Erfahrung als verheiratete Studentin mit Kind
Mein Mann und ich möchten ein Kind. Zur Zeit sieht unsere Situation so aus, dass ich studiere (voraussichtlich noch 1,5 Jahre Studium + zwei Jahre Referendariat), also noch eine Weile nicht voll arbeiten kann/werde. Mein Mann ist seit mehreren Jahren festangestellt. Ich jobbe nebenher in einem 450 Euro Job. Verheiratet sind wir seit 2 Jahren, zusammen seit 7.
Wir haben uns das schon lange überlegt und ich bin einfach der Meinung, dass ich im Studium am flexibelsten bin, um eine Pause einzulegen. Im Internet gibt es zahlreiche Beiträge zum Thema studieren mit Kind und sowohl die Vor- als auch Nachteile werden aufgezeigt, oftmals werden auch finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt. Ich habe jedoch immer nur Beiträge für alleinerziehenden Müttern/Vätern oder nicht verheiratete Paare, bei denen beide studieren gefunden.
Ist jemand von euch in der gleichen Situation? Mutter studiert, Vater berufstätig, verheiratet? Wie sah euer Alltag aus während der SS? Nach der Geburt? Wer hat wie lange Elternzeit genommen? Welche finanzielle Unterstützung habt ihr in Anspruch genommen? Wie hat eure Uni reagiert?
Gerade wenn dein Mann voll arbeiten geht, sollte das doch auch ohne staatliche Hilfe machbar sein oder nicht? Man bekommt natürlich Elterngeld, was mindestens 300 € sind, dann noch mal Kindergeld und davon kann man schon einiges für das Kind besorgen und dürfte am Anfang gut über die Runden kommen.
Ansonsten musst du dir eben ganz genau überlegen, ob es gerade wirklich so gut passt. Bei unserer Uni gibt es direkt einen Kindergarten und das Ganze ist gut organisiert, aber man sollte wenn möglich ja schon ein Jahr zu Hause bleiben, mindestens. Immerhin ist es gut für das Kind und das kann dann auch eine bessere Bindung zu den Eltern aufbauen.
Bei uns ist es so, dass mein Mann studiert und ich mir ganz bewusst einfach mal die Zeit nur für mein Kind genommen habe und ein bisschen hinten anstehe. Ich wollte nämlich auch studieren, aber das werde ich dann alles ein bisschen verschieben, was so aber auch geplant war.
Da mein Mann so noch Geld verdient kommen wir super über die Runden, aber vom Lernen her ist es schon eine Qual, wenn man am Anfang ein schreiendes Baby hat, was ständig gestillt oder gefüttert werden möchte. Das ist dann einfach sehr schwer, aber wenn du dir ganz gezielt Urlaubssemester nimmst, ist das ja nicht der Fall und dann ist alles in Ordnung. An deiner Stelle würde ich mich erst mal von der Uni beraten lassen. Du bist ja nicht die Erste mit dem Wunsch.
Ramones hat geschrieben:Ansonsten musst du dir eben ganz genau überlegen, ob es gerade wirklich so gut passt. Bei unserer Uni gibt es direkt einen Kindergarten und das Ganze ist gut organisiert, aber man sollte wenn möglich ja schon ein Jahr zu Hause bleiben, mindestens. Immerhin ist es gut für das Kind und das kann dann auch eine bessere Bindung zu den Eltern aufbauen.
Woher diese pauschale Annahme das man mindestens ein Jahr Zuhause bleiben sollte? Die Elternzeit ist eine freiwillige Sache, wenn das also jemand nicht machen kann oder möchte, dann ist er also direkt eine Rabenmutter und hat keine bzw. nur eine schlechte Bindung zu seinem Kind?
Also diesen Zahn kann ich dir direkt ziehen, ich arbeite seit mein Kind wenige Wochen alt ist bereits wieder Vollzeit. Das Kind geht entsprechend in die Krippe und wird dort betreut. Wir haben keine schlechte Bindung zueinander, ganz im Gegenteil wissen wir die Zeit die wir miteinander haben viel mehr zu schätzen. Kinder die ständig die Mutter oder Eltern um sich haben genießen diesen "Luxus" von Anfang an und wissen das entsprechend auch hinterher nicht zu schätzen, weil es für sie einfach normal ist.
Du musst auch nicht nur das Kind als Baby sehen während dem Studium. Solch ein Kind braucht über Jahre deine Aufmerksamkeit und fordert immer mehr. Machst du nun also eine Pause, bekommst ein Kind und bleibst danach ein Jahr in Elternzeit (denn nur solange gibt es Elterngeld), dann ist dein Kind 1 Jahr alt wenn es in die Krippe geht. Zum einen muss die Krippe bezahlt werden, zum anderen hast du die doppelte Belastung mit Uni und Kind. Da ist nichts mit Zuhause hinsetzen und lernen, da kommt erst einmal das Kind und wenn das endlich im Bett ist und du alle anderen Tätigkeiten als Mutter erledigt hast, dann kannst du lernen. Das ist meistens dann schon spät in der Nacht und morgens geht es wegen dem Kind auch wieder früher raus.
Diese doppelte Belastung ist nicht zu unterschätzen, egal ob das Kind nun wenige Wochen alt ist, 1 Jahr oder auch schon 3 Jahre. Je lebhafter die Kinder werden, desto mehr wollen sie auch machen. Nachmittags kommst du dann auch nicht zum lernen, weil du meinst ältere Kinder können sich selbst beschäftigen. Wenn dein Kind dann doch lieber raus will und Pusteblumen pflücken oder auf den Spielplatz musst du mit, Buch kannst du zwar mitnehmen aber zum lernen kommst du dort nicht.
Nicht jede Universität hat einen entsprechenden Kindergarten oder eine Krippe. Selbst die Plätze sind begrenzt und mit Pech bekommt man keinen. Zudem diese auch nicht umsonst sind, obwohl diese meistens günstiger angeboten werden für die Studenten. Damit das ganze finanziert werden kann, braucht man entweder einen Partner der einen finanziell solange aushält oder man schafft sich 1-2 weitere Jobs an, damit man das ganze eben finanzieren kann. Da leider aber auch wieder die Zeit für das Kind und für die Uni.
Also egal wie du es drehst und wendest, stell dich auf eine längere Zeit ein mit dem studieren. Denn die Regelstudienzeit schaffen die wenigsten mit Kind und wenn, dann haben sie solch ein Glück und richtig viel Unterstützung mit dem Kind. Alleine oder nur mit einem Partner ist das ganze nicht zu organisieren und zu finanzieren. Denn entweder er kümmert sich um das Kind und kann solange nicht auf Arbeit oder er geht auf Arbeit und du brauchst eine andere Alternative für das Kind. Zumindest solltest du das mit dem Partner vorher direkt absprechen, denn mit deinem Wunsch Studium und Kind beschneidest du nicht nur dein eigenes Leben enorm, sondern seines auch. Auch wenn das vielen Männern im Vorfeld gar nicht klar und bewusst ist.
Generell bin ich eher dafür, dass man erst einmal seine Ausbildung beendet. Wenn keine Ausbildung im klassischen Betrieb gemacht wurde, dann ist dazu das Studium gemeint. Das schließt auch hinterher die Praktika bzw. Referendariat mit ein. Erst einmal das ablegen und dann über Kinder nachdenken, damit hat man weniger Stress. Denn es ist schon schwer genug in einem fertigen Beruf mit Kind hinterher alles zu organisieren und zu planen, mit einem Studium noch an der Backe und womöglich irgendwann noch Alleinerziehend grenzt es an den Supergau.
Schwiegermutter hat ihr Kind bekommen als sie gerade mit der Ausbildung fertig war. Direkt im Anschluss ist sie studieren gegangen mit einem Kleinkind. Sie fand nichts stressiger als das ganze, Krippen gab es zwar aber sie hatte nicht ausreichend finanzielle Mittel um das Kind dort abzugeben. Folglich saß es oft mit in den Lesungen und hat die anderen Studenten gestört. Mehrere Prüfungen gescheitert, Exmatrikuliert worden und in einem anderen Bundesland weiter gemacht.
Am Ende hat sie für ihr Studium 9 Jahre gebraucht, weil das Kind einfach so viel Zeit und Nerven nebenbei gefressen hatte. Finanziell sah es nie gut aus während der Zeit, sowohl sie als auch das Kind mussten auf alles verzichten, wohnten in einem WG Zimmer auf 15 Quadratmeter zu zweit bis das Kind 11 Jahre alt war und Kindsvater hat sich aus dem Staub gemacht und keinen Unterhalt gezahlt. Auch so kann es laufen, das sollte dir im Vorfeld bewusst sein.
Das ist meiner Meinung nach sehr stark abhängig davon, wie hoch der Verdienst deines Mannes ist und ob ihr euch dafür bereit fühlt. Eine Kommilitonin von mir hat während des Studiums ihr Kind bekommen und es klappt wirklich sehr gut. Ihr Freund verdient allerdings auch sehr viel, so dass es keine finanziellen Probleme gibt. Auch muss man sich im Klaren sein, dass eine Beziehung dennoch noch in die Brüche gehen kann und sich diesbezüglich absichern.
Was die Vereinbarkeit von Kind und Studium betrifft ist meine Freundin sehr zufrieden, da sie wirklich so flexibel ist, wie sie ist im Berufsleben nie sein wird. Die Prüfungszeiten sind mitunter anstrengender als für andere Studenten, wenn man nachts des öfteren geweckt ist und auch so etwas wie Krankheit des Kindes durchmachen muss. Allerdings konnte sie immer ganz gut lernen, wenn die Kleine geschlafen hat und war was das angeht auch sehr strukturiert, was meiner Meinung nach wichtig ist.
Was Elterngeld angeht kenne ich mich nicht aus, allerdings weiß ich, dass sie zusätzliches Bafög bekommt, welches sie auch nicht zurückzahlen muss. Elterngeld gibt es in der Regel einen bestimmten Mindestsatz wenn man vorher nicht gearbeitet hat. Ob es finanziell klappt hängt in diesem Fall also ziemlich stark vom Mann ab oder sonstiger Unterstützung in der Familie. Einen "perfekten" Zeitpunkt gibt es wahrscheinlich nie, deshalb muss wenn die Rahmenbedingungen gut sind wohl auf sein Gefühl hören.
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