Es schade finden, wenn Patienten umziehen?

vom 07.03.2017, 16:02 Uhr

Eine Bekannte von mir ist Kinderkrankenschwester und sie behandelt wohl auch Kinder, bei denen Rheuma diagnostiziert worden ist, also Kinder, bei denen keine Heilung oder so etwas absehbar ist, höchstens Besserung oder Linderung.

Sie erzählte neulich, dass sie ein Kind sehr gerne behandeln würde, wenn die Eltern es zum Termin vorbei bringen würden. Was genau sie da macht, weiß ich gar nicht, das spielt auch gar keine Rolle. Jedenfalls hat meine Bekannte dann erfahren, dass die Eltern wohl mit dem Kind wegziehen werden und mit dem Umzug wird automatisch ein Arztwechsel verbunden sein. Meine Bekannte findet das sehr schade und bedauert es, dass die Familie wegziehen wird, weil sie sich sehr gerne um das Kind gekümmert hat, wenn es denn mal da war.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Einstellung ein wenig befremdlich finde. Im Endeffekt spielt es doch keine Rolle, wo ein Patient lebt, solange er eben gut versorgt wird und sich nicht unnötig quälen muss. Ich hätte eher Vertrauen in die Kompetenzen der Kollegen am neuen Wohnort und würde es nicht bedauern, dass das Kind wegzieht, schließlich gibt es genug andere Patienten vor Ort und meine Bekannte wird dadurch nicht arbeitslos werden. Wie seht ihr das? Findet ihr es in Ordnung, wenn man es schade findet, dass Patienten wegziehen? Oder versteht ihr diese Einstellung genauso wenig wie ich?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass es solche und solche Patienten gibt. Bei den einen ist man sicherlich froh, wenn man sie nicht mehr behandeln muss und andere sind vielleicht besonders angenehm und da kann ich schon nachvollziehen, dass man etwas traurig ist, wenn dieser Patient dann nicht mehr behandelt werden muss oder eben durch einen Umzug eine andere Praxis in Anspruch nehmen muss.

Ich denke nicht, dass deine Bekannte da irgendwelche negativen Gedanken hat und meint, dass das Kind im neuen Wohnort nicht mehr gut betreut wird. Ihr wird es einfach Leid tun, dass sie das Kind eben so nicht mehr sieht. Vielleicht war es ja besonders niedlich oder pflegeleicht und die Stunden haben ihr besonders viel Spaß gemacht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich denke, dass man gerade wenn man chronisch krank ist schon sehr oft einen Arzt aufsucht und dann eben auch als Krankenschwester einen ganz anderen Bezug zu solchen Patienten hat und sie ins Herz schließt. Ich kann es also schon nachvollziehen, dass man dann auch etwas traurig ist, wenn das Kind dann woanders behandelt wird und man es nicht mehr sehen kann, nicht mehr sehen kann wie es älter wird und sich weiterentwickelt. Man bekommt eben eine Bindung zueinander, wenn man oft miteinander zu tun hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann den Gedankengang deiner Bekannten schon nachvollziehen und mir geht es bei meiner Arbeit auch so, wenn manche Stammkunden es mir erzählen, dass sie umziehen und dann nicht mehr zu uns kommen. Wenn man viel miteinander zu tun hat und auch mal das eine oder andere private Wort wechselt, dann ist es eben so, dass man sich kennenlernt.

Und wenn man dann weiß, dass man diese Person nicht mehr wieder treffen wird, dann finde ich es schon verständlich, dass man diese Tatsache bedauert. Das heißt für mich dann nicht, dass man davon ausgeht, dass die Patienten am neuen Wohnort weniger gut betreut werden oder etwas in der Art. Für mich heißt es einfach, dass man es bedauert, dass man diese Menschen nicht wieder trifft und in dem Fall deiner Bekannten das Kind nicht weiter aufwachsen sieht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn man ein Kind hat, dass eine chronische Erkrankung hat, baut das Kind im besten Fall natürlich eine persönliche Beziehung zu den Ärzten und Pflegekräften auf. Das ist ja auch sehr emotional, wenn so ein Kind an schweren Schmerzen leidet, das lässt die Menschen in der Pflege trotz professioneller Distanz nie ganz kalt. Und Rheuma ist oft eine Sache, wo die Kinder wochenlang eingewiesen werden und beim Arzt Dauergast sind. Da baut sich eben eine andere Beziehung auf, als wenn man zwei drei Mal pro Jahr ein Kind sieht.

Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass es gar nicht hauptsächlich darum geht, wie das Kind am neuen Wohnort versorgt wird, sondern dass man eben keinen Kontakt mehr haben wird. Ein Erzieher, der ein Kind gerne mochte ist ja auch traurig, wenn das Kind dem Kindergarten entwachsen ist und ein netter Nachbar, wenn man weg zieht. Das halte ich für völlig normal menschlich.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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