem Haus und Garten war das eben noch ganz anders. Da musste alles funktionieren und alles spielte irgendwie auch in einander. Da ist es verständlich, dass man mal etwas Wut bekommt, wenn einmal etwas nicht gleich auf Anhieb klappt. Allerdings sind heute Kleinkind, Haus und Garten Geschichte und ich bin gut in der Lage, alle Aufgaben, die mein Haushalt und meine Arbeiten für mich bereit halten, zu meistern.
Wenn wirklich alles schief läuft an einem Tag bewirkt das bei mir eher das Gegenteil von Ausrasten. Es gibt ja so Tage, die könnten echt aus einer schlechten Sitcom sein und wenn ich dann nach dem Einkauf an der Kasse ankomme und mir denke, egal welche Kasse ich jetzt wähle, es wird die Kasse sein an der jemand seine PIN vergessen hat oder sein Geld vergessen hat oder sonst irgendwas dafür sorgt, dass ich eine gefühlte Ewigkeit warten muss. Und wenn dass dann tatsächlich eintrifft finde ich das eher amüsant, weil es halt genau so in der schlechten Sitcom vorkommen würde.
Ich bin außerdem zu rational um meinen Unmut an einer Person auszulassen, die höchstens einen sehr kleinen Anteil an meinem schlechten Tag hat. Ich bin vor Kurzem nahe dran gewesen als ich zu einer Sekretärin so etwas meinte wie "muss ich mich heute um jeden Scheiß selber kümmern?". Im nächsten Moment war mir aber klar, dass sie nur eine mickrige Kopie vergessen hatte und mit meinem Stress überhaupt nichts zu tun hatte. Also habe ich mich natürlich entschuldigt.
Ich neige auch eher wegen "bedeutenden" Anlässen aus als wegen hundert Kleinigkeiten. Ähnlich wie Cloudy kann ich mich nur bis zu einem gewissen Grad darüber ärgern, dass an manchen Tagen gefühlt "alles" schiefgeht, bis ich entweder resigniere oder sogar den absurden Humor in manchen Situationen entdecke.
Objektiv betrachtet handelt es sich ja bei den Dingen, die an einem ganz normalen Tag bei mir schiefgehen können, um absolute Luxusprobleme, von der Verspätung bei der Bahnfahrt über den umgekippten Kaffeebecher bis hin zur Laufmasche, dem Parkknöllchen oder dem unauffindbaren Einkaufswagenchip. Irgendwann bleibt mir nur, den Kopf zu schütteln und mir zu denken: Immerhin muss ich auch durch diesen Tag nur einmal durch. Was soll's.
Ich bin zwar auch nur aus Fleisch und Blut und reagiere auch mal kurz angebunden oder leicht genervt, wenn ich einen gebrauchten Tag erwischt habe, aber ich bin immer bemüht, meine schlechte Laune nicht an anderen auszulassen. Die Oma, die die ganze Kassenschlange aufhält, kann ja schließlich nichts dafür, dass sie für mich gerade Ärgernis Nr. 97 darstellt. Wenn bei mir ein Streit "eskaliert", hat das für gewöhnlich sehr konkrete Gründe und kann auch an einem ruhigen Sonntagnachmittag passieren.
Bei mir dauert es auch eine Weile bis ich ausflippe. Aber wenn ich ausflippen dann kann es echt heftig werden. Oftmals fehlt bei mir nicht viel, wenn ich auf Arbeit Stress hatte. In letzter Zeit habe ich öfters Tage wo ich entnervt und ein Stück weit überarbeitet nach Hause komme. Derzeit ist der Druck von oben unausstehlich. Wenn ich dann nach Hause komme und dort weitermachen muss, weil die Kids alles liegen lassen, ist meine Zündschnur sehr kurz. Da reichen Kleinigkeiten um mich zum explodieren zu bringen. Klar bereut man das sehr schnell immer, aber wenn bei einem selbst der Kanal voll ist dann fehlt leider nicht viel.
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