Enttäuscht sein, wenn verliebtes Kribbeln vorbei ist?

Meine gute Freundin ist nun schon wirklich sehr lange mit ihrem Freund zusammen, nun dürften es schon an die acht Jahre sein. Die Beziehung läuft auch gut, wobei es dennoch immer wieder Höhen und Tiefen gibt.

Immer dann, wenn es wieder eine Zeit lang nicht so gut mit ihrem Freund lief, gestand mir meine Freundin seufzend, dass sie traurig und enttäuscht wäre, dass sie nach so einer langen Zeit eben kein verliebtes Kribbeln und keine Schmetterlinge mehr im Bauch verspüren würde. Sie würde sich schon manchmal wieder die aufregende Anfangszeit zurückwünschen.

Bei mir ist es ganz anders, wobei ich aber auch noch lange nicht so lange mit meinem Freund zusammen bin, wie sie, weshalb ich das vielleicht auch nicht richtig beurteilen kann. Dennoch habe auch ich nun kein verliebtes Kribbeln und auch nicht ständig Schmetterlinge im Bauch, weil ich ja auch mit meinem Freund zusammen wohne und wir uns aneinander gewöhnt haben.

Das finde ich jedoch gar nicht schlimm. Ich finde diese Vertrautheit und tiefe Liebe jetzt sogar noch viel schöner, als das aufregende Verliebtsein anfangs. Wart ihr auch sehr enttäuscht, als das verliebte Kribbeln bei euch in der Beziehung irgendwann vorbei gegangen ist?

Damals war ich nicht enttäuscht, dass das schöne Kribbeln verschwand, heute bin ich es. Ich bin mit meinem Partner nun seit 6,5 Jahren zusammen und erwische mich doch öfter mal bei dem Gedanken, dass ich dieses Kribbeln, dieses schöne Gefühl, einfach gerne mal wieder hätte. Versteht mich nicht falsch, ich möchte mich nicht trennen und ich möchte nicht fremdgehen, aber ich vermisse dieses Gefühl einfach doch zwischendurch mal.

Natürlich gibt es bei uns auch ein Gefühl von Vertrautheit, man kennt sich einfach, man kennt die Marotten des Partners. Das ist auf jeden Fall auch toll, da es sich so schon eingespielt hat. Und wenn ich daran denke, dass man das auch nach der ersten Verliebtheitsphase wieder hätte, dann ist es wirklich gut so, wie es derzeit ist.

Ich habe nun kein dauerhaftes Kribbeln im Bauch, was nach den Jahren sicherlich auch normal ist, aber ich habe das schon immer mal wieder, gerade beim Küssen. Ich denke aber, dass es normal ist, wenn dies nachlässt und nicht mehr ganz so stark sein kann, wie am Anfang. Ich würde das aber auch nicht haben wollen, dauerhaft nur die rosarote Brille zu tragen, weil das doch auch im Alltag ganz schön ist.

Man muss eben damit leben, wenn sich die Dinge verändern. Wenn die beiden eine gute Beziehung haben, dann sollte das deiner Freundin reichen. Ich denke auch, dass sich so eine Beziehung jeden Tag ein Stücke weiterentwickelt und das finde ich beispielsweise auch sehr gut. Man wächst ja mehr zusammen.

Das Kribbeln geht immer weg und das passiert ganz normal bei Beziehungen, damit muss man leben. Bei manchen hält es länger an, bei anderen nur kurz und wenn man dann weiter in der Beziehung bleibt, wandelt sich das im Idealfall in ein Gefühl des Vertrauens, aber die verrückte Verliebtheit ist eben vorbei, das muss man akzeptieren.

Ich finde nicht, dass das Kribbeln in einer Beziehung irgendwann für immer weg ist. Denn mit dem richtigen Partner kommt es immer mal wieder. Das finde ich viel schöner, denn dann gibt es zur tiefen Liebe auch noch zeitweise das Kribbeln einer frischen Beziehung dazu.

Ewig ohne Kribbeln möchte ich genauso wenig leben wie im permanenten Zustand des frischen Verliebtseins. Das eine wäre mir zu langweilig, das andere wäre stressig und verkäme zu einem Normalzustand. Welchen Reiz hat etwas, wenn es nichts mehr besonderes ist? Ich genieße den Wechsel sehr.