ESC 2017 war Portugal für euch auch der Favorit?

Portugal hat beim Eurovision Song Contest haushoch gewonnen. Fandet ihr den Song auch so gut, dass ihr für ihn vielleicht sogar angerufen habt? Der Song wurde ja schon vor der Ausstrahlung als Favorit gehandelt. War er wirklich so gut? Ich fand ihn eigentlich überhaupt nicht so, dass ich ihn vorne gesehen hätte. Hat Portugal für euch zu Recht gewonnen? Wen hättet ihr vorne gesehen?

Um Himmels Willen nicht im Leben. Habe das vorhin nur angelassen, weil ich meinem Freund mal zeigen wollte, wie ich das ganze ESC-Dingen schon auswendig kenne. Ich habe von allen Jury-Votes fast alles richtig gehabt und seine Blicke waren der Hammer. Genau so habe ich gesagt, dass uns maximal der vorletzte Platz gegönnt wird! Ich wusste das.

Portugal war für mich grottig. Ein ganz grausamer Song. Ehrlich gesagt vom Stimmendingen hätte es United Kingdom sein müssen. Da war Wucht hinter und daher habe ich auch ein wenig damit gerechnet, aber gleichzeitig auch nicht. Spanien war auch nicht der Brüller.

Ich habe daher irgendwie mit The Netherlands, United Kingdom oder Dänemark von der Qualität her gerechnet, aber bestimmt nicht mit Portugal. Ganz grausamer Song, wobei Romania schon schlecht war, aber okay.

Mein persönlicher Favorit war Italien, weil ich die Nummer sowohl von der Idee des Songtextes her als auch vom Beat und von der Grundstimmung recht ansprechend fand. Ich hatte allerdings nach dem Beitrag aus Portugal dennoch schon erwartet, diesen sehr weit vorne im Ranking wiederzufinden, obwohl mich weder Lied noch Sänger wirklich überzeugen konnten.

Aber irgendwie hatte ich es so im Gefühl, dass Portugal gute Gewinnchancen hatte. Zum einen passte die gesamte "Hintergrundstory"; der Kommentator hatte ja irgendwie am Rande erwähnt, dass es ein ziemliches Glück für den Sänger war, dass er überhaupt noch zum ESC zugelassen wurde (weshalb, habe ich leider nicht mehr im Kopf), und dann natürlich noch die Zusammenarbeit mit seiner Schwester, die ihn sogar im Vorfeld vertreten musste, weil er durch eine Krankheit nicht singen konnte. Solche Geschichten wecken immer das Interesse und dienen als positive Publicity für einen Künstler.

Zum anderen fiel der Song schon irgendwie aus der Reihe, da er auf spektakuläre Kostüme, Spezialeffekte und viel Show um nichts weitestgehend verzichtet hat. Im Mittelpunkt stand eben dieser schüchterne, unscheinbare und natürlich wirkende Junge mit seiner Disney-Soundtrack-Stimme. Da geht dem Publikum nun mal das Herz auf. Unbedingt schlecht war der Song und die gesangliche Leistung nicht, berührt hat es mich allerdings auch nicht sonderlich. Trotzdem kann ich mich mit diesem Titel als Sieger doch ganz gut arrangieren. Die Konkurrenz hatte nicht wirklich etwas wesentlich besseres zu bieten.

Ich habe den 2017er ESC nur so nebenbei mitverfolgt und die portugiesischen Starter waren da nicht unbedingt meine Favoriten. Ich fand den Titel eher etwas schnulzig und langweilig. Besser gefallen hat mir da der kroatische Beitrag, weil diesen fand ich ziemlich gut und gelungen vorgetragen. Aber wenn die Mehrheit eben Portugal vorn gesehen hat, dann haben sie auch verdient gewonnen und ich will das dann auch nicht kleinreden.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die diesjährige Punktevergabe nicht so politisch angehaucht wie in den letzten Jahren fand. Und wie der Kommentator am Ende der Show gesagt hat, ist der ESC immer noch ein Komponistenwettbewerb und darin fand ich den Song von Portugal jetzt nicht so nichtssagend. Wenn man sich den Song mal übersetzt, dann findet man schon eine gewisse Message, während andere Sänger und Komponisten nur die Spaßcommunity bedient haben.

Ich fand den Song jetzt nicht so gut, aber das ist Geschmackssache. Man merkt irgendwo, dass die Schwester des Sängers ihr Herzblut dort hineingehängt hat und dadurch kam der Song bei mir eigentlich zumindest textmäßig ganz okay an. Mein Favorit war es nicht, weil ich persönlich auf etwas mehr Schmiss stehe, er war schnulzig und mir persönlich zu langsam, aber der Sänger wirkte auf mich auch sehr sympathisch und etwas schüchtern, so dass ich mir schon irgendwo sage, dass der Sieg in Ordnung ist.

Portugal war ganz nett und der junge Mann hat deutlich viel Gefühl reingelegt, trotzdem war ich überrascht, als dann die Punkte flutartig an diese Performance vergeben wurden. Da gab es eindeutig Lieder, denen ich das eher zugetraut hätte. Alles in allem fand ich aber keines der Länder so toll, als dass ich tatsächlich einen festen Favoriten gehabt hatte. Ich habe mir die Show mit ein paar Freunden angesehen, alleine hätte ich den Fernseher dafür nicht eingeschalten, dafür waren mir die Shows in den letzten Jahren einfach nicht interessant genug.

Portugal ist eigentlich schon vor dem Ereignis ziemlich gehypet worden. Ich hatte da so eine Sendung auf One HD verfolgt, da wurde der Typ schon in den Himmel gelobt. Im Grunde finde ich es heutzutage blöd, dass die Lieder schon vorab überall bekannt sind und vermarktet werden. Früher wurde da ein Geheimnis daraus gemacht und aus dem Moment geurteilt. Ich denke mal, dass das Lied aus Portugal eine gewissen Qualität hat, wenn man Musikkenner ist. Ferner fiel es aus dem Rahmen des Einheitsbreis, genauso wie eben auch der Interpret.

Ich fand den fiepigen Typen ziemlich furchtbar und das Lied hat mich nicht vom Hocker gerissen. Es ist mir auch nicht in Erinnerung geblieben. Mir fällt es daher ziemlich schwer zu glauben, dass normale TV-Konsumenten - also die Nicht-Jury - das so toll fanden. Allerdings frage ich mich auch immer wieder, wer da überhaupt anruft. Das wäre mal interessant zu wissen.

Bei uns lief nebenher eine Cocktailparty, die sich schnell zur Hauptattraktion entwickelt hat. Nicht weil ich so tolle Cocktails mixen kann sondern weil der ESC dieses Jahr schrecklich langweilig war, von dem australischen Flitzer mal abgesehen. Es haben ja wirklich alle mehr oder weniger die gleichen austauschbaren und absolut nichtssagenden englischen Popliedchen abgeliefert.

Portugal war für mich deshalb auf jeden Fall ein Favorit, weil das Lied anders war. Ein richtiger Sänger, der nur auf seine Musik gesetzt hat, in seiner Muttersprache gesungen hat und nicht mit einer halben Musicalproduktion auf der Bühne stand. Genau deshalb blieb er auch im Gedächtnis. Ein völlig durchgeknallter Akt, den es dieses Jahr ja leider auch nicht gab, hätte aus dem gleichen Grund auch sehr gute Chancen gehabt.

Zur Musik selber habe ich nicht wirklich eine Meinung. Ich höre ganz andere Sachen und schaue mir die Veranstaltung nur wegen der übertriebenen Show und dem schlechten Geschmack an und weil ich darüber mit meinen Freunden herzlich lachen kann.