"Entsorgte Eltern" - wieso Selbsthilfegruppe?
In meinem Ort gibt es nicht nur die üblichen Selbsthilfegruppen, sondern auch eine Gruppe, in der sich Eltern und Großeltern treffen, die aus welchen Gründen auch immer keinen Kontakt mehr zu ihren erwachsenen Kindern und Enkeln haben oder haben dürfen. Das ist natürlich keine schöne Sache, aber ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, was ich von dieser Art Selbsthilfegruppe halten soll.
Ich finde, dass schon der Ausdruck "entsorgt" auf unangenehme Weise nach Opferrolle und Selbstmitleid klingt. Vielleicht haben die erwachsenen Kinder ja sehr gute Gründe, den Kontakt zu ihren Eltern abzubrechen, weil diese ihren Nachwuchs schikaniert oder sogar missbraucht und ihnen eine miserable Kindheit und Jugend verschafft haben.
Außerdem bin ich der Meinung, dass man sich Kinder freiwillig zulegt und die damit verbundenen Opfer und Einschränkungen nicht nur deshalb auf sich nimmt, um sie dem Nachwuchs später aufs Butterbrot zu schmieren. Auch Eltern haben kein Recht, den Martyrer zu spielen, wenn ihre Kinder nicht bis weit ins Erwachsenenalter nach ihrer Pfeife tanzen. Ich halte daher nicht viel von der Einstellung, dass Kinder ihren Eltern alleine auf Grund der biologischen Verbindung irgend etwas "schulden". Wie bei allen Beziehungen müssen sich schon beide Seiten anstrengen, um sie zu pflegen.
Was haltet ihr von dem Konzept von "entsorgten" Eltern und Großeltern? Könnt ihr euch vorstellen, dass man "einfach so" ohne Grund den Kontakt zu seiner Ursprungsfamilie abbricht oder dass schon etwas vorgefallen sein muss?
Wenn man von der Darstellung der Selbsthilfegruppe ausgeht, handelt es sich bei den "Entsorgten" durch die Bank um arme Opfer, die sich partout nicht erklären können, wieso ihre Kinder so grausam sein können. Würdet ihr ihnen diese Darstellung unhinterfragt abkaufen und Mitleid haben oder eher skeptisch auf Distanz gehen?
Einfach so wird es bestimmt nicht passieren. Aber hast du dir mal überlegt, dass ein Wort das andere geben kann und durch andere Einflüsse von Außen dann auch etwas passiert, womit keiner so recht gerechnet hat? Es wird gehetzt und aufgehetzt.
Meiner Tante väterlicherseits geht es ähnlich. Ihr Sohn hat mit seiner Mutter keinen Kontakt mehr, weil die Oma gegen den neuen Partner gewettert hat, den er eigentlich 4 Jahre lang toll fand und mit dem er gut auskam. Dann kam auch noch der leibliche Vater, der sich eingemischt hat und über die gescheiterte Beziehung wohl nie hinweg kam. So hat der Junge mit 16 so aufgemuckt, dass er den Stiefvater geschlagen hat und nicht umgekehrt. Er wollte, dass der Stiefvater geht und der leibliche Vater wieder freie Bahn hat und das mit 16.
Als meine Tante mit ihm reden wollte, dass es nicht geht und dass sie nie wieder mit dem leiblichen Vater zusammen kommen würde ist er zu seinem leiblichen Vater gegangen und hat den Kontakt mit der Mutter abgebrochen. Und das ist nun schon 12 Jahre her.
Meine Tante kann nicht über ihn reden ohne zu weinen. Sie quält sich jeden Tag und ihr würde so eine Selbsthilfegruppe gut tun. Denn nach 12 Jahren kommen immer noch Briefe mit "Annahme verweigert" zurück, die sie ihrem Sohn schreibt. Meine Tante leidet sehr. Ihr Sohn wird es bestimmt auch. Aber dieser will mit seiner ganzen Familie mütterlicherseits nichts mehr zu tun haben.
Ich denke auch, dass es Fälle geben kann, in denen die Eltern sich gegenüber ihren Kindern einfach nur schlecht verhalten haben und wo die Kinder dann berechtigterweise keinen Kontakt mehr möchten. Aber es gibt auch Fälle, wo die Eltern wirklich nichts Schlimmes gemacht haben und es eher die Kinder sind, die sich völlig blöde verhalten.
Klar haben Eltern keinen Anspruch darauf, dass die Kinder ihnen ewig dankbar sind. Aber wenn man als Elternteil das Kind beim Aufwachsen begleitet oder eben überhaupt erst Kinder will, dann wünscht man sich ja auch über die Kindheit hinweg ein gutes Verhältnis zu den Kindern. Dass die eines Tages nichts mehr mit den Eltern zu tun haben wollen, wünscht sich doch keiner.
Und dass diese Eltern sich dann irgendwie entsorgt fühlen und auch bewusst diesen Begriff wählen, kann ich gut verstehen.
Mag sein, dass es auch Eltern gibt, bei denen die Kinder gezielt aufgehetzt wurden und die gar nichts dafür können, dass die Kinder sich einfach abwenden. Meiner Erfahrung und Beobachtung jedoch ist das nur ein sehr sehr kleiner Prozentsatz von vielleicht 2% wenn es hoch kommt. Die meisten Eltern können sehr wohl etwas dafür, wollen aber nicht einsehen, dass sie auch nur Menschen sind und Fehler machen und dass sie das Verhalten der Kinder selbst provoziert haben.
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