Erfahrungen mit Messen für Ausbildung, Weiterbildung und Job
Wart ihr schon einmal auf einer Job-Messe oder einer Messe auf den man über Weiterbildungen aufgeklärt wird? Warum seid ihr dorthin gegangen, warum geht ihr nicht auf solche Messen?
Sind gerade am überlegen, ob wir auf so einer Messe teilnehmen um neue Mitarbeiter zu bekommen. Ich bin ja im Grunde skeptisch, nur müssen wir uns im Unternehmen und der gesamten Branche etwas einfallen lassen, wie wir junge Menschen motivieren können. Einige Sparten im Handwerk haben es ja durchaus geschafft, das muss ja auch für andere Bereiche zu schaffen sein. Nur haben halt Jobs in der Pflege nicht das beste Ansehen.
Ich kenne mich mit Sicherheit nicht so gut wie du mit Jobs in der Pflege aus und weiß offen gestanden nicht genau, warum sie nicht das beste Ansehen haben. Ich kann mir vorstellen, dass es an der Tatsache, dass es zu unangenehmeren Situationen kommt und Pfleger mehr Verantwortung übernehmen müssen. Wie auch immer…
Gerade deshalb, weil die Jobs in der Pflege nicht das beste Ansehen haben, denke ich, dass sich eine Messeteilnahme für euch lohnen würde. Vorausgesetzt, ihr gestaltet euren Messeauftritt so, dass er den jungen Menschen besonders ins Auge sticht. Wenn sie dann zu euch an den Stand kommen, beginnt der zweite Schritt der Überzeugungsarbeit. Kurzum müsst ihr euch um ein starkes Konzept kümmern. Außerdem muss der Standbau Hand und Fuß haben.
Für die Arbeit wird man halt nicht besonders bezahlt. Wenn man da im Supermarkt mehr verdienen kann, dann entscheidet man sich wohl für den leichteren Job. Pflege muss einem auch liegen bzw. eben die Arbeit mit Menschen, die man betreuen muss. Natürlich kommt die Verantwortung auch noch dazu.
Um den Auftritt auf der messe mache ich mir eher weniger Sorgen. Hätte sogar jemanden aus dem Freundeskreis, der bei Syma arbeitet. Das ist ein Messebauer. Mir geht es eigentlich eher darum ob es Sinn macht oder man dann dort steht und keiner zum Stand kommt. Sicherlich kann man auf den messen aufklären aber ob man da das schlechte Image aufbessern kann, da bin ich eben skeptisch. Denke das müsste nicht von einem Arbeitgeber gemacht werden sondern ein paar Ebenen darüber stattfinden.
Nun, ich würde erst einmal mein Angebot überdenken. Mit einem ordentlichen Tarifvertrag, beziehungsweise der Anlehnung an einen fairen Tarifvertrag ist die Bezahlung gar nicht mehr übel. Das wäre der erste Schritt, um Mitarbeiter zu gewinnen.
Dann sollte mit einer Woche von nur fünf Tagen geplant werden. Das schont nicht nur die Pflegekräfte und verringert die Fehlzeiten wegen Krankheit. Es erlaubt auch, den Wechsel der Schichten gesetzeskonform zu realisieren. Das wird nämlich bei der gern genommenen Woche mit 5,5 Tagen extrem schwierig und ist bei einer 6-Tage-Woche unmöglich.
Wenn dann noch der Dienstplan pünktlich am 15. des Vormonats steht, freiwilliges Einspringen mit Gutscheinen oder ähnlichem honoriert werden und für Krankheit und Urlaub ein Springerpool zur Verfügung steht, der einen ordentlichen Bonus (z. B. 500 Euro mehr Lohn) erhält, dann finden sich eigentlich sehr gut neue Mitarbeiter, die auch bleiben.
Dass die Vorgaben des Pflegearbeitsbedingungsgesetz eingehalten werden und man nicht über Sachen wie den Zusatzurlaub diskutieren muss, dass es eine betriebliche Altersversorgung und weitere Benefits gibt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Ja nur nicht übel sind auch andere Bereiche und da muss man körperlich als auch psychisch weniger leisten. Nicht jeder kann mit anderen Menschen arbeiten, schon gar nicht mit Menschen, die Betreuung brauchen. Da kann ich dann schon verstehen wieso man sich lieber in ein Lager setzt und dort seine Ruhe hat, wenn man ungefähr dasselbe verdient.
Das enorme Verbesserungspotenzial in der Branche ist mir schon bekannt. Da ist man aber oft nur Passagier und die Hände sind gebunden bzw. kann man nicht einfach machen, was man für gut empfindet. Ich habe schon das Gefühl, dass es jetzt ernst genommen wird und man nach Verbesserungen sucht. Das dauert halt leider. Die Zeit haben wir aber nicht wirklich. Wenn ich da noch 5 Jahre warte, stehe ich irgendwann alleine da:)
Wie bereits erwähnt kenne ich mich sicher weniger als Fachleute mit den Pflegeberufen aus. Meine Großeltern hatten aber zuerst Pfleger, die dreimal täglich gekommen sind, und dann 24 Stunden Pflegen. Letzteres gilt, glaube ich, auch für unsere Nachbarin. Bei meinen Großeltern waren es zwei Pfleger, die sich jede zwei Wochen gegenseitig abgewechselt ab. Hingegen sehe ich bei der Nachbarin drei Pflegerinnen.
Auf jeden Fall handelt es sich fast ausschließlich um Ausländer, die in der Heimat weniger verdienen würden und mit den hiesigen Verdiensten zufrieden sind. Eine Lohnanpassung wäre notwendig, aber ich vermute, dass es diesbezüglich Regelungen gibt, für die der Threadstarter oder die Threadstarterin wenig dafür können. Wenn er / sie plötzlich viel mehr als auf dem Markt üblich anbieten, rennen plötzlich alle zu diesem einen Unternehmen. Das wäre vermutlich auch nicht gesetzeskonform.
Also gilt es, den Beruf mit anderen Ansätzen besonders schmackhaft zu machen. Bei einer Messe kann man auf relativ viele Menschen zugehen und den Auftritt so gestalten, dass sie sich näher damit befassen und es versuchen. Dieser Punkt hängt aber nicht ausschließlich vom Messebauer ab. Daran müsst Ihr selbst arbeiten oder eine Agentur einbeziehen. An einen Messebauer solltet ihr euch trotzdem wenden, weil der Stand auch professionell aussehen muss. Oder besser gesagt: Bei kleinen Veranstaltungen reichen ein Tisch und zwei Klappsessel. Sonst nicht wirklich.
Das Problem ist, auf Jobmessen konkurriert die Pflege auch mit anderen Branchen. Außerdem flüchten die meisten Mitarbeiter doch nicht, weil sie mit Menschen arbeiten müssen und der Job körperlich hart ist! Man geht, weil nicht einmal die Vorgaben aus dem Pflegearbeitsbedingungengesetz eingehalten werden, weil Ruhezeiten noch nicht einmal entsprechend der gesetzlichen Regelungen berücksichtigt werden, weil die Arbeitgeber sich gern am schlechtmöglichsten Tarifvertrag orientieren und bei der Anlehnung an diesen, die Bedingungen noch weiter verschlechtern.
Und da helfen keine Jobmessen! In guten Häusern und bei guten Diensten ist die Fluktuation niedrig. Angemessene Dienstplanung,, die Selbstverständlichkeit, gesetzliche Vorgaben zu den Arbeitsbedingungen einzuhalten, viele Arbeitszeitmodelle und eine ordentliche betriebliche Altersvorsorge gehören einfach dazu. Und natürlich sollten sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entwickeln dürfen und Fortbildungen erhalten. Dann ist auch Personal da. Das kostet auch nicht mehr, weil die Krankheitszeiten sinken und weniger Zeit für immer neue Einarbeitungen vergeudet wird.
Ja cooper75 da hast du vollkommen Recht. Nur selbst wenn man das alles anbietet hat man mit den negativen Vorurteilen zu kämpfen. Viele glauben ja einfach, das ist überall so schlecht. Die Menschen, die dann dort bereits arbeiten, helfen mir wenig wenn ich neue Mitarbeiter brauche. Da kommt man dann halt auch mal in ein Alter, wo man selbst dann in Pension gehen möchte. Auch wenn es denen sehr gefällt, werden sie mir nicht 5 Jahre länger bleiben. Selbst wenn sie es körperlich könnten.
Im Grunde kann man ja fast anbieten was man will, der Großteil der Jugendlichen lehnt diesen Job von vornherein ab. Und das gilt es aus meiner Sicht zu verhindern bzw. muss man da aufklären. Deshalb ja auch die Idee mit den Messen. Sicher könnte ich da jetzt auch einfach irgendwohin ins Ausland fahren (mit Albanien gibt es da jetzt beispielsweise eine Kooperation), nur hab ich ja hier genug Menschen, die eine Arbeit suchen oder eine Ausbildung brauchen.
Außerdem nehme ich dann ja nur anderen Ländern die Arbeiter weg, was dann wieder andere Probleme schafft. Arbeiter aus dem Ausland holt man sich ja nur weil die eher mit den schlechten Arbeitsbedingungen und der schlechten Bezahlung zufrieden sind. Kann man machen, dann will man aber nichts für die eigenen Mitarbeiter verbessern. Das ist meiner Meinung nach der falsche Weg.
Es kann schon schein, dass zumindest ein Teil der Mitarbeiter nicht aufgrund des Arbeitsalltags flüchtet und dass das an der Seriosität der Arbeitgeber liegt. Doch wie man etwas auch in den medizinischen Einrichtungen sieht, hängt der Punkt mit den Ruhezeiten sicher auch von der Personalanzahl ab. Desto mehr neue Kräfte hinzukommen, je besser lässt sich das managen. Dann gibt es bei seriöseren Unternehmen höchstwahrscheinlich weniger Personalprobleme.
Aber man hört es doch immer wieder, dass sich die jungen Menschen häufig für unangenehmere Aufgaben zu schade sind. Es kann natürlich sein, dass es an den Bedingungen liegt, aber ich bilde mir ein, dass es auch viele unbesetzte Lehrstellen gibt. Bei attraktiveren Arbeitsmöglichkeiten und Unternehmen kann ich mir vorstellen, dass dieses Problem weniger besteht und dass es hingegen viel zu viele Bewerbungen gibt.
Ich denke, dass eine Messeteilnahme mit einem für Jugendliche attraktiven Stand weiterhelfen könnte. Oder das ist zumindest einmal einen Versuch wert. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass junge Menschen, die das Unternehmen mitunter nicht kennen, darauf aufmerksam werden können.
Ja und die Personalprobleme kommen woher? Wer hat denn den Traum von einem Job im Pflegebereich? Das Image leidet eben unter dem Umständen, da kann ich schon verstehen wieso man andere Jobs zuerst wählt. Aber darum wäre es ja wichtig zu sagen, dass kann vorkommen, muss aber nicht so sein. Ist es ein Job wie jeder andere, dann wählen auch mehr Menschen diesen Beruf. Und genau dafür braucht es halt Aufklärung. Weil es andere nicht machen, muss man es selbst in die Hand nehmen.
Also ich glaube die Zeit der zu vielen qualifizierten Bewerbungen ist vorbei. Sicherlich wird es einzelne Firmen geben (auf Grund des Ansehens), wo sich mehr Menschen bewerben aber auch da muss ich mir zuerst mal die Qualifikation ansehen oder wie realistisch es ist, dort mit einer gewissen Ausbildung einen Job zu finden.
Wir haben uns jetzt eh überlegt, dass wir eine Infokampagne starten. Einerseits auf Job- und Ausbildungsmessen aber auch gezielt in Schulen und bei Berufsorientierungen. Habe mit dem Freund bei Syma gesprochen und auch von deren Seite da einige Infos erhalten, für die Infoveranstaltungen habe ich mich an die Gewerkschaft bzw. Wirtschaftsvertreter gewendet. Die wollen auch ein wenig unterstützen. Gerade was die Aufklärung in den Schulen betrifft.
Könnte also etwas weitergehen, ob es etwas bringt, ist eine andere Frage aber irgendwann muss man ja mal anfangen sonst wird es nicht besser.
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