Ernährung ändern um geliebt zu werden?
Ich bin kürzlich auf einen sehr seltsamen Artikel gestoßen, in dem die Autorin von sich sagte, dass sie bewusst ihre Ernährung geändert hatte und Vegetarierin geworden war, um von ihrem damaligen Partner geliebt zu werden. Das fand ich schon ziemlich befremdlich und würde das nie machen.
Ich meine, es ist eine Sache, auch mal flexibel zu sein und auch mal das zu essen, was der andere lieber mag und bevorzugt. Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die sich zunehmend vegan ernährt und wenn wir zusammen kochen stört mich veganes Essen auch nicht im geringsten. Aber deswegen würde ich jetzt nicht Veganerin werden und meine Ernährung komplett umstellen. Das gilt nicht nur für Freundschaften, sondern auch für Beziehungen.
Könntet ihr euch vorstellen, für einen anderen Menschen eure Ernährung zu ändern, nur um von diesem geliebt zu werden und Zuneigung oder Aufmerksamkeit zu bekommen? Kann man in diesem Fall überhaupt von echter Freundschaft/ Liebe sprechen? Ist Liebe nicht bedingungslos?
Entweder man liebt mich so wie ich bin oder man lässt es sein. Ich esse Fleisch und mag den Geschmack auch ganz gerne mal und wenn mein Partner nicht damit klarkommen würde, dann hätte er wohl Pech gehabt, da ich nun nicht alles umstellen will um zu gefallen. Bisher war ich noch nie in so einer Situation, aber warum soll ich denn auf Dinge verzichten, die mir schmecken? So wenig Selbstbewusstsein habe ich da nicht, dass ich mich komplett so umstellen muss um einer Person gefallen zu wollen.
Wenn man sich schon in einer Beziehung befindet und einander liebt macht das vielleicht irgendwie noch Sinn, aber das Essverhalten kann doch keine Basis für eine zukünftige Beziehung sein und die Tatsache, dass es sich um den "damaligen Partner" handelt zeigt ja, wie erfolgreich die Aktion war. Sich für den anderen zu ändern und nicht für sich selber ist doch immer eine dumme Idee.
Ich könnte mir nicht vorstellen mein Essverhalten für einen Partner zu ändern, der ein dogmatisches Essverhalten hat, das entspricht absolut nicht meinen Überzeugungen. Aber ich könnte mir zum Beispiel vorstellen auf laktosefreie Produkte umzusteigen wenn mein Partner eine Unverträglichkeit hätte. Es würde bei einem Haushalt mit zwei Personen auch keinen Sinn machen immer zwei Versionen von einem Produkt angebrochen im Kühlschrank stehen zu haben.
Hätte der Partner sie denn nicht geliebt, wenn sie Fleisch gegessen hätte? Ich finde diese Aussage auch mehr als befremdlich. Ich kann es schon verstehen, wenn man sagt, dass man den Partner glücklicher macht, wenn man sich etwas an seine Ernährung anpasst. Wenn der Partner jahrelang überzeugter Vegetarier ist und man selbst ihm zuliebe auch aufhört Fleisch zu essen, ist es ja irgendwie auch verständlich, dass man ihm damit eine Freude macht. Allerdings sollte er einen natürlich auch vorher lieben.
Ich finde das einfach merkwürdig. Wozu war sie denn mit ihrem Partner zusammen, wenn er sie nicht lieben konnte, weil sie Fleisch gegessen hat? So eine Beziehung ergibt doch gar keinen Sinn, wenn sie nur platonisch ist und der Partner keine Liebe verspüren kann, weil sie Fleisch isst. Da sollte man überlegen, ob man nicht besser eine Freundschaft führt, wobei ich offen gestanden auch keine Freundschaft mit solchen Menschen führen könnte, die so eine extreme und merkwürdige Denkweise haben.
Wenn ich nur dann von meinem Partner geliebt werden könnte, wenn ich mich ihm so anpassen würde, wie er es gerne hätte, würde ich dankend darauf verzichten und würde die Beziehung beenden, wobei ich das schon längst getan hätte. Etwas aus freien Stücken und ganz von selbst zu machen ist ja eine Sache, aber wenn der Partner solche Anmerkungen macht wie "Ich liebe dich nur dann, wenn du das für mich machst", finde ich kindisch und bescheuert und das würde ich auch nicht mitmachen.
Also ein bisschen anpassen verstehe ich auf jeden Fall. Außerdem, wenn das Paar von Grund auf verschiedene Werte hat, wird die Beziehung wohl nicht lange halten. Denn wenn ich vegan lebe, dann habe ich meistens die Tiere und deren Haltung im Hinterkopf und die Quälerei, die damit verbunden ist.
ich selber könnte erst gar nicht mit jemandem zusammen leben, der nicht vegan lebt, wenn ich dies tue. Also ich würde mich aber im Gegensatz auch nicht zwingen lassen, vegan zu leben. Denn das ist doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt, wenn ich eine Person, die ich liebe ändern möchte. Dann liebe ich die Person nicht wirklich.
Also ich würde nichts ändern an mir, um geliebt zu werden. Eher würde ich mir jemanden suchen, der mich so nimmt, wie ich bin, mit all meinen Ecken und Kanten.
Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig sein kann, wenn man sich in einer Beziehung unterschiedlich ernährt, aber ich habe im Bekanntenkreis das Beispiel, dass es gut funktionieren kann. Sie ist Veganerin und ihr Lebensgefährte isst Fleisch. Mit ein wenig Toleranz ist das durchaus möglich. Wenn sie kocht, dann gibt es etwas veganes und manchmal schmeißt er sich dann dazu noch etwas Fleisch auf den Grill.
Das finde ich gut so und wenn man seine Ernährung nur dem Partner zuliebe komplett umstellt, das aber für sich gar nicht so fühlt, dann glaube ich nicht, dass das auf die Dauer gut gehen kann. Wenn mein Partner mir sagen würde, dass ich aber Vegetarierin werden muss, wenn ich mit ihm zusammen sein möchte, dann muss ich sagen, dass ich das nicht akzeptieren würde, so schwer es mir dann sicher auch fallen würde.
Ich finde es normal, dass man die Ernährung einander anpasst oder eben auch auf bestimmte Dinge Rücksicht nimmt. Außerdem halte ich es für normal, dass man sich nach dem Koch richtet und isst, was aufgetischt wird. Denn nur die Extrawünsche äußern und keinen Finger in der Küche krumm machen würde ich nicht verstehen.
Jedoch halte ich es für merkwürdig, wenn man seine Ernährung ändert um geliebt zu werden. Ich mag meine übergewichtigen Freunde genauso gerne wie meine untergewichtigen oder normalgewichtigen Freunde und ob mein Partner nun lieber Fleisch auf dem Teller hat oder einen vegetarisches Mittagsmenü im Restaurant bestellt, ist mir auch eher egal.
Niemanden würde es stören, wenn ein Partner seinen Alkoholgenuss aufgibt, um sein Zusammenleben positiver zu gestalten. Oder er gibt dem Partner zuliebe das Rauchen auf. Wer würde denn da protestieren? Und warum sollte es dann merkwürdig sein, gäbe ein Partner für den anderen den Fleischkonsum auf? Ich kann daran nichts negatives finden.
Der Partner gibt ja nur auf Fleisch zu essen. Der Partner verändert ja nur seine Essgewohnheiten und nicht sich selbst. Er gibt sich doch nicht auf. Wenn ich mit einem trockenen Alkoholiker zusammen lebe, dann trinke ich in seiner Anwesenheit auch keinen Alkohol. Lebe ich mit einem Nichtraucher zusammen, qualme ich den doch auch nicht zu.
Rücksichtnahme und Empathie sind in einer Beziehung schon etwas gutes. Und letzten Endes kann man immer noch Fleisch oder Wurst konsumieren, wenn der andere Partner nicht in der Nähe ist. Ich muss meinem Genuss doch nicht abschwören. So kann ich mir doch auf dem Weg nach Hause einen Burger oder eine Bratwurst gönnen. Ich selbst hätte damit keine Probleme.
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