Ermäßigungen für Studenten, aber nicht für Arbeitslose
Ich lese es oft bei Sportvereinen, Fitnessstudios, Musikschulen, Schwimmbädern oder anderen Vereinen, dass es einen ermäßigten Beitrag für Studenten gibt, aber für Hartz IV Empfänger oder Bezieher von Grundsicherung gibt es solche Ermäßigungen nicht. Das finde ich nicht fair und unverständlich, da diese Leute doch auch nicht mehr Geld haben als Studenten.
Könnt ihr nachvollziehen wieso es oft Ermäßigungen für Studenten gibt, aber nicht für Bezieher von Sozialleistungen? Will man diese Leute vielleicht bewusst ausschließen? Wenn ja, wieso? Findet ihr das fair, dass es solche Ermäßigungen nur für Studenten gibt? Oder könnt ihr diesen Eindruck vielleicht gar nicht bestätigen?
Ermäßigung ist nicht gleich Ermäßigung. Es kommt immer darauf an, was der Anbieter damit erreichen möchte. Städtische Einrichtungen wie Schwimmbäder oder Theater und manch Verein mit anerkannter Gemeinnützigkeit sichern über Ermäßigungen die soziale Teilhabe von Menschen mit geringem Einkommen.
Bei Unternehmen ist das ganz anders. Die binden mit Ermäßigungen für Studenten schon heute zahlungskräftige Kunden von morgen. Wer sich im Studium an so etwas wie Amazon Prime, das Fitnessstudio oder den regelmäßigen Besuch von Theater oder Kino gewöhnt hat, der wird das später mit mehr Einkommen selbstverständlich weiter nutzen.
Wer es sich im Studium nicht geleistet hat, der denkt auch mit mehr Geld auf dem Konto genauer nach, ob er das jetzt investieren möchte. Wenig Geld ist eben nicht gleich wenig Geld. Wer Arbeitslosengeld 2 oder Grundsicherung bekommt, wird wahrscheinlich nicht zum zahlungskräftigen Kunden. Studenten dagegen werden wahrscheinlich ganz gut verdienen und sind deshalb interessant.
Sternenbande hat geschrieben: Das finde ich nicht fair und unverständlich, da diese Leute doch auch nicht mehr Geld haben als Studenten.
Ob fair oder nicht, dann dürften die Studenten ja genauso meckern, das Menschen mit Grundsicherung auch Vergünstigungen haben, die ein Student eben nicht bekommt. So ist es doch einfach so, das jeder mit Grundsicherung eine Befreiung von der GEZ erhält.
Die erhalten Studenten nur, wenn sie Bafög erhalten und bei weitem nicht jeder Student hat Anspruch auf Bafög. Und nur weil sie keinen Anspruch auf Bafög haben, heißt das noch lange nicht, das sie im Geld schwimmen. Und sind wir doch mal ehrlich, alleine die monatliche GEZ Gebühr ist deutlich mehr als der ein oder andere Euro Ersparnis für einen Eintritt.
Genauso ist es auch so, das es in vielen Städten sogenannte Städtepässe gibt, die ausschließlich an Menschen mit Grundsicherung ausgegeben werden und darüber erhält man dann auch Ermäßigungen bei Eintritten, die deutlich höher sind, als die studentische Ermäßigung bei einem Schwimmbadeintritt. In meiner Stadt z.B. gibt es für Studenten keine Ermäßigung beim Schwimmbad, dafür liegt die Ermäßigung beim Städtepass bei 50% für den Eintritt.
Ehrlich gesagt ist meckern und die Hand aufhalten immer leicht, aber vielleicht sollte man auch mal über den Tellerrand hinausschauen. Denn statistisch gesehen hat ein Student weniger Geld zur Verfügung als ein Mensch mit Grundsicherung.
StarChild hat geschrieben:Genauso ist es auch so, das es in vielen Städten sogenannte Städtepässe gibt, die ausschließlich an Menschen mit Grundsicherung ausgegeben werden und darüber erhält man dann auch Ermäßigungen
Daran habe ich auch gerade gedacht. Bei uns ist es so, dass die Inhaber von Städtepässen entweder genauso viel zahlen müssten wie Studenten. In Ausnahmefällen müssen die sogar deutlich weniger bezahlen, sodass ich hier überhaupt keine Diskriminierung sehe und ich finde es auch übertrieben hier eine derartige Diskriminierung zu interpretieren.
StarChild hat geschrieben:Denn statistisch gesehen hat ein Student weniger Geld zur Verfügung als ein Mensch mit Grundsicherung.
Das ist leider wahr. Denn Studenten haben auf viele staatliche Leistungen gar keinen Anspruch, beispielsweise Sozialhilfe. Allerhöchstens Wohngeld und dann auch nur dann, wenn das Bafög abgelehnt worden ist, wobei man von Wohngeld alleine nicht überleben kann und trotzdem ackern muss ohne Ende. Dummerweise ist man dann noch als Student den Regeln unterworfen, weil die wöchentliche Arbeitszeit begrenzt ist wegen der Versicherung und dergleichen, sodass man nicht so viel arbeiten kann wie man will ohne direkt Nachteile befürchten zu müssen.
Täubchen, wieso kann man als Student nicht mehr arbeiten? Klar, das Kindergeld entfällt und man zahlt die vollen Sozialabgaben. Aber das hindert einen doch nicht daran. Ich habe das gesamte zweite Studium Vollzeit gearbeitet. Wohnung, Hund, zwei Pferde und so weiter wollten finanziert sein. Das geht schon, wenn man möchte. Mein Mann hat sein Erststudium ebenso mit mehr Arbeitsstunden finanziert und einige Freunde haben das auch gemacht.
Cooper75, weil sich nicht jedes Präsenzstudium an einer Hochschule mit einem Vollzeitjob vereinen lässt, vor allem nicht, wenn es auch noch Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen gibt. Ich hatte pro Woche grob einen Aufwand von über 45 Wochenstunden für das Studium, Anwesenheit (meist an 4-5 Tagen pro Woche Vorlesungen), Vor- und Nachbereiten sowie Ausarbeitungen aufstellen, aber ohne Fahrtzeiten.
Meistens kam ich mit meinem Nebenjob auf 60-70 Wochenstunden und ich hatte "nur" einen 450 Euro Job. Und ich habe noch nicht mal einen Studiengang belegt, wo man noch in das Labor muss oder ähnliches, da sieht es dann noch schlechter aus, mit einem Vollzeitjob neben dem Präsenzstudium. Bei einem Fernstudium sieht das ganze schon wieder anders aus, aber auch da gehen viele auf eine reduzierte Wochenstundenzahl zwischen 30-35 Stunden auf der Arbeit.
Zudem muss man sich auch genau überlegen, ob sich der Vollzeitjob überhaupt rechnet. Für die meisten entfällt nicht nur das Kindergeld, was alleine ja schon 184 € sind, sondern auch die Familienversicherung oder die studentische Pflichtversicherung (liegt heute bei 90 €), da kommt schnell ein Betrag von ca. 300 € zusammen im Monat, den man über die Arbeit auch erstmal wieder reinholen muss.
Bei einem Werkstudentenjob bis 20 Stunden die Woche bleibt das aber erhalten und da viele Studenten Jobs annehmen wo sie zwischen 10-15 Euro verdienen (das ist die Masse, natürlich gibt es auch welche die mehr verdienen) wären das bei 10 Euro schon 30 Stunden im Monat die mehr gearbeitet werden müssten, nur um eine 0-Nummer für die fehlenden Zuschüsse zu erhalten. Die Steuern rechne ich jetzt mal nicht, weil die kann man sich wiederholen. Ob man dafür dann riskieren möchte das man 1, 2 oder 3 Semester länger studieren möchte?
Man muss da nicht nur das Studium sehen, sondern auch die Art vom Studium, da sind die Bedingungen so unterschiedlich, das wirklich nicht jeder Student mal noch eben Vollzeit oder mit 30 Stunden die Woche nebenbei arbeiten kann.
StarChild, dass man nicht bei jedem Studium nebenher arbeiten kann, das ist mir durchaus klar. Aber Täubchen zielte darauf ab, dass es sich finanziell nicht lohnen würde und deshalb nicht möglich wäre. Das ist aber eben nicht so. Bei meinem ersten Studiengang wäre arbeiten komplett nicht möglich, weil die Dienste neben den normalen Zeiten die mögliche Arbeitszeit komplett besetzt haben und unbezahlt waren.
Aber es gibt eben genug Studiengänge, bei denen das nicht so ist. Da kann man durchaus gut zusätzlich arbeiten und deshalb braucht man auch nicht zwangsläufig länger. Außerdem kann man die Zeit gezielt nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und den Lebenslauf passend zum Abschluss aufzuwerten. Zudem gibt es dafür mehr als zehn Euro pro Stunde, wenn man entsprechend sucht.
Schließlich fällt man ab 488 Euro und ein paar Cent aus der Familienversicherung und ab 25 sowieso. Mit dem bisschen plus Kindergeld minus Krankenversicherung hätte ich mein zweites Studium beispielsweise nicht finanzieren können. Ein normaler Job hat sich da durchaus gerechnet, trotz Sozialabgaben und ohne Kindergeld. Da war dann auch mehr Luxus drin.
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