Erst erklären und erzählen, bevor man zeigt, um was es geht?

Ich mache es ganz gerne manchmal so, dass ich jemandem etwas erkläre oder eine Geschichte zu etwas erzähle und danach erst sage, um was es geht. Das ist meistens dann der Fall, wenn ich etwas zeigen möchte, wie ein neues Kleidungsstück oder irgendetwas anderes. Wenn es wirklich eine besonders Geschichte dazu gibt, dann mache ich es gerne so, dass ich zuerst erkläre und erzähle und dann erst zeige, um was es denn eigentlich geht.

Mir ist aufgefallen, dass Freunde und andere das aber auch unheimlich oft bei mir machen. Ein Bekannter meinte vor kurzem zu mir, dass das auch durchaus sinnvoll wäre, um die Pointe quasi nicht zu vermiesen. Man würde zuerst Spannung aufbauen und die Aufmerksamkeit des anderen haben und ihm dann erst zeigen, worum es geht. Würde man es umgekehrt machen, würde die Person dann oft so abgelenkt von der Sache sein, dass sie einem dann oft nicht richtig zuhören würde, wobei der Effekt dann aber auch nicht mehr so groß wäre.

Macht ihr es auch oft so, dass ihr erst erklärt und erzählt, bevor ihr eurem Gegenüber überhaupt zeigt, um was es geht, um die Spannung aufrecht zu erhalten?

Gerade wenn ich mir ein neues Kleidungsstück gekauft habe, neige ich auch dazu, zu erzählen wo ich dies gemacht habe und wie der Tag vorher so war und es dann am Ende erst zeige. Bei Erklärungen von wichtigen Dingen zeige ich lieber etwas, was zum Verständnis hilft und erkläre nebenbei.

Bei manchen Sachen scheint das ja durchaus sinnvoll zu sein, bei anderen jedoch absolut sinnfrei. Wenn man mir beispielsweise erklären möchte, wie ein bestimmtes Gesellschaftsspiel funktioniert oder wie man ein bestimmtes technisches Gerät bedient, dann bringt mir das nichts, wenn man mir alle Knöpfe beschreibt und mir dann sagt, was ich tun muss um bestimmte Funktionen ausführen zu können. Es bringt mir viel eher etwas, wenn ich das Gerät direkt vor mir habe und man mir dann die Funktionen erklärt und welche Knöpfe ich drücken muss.

Es kommt doch immer auf die Intention an. Wenn es nur darum geht, neue Shopping-Eroberungen zu zeigen oder zu thematisieren, was man von Freunden, der Familie oder von mir aus auch Kollegen zum Geburtstag bekommen hat, dann würde ich das auch so machen, dass ich erst zum Schluss zeige worum es eigentlich geht.

Aber wenn es darum geht, jemandem etwas zu erklären und dieser das dann begreifen muss, dann finde ich so eine Strategie wenig sinnvoll. Ich werde bald eine Frau zum Probearbeiten da haben und beaufsichtigen müssen, wobei ich ihr dann erklären soll, wie ein bestimmtes Programm funktioniert, mit dem sie arbeiten muss. Das Programm ist sehr komplex und ich habe viele Monate gebraucht um da Routine zu entwickeln und keinen Support und kein Handbuch mehr zur Rate ziehen zu müssen. Da würde es doch keinen Sinn ergeben, wenn ich ihr das Programm erst ausführlich erkläre und es dann zeige - dann speichert sie doch gar nichts, weil die visuelle Verknüpfung fehlt.

Ich finde auch, dass es sehr darauf ankommt, worum es gerade geht. Wenn man etwas erklären muss, geht es besser, wenn es anschaulicher ist, wie die bereits erwähnte Software beispielsweise. Denn wenn mir jemand erst alles erklären würde und erst anschließend die Software tatsächlich zeigen würde, wüsste ich schon gar nicht mehr, was mein Gegenüber mir am Anfang erzählt hat, weil ich so erschlagen von den vielen Erklärungen wäre.

Bei einer reinen Erzählung finde ich es als Zuhörer auch schöner, erst das Drumherum zu erfahren, dann kann ich mich auch viel besser auf die Erzählung konzentrieren und kann anschließend das Stück, um das es geht, bewundern.

Umgekehrt als Erzähler würde ich es auch so handhaben, wenn ich sozusagen nur Bewunderung (oder allgemeiner eine Meinung) zu einem Ergebnis (wie dem gekauften Kleidungsstück) haben wollen würde, würde ich das Kleidungsstück erst am Ende zeigen, wenn ich etwas wirklich erklären muss, mache ich beides parallel.

Grade wo hier die Kleidung genannt wurde, erzähle ich dann auch immer lieber vorher etwas - wie ich dazu gekommen bin, wieso ich es gekauft habe, wo ich es gefunden habe, ob noch etwas besonderes passiert ist - und zeige es dann. So habe ich dann vorher die Aufmerksamkeit und kann zum Schluss eher dann die Aufmerksamkeit auf das eigentliche gute Stück wandern lassen und die Leute können es dann in Ruhe anschauen und bestaunen, ohne, dass man noch was dazu erzählt, sofern ich denn jemals ein Kleidungsstück hatte, das bestaunt werden muss.

Aber grade bei wichtigen Dingen, zum Beispiel auf der Arbeit, finde ich es wichtig, wenn man teilweise zeigt und erklärt, damit es sich die Leute besser vorstellen können. Wenn ich da einem Schüler zeige, wie man etwas macht, dann erzähle ich ihm meist vorher unter vier Augen, was wir gleich beim Patienten genau machen werden und wie wir ungefähr vorgehen, aber erzähle es ihm dann trotzdem noch mal ausführlich, wenn wir dann beim Patienten sind und die Behandlung durchführen, sodass er da noch mal eine genaue Erklärung direkt am Beispiel hat und somit besser lernen kann.