Erotische Wünsche nicht äußern und lieber fremdgehen?

Aus beruflichen Gründen habe ich viel mit Frauen, die ihre erotischen Dienste anbieten und deren Kunden zu tun. Dabei fällt nicht selten auf, dass die Herren verheiratet oder vergeben sind, wenn sie zu einer Dame für erotische Dienstleistungen gehen. Also sprich, sie gehen fremd.

In den meisten Fällen kommt allerdings der O-Ton, dass sie mit einer bezahlten Dame ihre erotischen Wünsche und Fantasien austoben können, was sie daheim nicht können. Auf nähere Nachfragen, wieso das daheim nicht geht, fällt jedoch zu 80 Prozent der Wortlaut, weil man die Herzdame daheim gar nicht gefragt hat, sondern lieber angenommen hat, dass sie es nicht will.

Das bedeutet, sie sprechen nicht mit Frau über ihre Wünsche im Bett, sondern gehen davon aus, Frau will das nicht und dann bezahle ich lieber für prickelnde Erotik mit fremden Frauen, um das zu kriegen, was ich will. Ich habe mich gefragt, ob dies durchaus häufiger das Problem der Untreue sein kann, dass Mann oder Frau mit dem Partner wenig bis gar nicht über erotische Bedürfnisse reden und stattdessen sich diese lieber wo anders holen?

Was meint Ihr, ist es einfacher erotische Wünsche anderswo zu frönen, statt dem Partner diese zu sagen? Scheint es ein gängiges Problem zu sein, das über die erotischen Bedürfnisse zu wenig gesprochen wird, sodass immer mehr Menschen fremdgehen, um sie ausleben zu können? Was denkt ihr?

Ich denke generell, dass die Menschen heute weniger miteinander reden, selbst Ehepaare. Vielen dürfte einfach die Zeit dazu fehlen. Es lässt sich ja auch schlecht über Facebook klären welche sexuellen Vorlieben der Partner hat...

Für mich wäre es nicht einfacher meine sexuellen Wünsche außerhalb der Ehe befriedigt zu bekommen, aber viele Leute sehen das wohl anders. Aber das betrifft ja nicht nur die Sexualität. Ich kenne viele Paare die einfach nie oder erst zu spät über Dinge wie Kinderwunsch, Hausbau, etc. sprechen. Man redet einfach nicht mehr miteinander.

Ich finde es wirklich traurig, wenn man mit dem Partner nicht über solche Dinge sprechen kann. Das sind doch auf jeden Fall wichtige Dinge, die einfach dazu gehören und wenn man dann doch auf sehr außergewöhnliche Sachen steht, dann sollte man das dennoch ansprechen und dann gemeinsam eine Lösung finden, wenn es dem Partner nicht so zusagt.

Für mich ist das eines der wichtigen Themen und irgendwie ergibt sich das doch auch ganz von alleine irgendwann, wenn man miteinander schläft. Fremdgehen finde ich auch gar nicht leichter, immerhin muss das ja auch organisiert werden und ist, wenn man es professionell macht, teuer. Einfach darüber sprechen wäre um einiges leichter, aber das miteinander reden scheinen einige Menschen wirklich verlernt zu haben.

Selbstverständlich finde ich es auch sehr traurig, wenn daheim das Thema "Erotik" und die Wünsche des Partners nicht angesprochen werden, um möglicherweise seltsame Blicke oder ähnliches bei gewissen Vorlieben zu entgehen. Es ist offenbar noch immer bei vielen ein Tabuthema, wenn man seine Wünsche äußern soll, um auch im Bett wahrlich die Erfüllung vorzufinden und dann scheinen viele den Weg zum Fremdgehen zu nutzen.

Das kann natürlich auch nur eine Ausrede sein,möchte ich vielleicht auch mal zu Bedenken geben. Denn es machen sich viele Männer, die ich kennenlernen konnte durch meine Arbeit auch ein wenig einfach mit dem Spruch, das ist doch meine Frau und sowas sagt man der doch nicht, aber stattdessen zur bezahlten Dame gehen, wo man das ausleben kann. Ich behaupte nicht, dass sie daheim ihre Wünsche nicht äußern wollen, sondern nutzt man hier vielleicht auch das nicht wollen mit abwechslungsreichem Liebesleben mit anderen? Wer weiß das schon?

Ich habe so viele Damen aus der Escortbranche bis zum einfachen Straßenstrich am Rande der Gesellschaft kennenlernen dürfen. Wenn man sich über dieses Thema mit ihnen unterhält wird immer deutlich, dass dieses Thema up to date ist und das verwundert mich. Will Mann daheim nicht sprechen oder macht er es teilweise auch bewusst nicht, um fremdgehen zu können?

Ich persönlich bin eine Freundin offener Worte, und das in jedem Bereich. Eben auch in dem Aspekt des sexuellen Akts zwischen Partnerschaften und da ist es mir egal, ob ein Fetisch oder nicht. Ich will das wissen und probiere auch alles aus, um mal über meinen Horizont zu gehen und meinen Partner auch entgegen zu kommen.So läuft es, wenn es mir dann noch immer nicht gefällt, kann ich das ja sagen.

Erotische Wünsche nicht äußern und stattdessen fremdgehen hat für mich immer etwas von Feigheit und Nutzen zugleich zu tun. Auf der einen Seite möchte ich Männern nicht abschreiben, dass sie Angst haben, dass Frau sie für pervers oder ekelig findet, wenn es extravagante Vorstellungen sind, aber auf der anderen Seite machen sich manche Männer das auch ein wenig einfach, wie ich finde.

Es mag Generationen geben die in dieser Hinsicht sehr verklemmt sind und sich nicht trauen gewisse Wünsche zu äußern. Allerdings kann ich mir das bei den aktuellen jüngeren Generationen kaum vorstellen. Ich selbst kenne aber auch Frauen die viele Praktiken verweigern und für die beispielsweise nur die Missionarsstellung in Frage kommt, da sie andere Praktiken und Stellungen entwürdigend finden. Wenn man mit einer solchen Frau verheiratet ist, ist es sicherlich schwierig über gewisse Themen zu reden. Allerdings stellt sich für mich dann schon die Frage, warum man sich das als Mann nicht früher überlegt und lieber eine andere Frau heiratet, als eine mit der man im Bett nicht zufrieden ist.

Ich sehe das Problem aber auch nicht nur bei Männern, sondern ebenso bei Frauen. Eine Bekannte von mir hatte vor einigen Monaten eine längere Affäre. Sie war mit ihrem Partner glücklich, allerdings wollte sie gerne dominanteren Sex ausprobieren. Und dafür braucht man nun mal einen Mann mit diesen Präferenzen und einem gewissen Charakter. Viele Männer stehen nicht darauf, im Bett dominant zu sein und können es nicht glaubwürdig rüber bringen. Da hilft wahrscheinlich auch das Reden nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man einerseits glücklich mit einem Partner zusammen ist und einem andererseits aber auch etwas im Bett fehlt. Eine gute Lösung könnte es da auch sein, sich mit dem Partner auf einen Besuch in einem Club oder dergleichen, wo die Bedürfnisse des Partner befriedigt werden könnten, ohne dass sich der andere Partner direkt hintergangen fühlt. Nicht selten habe ich nämlich auch schon gehört, dass man gewisse Praktiken gar nicht mit dem eigenen Partner ausführen möchte, weil man diese möglicherweise mit Vorstellungen verbindet, die mit dem eigenen Partner nichts zu tun haben.