Erfahrungen um Flüchtlingen Deutsch zu lernen

vom 24.09.2016, 20:34 Uhr

In unserem Dorf gibt es seit ein paar Tagen eine Flüchtlingsfamilie. Insgesamt sind es zwei Kinder und vier Erwachsene. Da ein Mädchen nun mit meinem Sohn in die Klasse geht, unterstütze ich die Familie ein wenig, zumindest soweit es mir möglich ist.

Heute war ich bei der Familie, die eben aus den zwei Kindern, den Eltern und zwei Tanten besteht. Die Erwachsenen können kaum bis kein Deutsch und nur eine Erwachsene kann ein wenig Englisch. Sie sind aber wirklich sehr nett und ich würde ihnen gerne helfen, ein wenig Deutsch zu lernen. Da bei uns in der Gegend noch nicht wirklich viele Flüchtlinge sind, gibt es auch nicht wirklich Deutschkurse, die hier angeboten werden.

Nun würde ich ihnen da wie gesagt gerne helfen, bin da aber nun ehrlich gesagt ein wenig ratlos, weil mir ein wenig der rote Faden fehlt. Ich bin generell eher ein strukturierter Mensch und brauche wie gesagt immer sowas wie einen roten Faden.

Da ich weiß, dass es ja doch einige gibt, die mehr oder weniger auf "Eigenregie" Flüchtlingen beim Deutsch lernen geholfen haben, wollte ich hier einmal fragen, wie ihr das gemacht habt. Habt ihr da ein Lehrbuch zur Hilfe genommen, oder habt ihr einfach nach Gebrauch und Gefühl Wörter / Phrasen aufgeschrieben.

Interessieren würde mich wie gesagt vor allem, falls ihr Erfahrungen im "privaten" Bereich habt, und nicht nur, wie es in einem Kurs wäre. Den gibt es bei uns in der Gegend wie gesagt irgendwie nicht.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also ich bin bei uns in einer Einrichtung dort tätig, wo es um solche Dinge geht. Ich kann nur sagen, dass man einfach einfach anfangen sollte. Banale Dinge im Haushalt oder in der Schule einfach benennen lassen. Einfache Kinderbilderbücher, wo die wichtigsten Begriffe erklärt werden.

Man muss sich vor Augen halten, dass es genau dasselbe ist, wie wenn unsere Kinder ihre eigene Muttersprache lernen. Sie lernen sie auch Schritt für Schritt und es dauert einige Jahre, bis alle Grammatikfehler ausgebügelt sind. Man beginnt mit Kinderreimen, Kinderliedern, damit die Kinder die Sprache im Ohr haben.

Dann folgen eben die wichtigsten Begriffe. Am besten lernt ihr die Begriffe gleich mit dem richtigen Begleiter. Also statt "Füllfeder", gleich "die Füllfeder. Ich arbeite mit meinen Kindern so, dass ich einen Zauberstab für meine Einheiten benutze. Die Kinder dürfen dann die Wörter zaubern. Das motiviert und macht auch Spaß beim lernen. Man zeigt dann mit dem Zauberstab beispielsweise auf das Heft und spricht "das Heft".

Natürlich ist es ein Unterschied, ob es sich bei den Flüchtlingen um Erstklässler oder ältere Kinder handelt. Natürlich sollte das auch etwas dem Niveau angepasst sein. Trotzdem lernt man eine Fremdsprache wahrscheinlich am besten durch kindliches Bildmaterial wie etwa Bilderbücher, Kinderspiele wie Memory etc.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Danke für die Antwort und für die Tipps. Machst du das auch mit Erwachsenen so? Die Kinder werden denke ich doch recht rasch in der Schule Deutsch lernen. Das eine Mädchen ist wie gesagt in der Klasse meines Sohnes und seine Lehrerin ist wirklich toll und sehr engagiert. Ihr traue ich voll und ganz zu, dass sie das mit dem Mädchen ganz toll hinbekommen wird. Der Bub wird in eine andere Schule gehen, da er schon älter ist.

Ich selber würde mich in erster Linie gerne um die Erwachsenen kümmern. Ich habe da mal ein wenig gestöbert und da gibt es ja diese Deutsch als Fremdsprache Lehrbücher. Sind die notwendig? Hilfreich wären sie danke ich schon, wenn ich da eines auf Stufe A1 nehme. Ich muss da aber auch ehrlich zugeben, dass sie nun nicht so ganz billig sind. Ein Lehrbuch alleine würde ja noch gehen, dann braucht man aber ja auch noch Arbeitsbuch, CD oder was weiß ich. Jedenfalls würde so ein kompletter Lehrgang nur für A1 locker über 20 Euro kosten.

Und ich möchte der Familie wirklich sehr gerne helfen, aber ich muss auch gestehen, dass ich selber sehr auf jeden Cent schauen muss. Für viele mögen die 20 Euro ein Klacks sein und lächerlich wirken, aber für mich ist es eben doch nicht so ganz locker.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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