Erst lernen müssen, sich selbst zu lieben?

vom 21.01.2019, 13:08 Uhr

Oftmals hört man, dass jeder Mensch mit etwas an sich unzufrieden ist. Oftmals geht es dabei um Äußerlichkeiten, aber auch manche Charakterzüge oder Angewohnheiten werden als Makel angesehen. Manchmal hört man dann auch, dass jemand erst lernen musst sich selbst zu lieben wie er ist. Von manchen Personen hört man aber auch, dass sie sich gleich so mochten, wie sie sind und da nicht erst lernen mussten, sich so zu akzeptieren.

Was meint ihr woran es liegt, dass sich manche Menschen anscheinend direkt so mögen wie sie sind und andere erst lernen müssen sich selbst zu lieben? Wie war das bei euch? Musstet ihr auch erst lernen, euch selbst zu mögen? Oder hattet ihr schon immer ausreichend Selbstwertgefühl, um euch so zu akzeptieren wie ihr seid?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn man erst lernen muss sich selbst zu lieben und das im Erwachsenenalter, dann ist meiner Ansicht nach in der Erziehung was schief gelaufen. Eltern haben meiner Meinung nach die Aufgabe, ihren Kindern zu vermitteln, sich selbst zu akzeptieren, zu respektieren und zu lieben wie man ist, mit allen Macken, Ecken und Kanten. Wenn das nicht angekommen ist, haben die Eltern versagt. Natürlich kommt es vor, dass man in der Pubertät unsicher wird und zu Selbstzweifeln neigt und unzufrieden mit seinem Aussehen ist. Genau hier müssten Eltern aber regulierend eingreifen, damit das nicht ausartet zu Minderwertigkeitskomplexen.

Abgesehen davon finde ich, dass man nur dann andere lieben und eine gute und intakte Beziehung führen kann, wenn man gelernt hat, sich selbst zu lieben. Warum sollte man von anderen Menschen verlangen, einen zu lieben, wenn man sich selbst nicht lieben kann? Das ist doch unlogisch. Man muss in sich ruhen, um glücklich zu sein. Wenn man selbst sich nicht liebt dann werden andere das nicht kompensieren können.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde, dass es einen schmalen Grat gibt zwischen Selbstliebe und hemmungsloser Egozentrik, und dass es auch von Eltern viel verlangt ist, einerseits ihre Kinder nicht zu gnadenlos verzogenen Rotzlöffeln zu machen, die glauben, sie seien die Besten und Tollsten, und andererseits ihnen zu vermitteln, dass sie vollkommen und bedingungslos geliebt, akzeptiert und respektiert werden, egal ob sie ihr Zimmer aufräumen, ungeschützten Sex haben oder die Katze in Brand stecken oder nicht.

Die meisten Eltern verwandeln sich ja im Augenblick der Befruchtung nicht in pädagogische Genies, sondern versuchen mühsam und mehr oder weniger erfolgreich, nicht die gleichen Fehler zu machen wie ihre eigenen Eltern, bei denen Liebe beispielsweise direkt an gute Noten geknüpft war oder ähnliches. Und diese Eltern sind bestimmt häufiger als die, die vollkommen selbstbewusste Kinder heranziehen, die dennoch keine völligen Arschlöcher sind.

Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass viele Leute auch im Erwachsenenalter überkritisch mit sich selber umgehen und eher mit Perfektionismus und Minderwertigkeitsgefühlen ringen, als sich klipp und klar zu sagen, dass sie eben auch nicht alles können und wissen und richtig machen. Aber generell habe ich mit einem Übermaß an "Selbstliebe" sowieso ein Problem. Mir sind die Mitmenschen lieber, die auch mal an sich zweifeln oder sich Vorwürfe machen, weil nur so eine Entwicklung möglich ist. Wer sich voll und ganz akzeptiert, braucht sich ja nicht mehr zu entwickeln, und das ist langweilig.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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